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Rubrik: Gesamt · Stadtteil: München
Kinder statt Kultur
Haus für Kinder in der Hogenbergstraße
In der Hogenbergstraße 33-35 steht seit einigen Monaten ein neues Haus für Kinder. 111 Betreuungsplätze sind entstanden – immerhin eine Kindergartengruppe mehr als vorher an diesem Standort. „Ein Tropfen auf den heißen Stein“ sei die neue Einrichtung zwar, aber doch ein Grund zur Freude im so stark unterversorgten Laim, so Josef Mögele, der Vorsitzende des Bezirksausschuss (BA) Laim, der den Neubau bei der diesjährigen Bürgerversammlung vorstellte. Dass man sich inzwischen mehrheitlich über den Neubau im Herzen Laims freut, ist der versöhnliche Ausgang einer langen Planungs- und Klagengeschichte. Ursprünglich sollten nicht nur Kinder, sondern auch Kultur auf das städtische Grundstück in der Hogenbergstraße. Nachbarschaftsklagen aber vereitelten den Bau.
Der Vorbescheid von 2011
Laim brauche jeden zusätzlichen Kinderbetreuungsplatz, schließlich liegt der Stadtbezirk mit seinen Kinderbetreuungseinrichtungen immer noch weit unter dem städtischen Durchschnitt. (39 Prozent der unter Dreijährigen haben einen Krippenplatz und 75 Prozent der unter Sechsjährigen haben einen Kindergartenplatz). In der Hogenbergstraße 33-35 ist nun Platz für drei Krippen- und drei Kindergartengruppen entstanden. Für 4,4 Millionen Euro wurde eineinhalb Jahre lang auf dem rund 3.000 Quadratmeter großen Grundstück gebaut. Seit Sommer ersetzt das Haus den früheren Pavillon, ein großer Garten gehört dazu. Im Vorbescheid für das Bauprojekt aus dem Jahr 2011 sahen die Pläne jedoch ganz anders aus. Damals wollte man neben das Kinderhaus ein Laimer Kulturhaus stellen. Im Herzen Laims, für alle gut erreichbar, sollte ein richtiges Bürgerzentrum entstehen. Musik- und Theaterabende und endlich Raum für Vereinsarbeit und Jugendprojekte, aber auch für Bürgerversammlungen hätte es geben können – darauf freuten sich zumindest die Kulturhausbefürworter. Doch es gab Gegenstimmen. Vor allem in der Nachbarschaft fürchtete man den Lärm, etwa durch die Veranstaltungsbesucher, die nachts ihre PKWs aus der Tiefgarage führen und lärmend den Heimweg antreten würden. Durch zusätzlichen Publikumsverkehr sah man die kleine Hogenbergstraße überschwemmt und in Parkplatznot ertrinken. Die Nachbarschaftsklagen, die einige Jahre den Bau verzögerten, waren erfolgreich. Das Kulturhaus kam nicht. 2015 dann eine neue Idee: Alt und Jung sollten sich das Grundstück teilen!
Kein Alten- und Servicezentrum
Sowohl das Alten- und Servicezentrum Laim unter Trägerschaft der Arbeiterwohlfahrt (AWO), als auch der Bezirksausschuss (BA) Laim stimmten dafür, dass in der Hogenbergstraße ein sogenanntes ASZ plus entstünde. Das Referat für Bildung und Sport (RBS) lehnte jedoch ab. Die Begründung: Zu weit sei die Planung für das Kinderhaus schon gediehen. Eine neuerliche Planänderung hätte die Fertigstellung des Kinderhauses sogar um drei Jahre verzögern können. Auch fürchtete man Schadenersatzforderungen von bereits beauftragten Firmen. Am Ende also wurde das ganze Grundstück der Kinderbetreuung zugesprochen. Das eingeschossige Haus hätte dann doch wenigstens größer werden können, um noch mehr Kinder zu beherbergen – ein letzter verhallender Kritikpunkt aus dem Viertel. Nun herrscht in der Hogenbergstraße statt Publikumsverkehr der Hol- und Bringverkehr für die Kleinen. Im Juni ließ das Kreisverwaltungsreferat drei öffentliche Stellplätze für die Anfahrt der Eltern als zeitliche begrenzte Parkscheibenzone einrichten.
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