Das Geheimnis der Bierflasche (1)
Jeder, der unsere Piazza kennt, weiß, dass immer wieder Dinge herumliegen, weggeworfenes Papier, verlorene Milchtüten, leere Zigarettenschachteln und manchmal auch Flaschen. Meistens sind diese von nächtlichen Treffen auf dem Platz „liegengeblieben“. Das Übliche. In letzter Zeit fielen leere Bierflaschen auf. Sie lagen in den Pflanzrondells, in denen die Essigbäume stehen, und aus denen eben Osterglocken und Tulpen ans Licht streben. Irgendjemand, meistens der sehr um Sauberkeit bemühte Hausmeister, räumt das dann fort.
Doch die Bierflaschen waren „Sondermüll“, es umgab sie ein düsteres Geheimnis.
Es war nach Mitternacht und kalt, und wer nicht draußen sein musste, war im Bett. Eine dunkle, schlanke Gestalt trat auf die Piazza. Sie hielt sich im Schatten des voll am Himmel hängenden Mondes und vermied seinen weißgoldenen Lichtschleier geflissentlich. An einer Ecke des Platzes blieb er stehen und ein Lichtblitz zuckte über sein Gesicht. Zu dumm, zu kurz um ihn sich einzuprägen. Warum auch? Dann stieg Rauch auf und er sah sich um. Auffällig war, dass er inzwischen mit der rechten Hand fortwährend in seine Jackentasche fuhr, wie um zu fühlen, ob „es“ noch da wäre. Tiefe Ruhe umgab ihn. Vor der Spielhalle standen rauchend zwei Männer. Er wartete fröstelnd, bis sie verschwanden. Nun ging er das kleine Stück durch den Lichtvorhang des Mondes und der Laternen, blieb bei einem Pflanzrondell stehen, sah sich um und horchte. Er trat die Zigarette aus, bückte sich und begann vorsichtig mit den Händen im lockeren Erdreich zu graben. Schritte! Jemand ging mit seinem Hund von der gegenüberliegenden Seite quer über die Piazza. Der Mann am Rondell zuckte zusammen, trat zurück, atmete schwer, blickte zum Hund und zu dem kleinen Loch in der Erde. Unruhig, die Hände wieder in die Taschen gesteckt, wartete er ...
Wird das Geheimnis in unserer nächsten Geschichte von der Piazza an der Bo gelöst?
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