„Enorme Zäsur“
Bürgerinitiative „Pro Landshuter Allee Tunnel“: Kein Fahrverbot lieber Tunnelbau
Wird es in München ein Fahrverbot für Dieselfahrzeuge geben? Das Thema hat zumindest in den vergangenen Wochen weitgehend die öffentliche Diskussion beherrscht. Auch die Bürgerinitiative (BI) „Pro Landshuter Allee Tunnel“ setzt sich mit einem möglichen Fahrverbot auseinander. „Das Problem der Schadstoffbelastung ist nunmehr so akut, dass ein Handeln immer wahrscheinlicher wird“, erklären die BI-Sprecher Michael Lotterschmid, Susanne Mayer und Nima Lirawi. Die Methode der jahrelangen Beschwichtigung der Öffentlichkeit in München durch Stadt und Land beziehungsweise durch die Regierung von Oberbayern und das Agieren mittels Ausnahmegenehmigungen, die Verstöße gegen die Schadstoffhöchstgrenzen zulassen, sei gescheitert.
„Wir stehen jetzt vor der Tatsache zuzusehen, wie ein Fahrverbot – von uns zu keinem Zeitpunkt gefordert – aus dieser Notwendigkeit heraus, zusehends Befürworter gewinnt“, betonen sie weiter und „bitte nicht zu vergessen: Benziner produzieren ebenfalls jede Menge Schadstoffe.“ Wenn auch bei einem Dieselfahrverbot erneut mit einer ganzen Palette von Ausnahme zu rechnen sei: Aus Sicht der BI „Pro Landshuter Allee Tunnel“ stellt ein Fahrverbot eine enorme Zäsur dar. „Unsere feste Überzeugung ist aber auch, dass ein Fahrverbot nur eine kurzfristige Sofortmaßnahme für die Landshuter Allee sein kann. Für uns hat die schnelle – und jetzt noch drängendere Umsetzung der Tunnelbaumaßnahme Landshuter Allee – oberste Priorität.“
„Schnell und zukunftsgerichtet handeln“
Mehr als 75 Prozent des Verkehrsaufkommens der Landshuter Allee besteht nach Angaben der Bürgerinitiative aus Pendler- oder Durchgangsverkehr. Solange keine entsprechende Umfahrungsmöglichkeit der Stadt für den Umland- und den Durchgangsverkehr für die deutschen und europäischen Verkehrsströme bestehe, sei der Regionalverkehr auf den Mittleren Ring angewiesen. Damit bleibe ein Tunnel die einzige langfristig erfolgversprechende Maßnahme. „Wir rufen nochmal den für München so wichtigen Aspekt der ‚Stadtreparatur‘ in Erinnerung“, heißt es von Seiten der Tunnelbefürworter. „Denn: Das Umland wächst immer stärker zusammen, die Stadtgrenzen sind kaum mehr wahrnehmbar, die Verdichtung nimmt für jedermann oder -frau erkennbar, immer mehr zu.“ Dabei werde die vielzitierte „verkehrspolitische Wende“ durch eine nennenswerte „Umrüstung auf Elektroantriebe“ – auch beim bestem Willen und jeder Unterstützung – noch viele Jahre dauern. „Diese Zeit haben München – genauer, die betroffenen Bürger – aber nicht mehr“, sind sich die BI-Sprecher sicher. „Jetzt gilt es schnell und, im Interesse der Stadtentwicklung, zukunftsgerichtet zu handeln.“
„Alleegespräch“ mit Stadträtin Kathrin Abele
Die Bürgerinitiative „Pro Landshuter Allee Tunnel“ setzt sich mit dem Tunnelbau auch regelmäßig in ihrer Dialogreihe „Alleegespräche“ auseinander (der Werbe-Spiegel berichtete). Hier äußern sich politische Vertreter aller Parteien sowie betroffe Anlieger zu einem möglichen Tunnel. Zuletzt hat sich Stadträtin Kathrin Abele den Fragen der BI gestellt. „Wir haben in der Vollversammlung des Stadtrats beschlossen, dass die Planungen für den Tunnelbau weiter vorangetrieben werden, bis alle Fakten auf dem Tisch liegen. Es wurde vor allem eine Entscheidung darüber getroffen, welchem Projekt wir die höchste Dringlichkeit einräumen wollen. Dem Tunnel-Neubau an der Landshuter Allee haben wir die höchste Priorität gegeben“, erklärt die SPD-Politikerin.
„Gewinn an Lebens- und Wohnqualität“
Auch die SPD-Fraktion im Stadtrat stehe zu diesem Projekt. Der starke Verkehr auf der Landshuter Allee belaste die Anwohner mit Lärm und schlechter Luft, immer wieder würden die EU-Grenzwerte für Schadstoffe hier am Ring überschritten. „Ein Tunnel an der Landshuter Allee bedeutet für die Menschen in der Nachbarschaft einen großen Gewinn an Lebens- und Wohnqualität. Er bringt außerdem nicht nur ihnen, sondern dem gesamten Stadtteil selbstverständlich Vorteile“, meint Kathrin Abele. Schließlich sei die Landshuter Allee eine Verkehrsschneise, die Neuhausen in zwei Teile trennt. „Den Verkehr unter die Straße zu schicken würde auch bedeuten, den Stadtteil wieder zu vereinigen.“
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