"Das ist nicht selbstverständlich"
"München dankt!"-Auszeichnung im Selbsthilfezentrum

"München dankt" (von links): Longinus Amadi, Stadtrat Christian Müller, Klaus Grothe-Bortlik (Selbsthilfezentrum), Werner Hagedorn, Angela Schweiger, Andrea Gressmann, Brigitta Scherleitner. (Foto: ds)
Rund 1.200 Selbsthilfegruppen und selbst organisierte Initiativen hat das Selbsthilfezentrum (SHZ) München in seiner Datenbank. Etwa 200 davon treffen sich regelmäßig in den Räumen des Selbsthilfezentrums, dem ehemaligen Tröpferlbad in der Westendstraße 68. "Ich bewundere meine Kolleginnen, dass sie es schaffen, immer noch mehr Gruppen hier einen Raum zu geben", meinte Geschäftsführer Klaus Grothe-Bortlik beim Jahresempfang des Hauses, bei dem es eng wurde: "Heute platzen wir aus allen Nähten, aber das tun wir gerne", begrüßte er die Vertreter der verschiedensten Gruppen, die die Gelegenheit zu Vernetzung und Austausch nutzten. Fünf von ihnen wurden mit der Urkunde "München dankt!" geehrt. Stellvertretend sozusagen: "Wie voriges Jahr möchte ich betonen: Das hätten Sie alle verdient", sagte Grothe-Bortlik.
SPD-Stadtratsmitglied Christian Müller überbrachte die Grüße der Landeshauptstadt München, die mit der "München dankt!"-Urkunde und einem Gutscheinheft das ehrenamtliche Engagement würdigt. "Ihre Arbeit kommt ja nicht nur Ihnen selbst zugute, sondern auch anderen", lobte Müller die Gäste. "Sie setzen viel Zeit und Mühe ein – das ist nicht selbstverständlich."
Toleranz bewahren
München sei heute eine Stadt, in der sich Menschen jeder Herkunft, jeder religiösen und sexuellen Orientierung wohl fühlen können. In den Nachrichten müsse man erschreckende Entwicklungen in anderen Ländern verfolgen, führte Müller aus: "Wir haben hier in München tolle Errungenschaften und müssen uns wachsam darum kümmern, dass es so bleibt. Wir müssen das, was wir erreicht haben, bewahren. Dafür stehen auch Sie: Herzlichen Dank."
Rund zwei Drittel aller Selbsthilfeinitiativen befassen sich mit Themen rund um die Gesundheit beziehungsweise mit den Folgen von Erkrankungen. Ein weiteres Drittel beschäftigt sich mit anderen Themen aus den Bereichen Soziales und Umwelt. Mit der "München dankt!"-Urkunde wurden geehrt: Longinus Amadi (Ortsverband München der Indigenous people of Biafra e.V.), Andrea Gressmann (Frauenselbsthilfe nach Krebs, Landesverband Bayern e.V., Gruppe München), Werner Hagedorn (Kontaktgruppe München für Schwerhörige und Cochlea Träger sowie Landesverband Bayern der Schwerhörigen und Ertaubten e.V.), Angela Schweiger (LETS-Tauschring München) und Brigitta Scherleitner (Autorengruppe Ibis
).
Zusätzlicher Raum gesucht
Die Stadt München unterstützt die Selbsthilfe seit 1985. Das Selbsthilfezentrum wird zu zwei Dritteln von der Landeshauptstadt München und zu einem Drittel über die gesetzlichen Krankenkassen finanziert. Träger ist der Verein zur Förderung der Selbsthilfe und Selbstorganisation FÖSS e.V.
2005 ist das Selbsthilfezentrum ins ehemalige städtische Wannen- und Brausebad an der Westendstraße 68 eingezogen. Im Treppenhaus hängen Fotos aus der Zeit, als die Nachbarn noch hierher kamen, um ihr wöchentliches Vollbad zu nehmen. Die Atmosphäre des Hauses wird von den heutigen Benutzern sehr geschätzt. Das Gebäude barriereärmer zu machen, ist jedoch nicht so einfach: Ein Aufzug im Treppenhaus ist aus Brandschutzgründen nicht möglich. Deshalb sucht das Selbsthilfezentrum zur Zeit einen zusätzlichen, barrierefreien Gruppenraum im Stadtviertel. Die Telefonnummer lautet (089) 5329560, auf der Internetseite www.shz-muenchen.de stehen viele Informationen zu den Gruppen und Initiativen, Leistungen, Fachthemen und Veranstaltungen des Selbsthilfezentrums.
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