Die geheimnisvolle, schwer atmende Gestalt stand immer noch im tiefen Schatten vor dem Pflanzrondell auf der Piazza. Es war wieder still geworden, der Mann mit seinem Hund verschwunden und nun konnte er sein heimliches Tun fortsetzen.
Jeder, der unsere Piazza kennt, weiß, dass immer wieder Dinge herumliegen, weggeworfenes Papier, verlorene Milchtüten, leere Zigarettenschachteln und manchmal auch Flaschen. Meistens sind diese von nächtlichen Treffen auf dem Platz „liegengeblieben“.
Die Sonne scheint, der Winter war mild und kurz und inzwischen liegt die Piazza schon ein ganzes Jahr vor meinem Gartenzaun. Aus offenen Balkontüren dringt Musik vieler Länder. Das Internet macht es möglich, in München zu leben und doch die Musik und die Nachrichten aus dem Land zu hören, wo Vater und Mutter, Verwandte und Freunde leben.
Es musste ja Probleme geben, wenn João zwei Nächte allein zuhause blieb und seine Eltern in Hannover waren. Sie hatten es gleich gesagt. Mama wollte nicht fahren, Papa überzeugte sie: „Der Junge ist schon groß und vernünftig.
Seine Eltern wollen über das Wochenende verreisen. Sie wollen in Hannover Freunde besuchen, die sie lange nicht gesehen haben Taufe, ein guter Anlass.
Doch was wird mit João? Die Freunde haben zögerlich reagiert, als sie fragte, ob sie zu dritt kommen können.
Monatsende, einige Wohnungen sind leer geworden. Die meisten bleiben nicht lange hier. Die Appartements sind klein und die Menschen suchen bald etwas Größeres, doch bei den Mieten in München ist das eine schwierige Sache.
Sie sind verhalten aufgeregt. Vorhin hatte das Mobiltelefon geklingelt und alle waren sofort mucksmäuschenstill. Doch er hatte nichts gesagt, nur genickt, ein paar Mal, zum Himmel, der mit dunklen, langsam ziehenden Bergen gedroht hatte, gesehen, auf die Uhr geblickt, wieder zum Himmel hinauf und leise etwas in das Handy gesagt.
Zwei chinesischen Familien waren über Nacht ausgezogen und nach ein paar Tagen kam ein uralter Chinese und fegte die Räume. Jemand sprach ihn an, und währenddessen schlichen neue Gerüchte daher, wie Hunde, die einen Knochen gerochen hatten.
Eines Morgens waren sie weg. Zwei chinesische Familien, deren Wohnungen nebeneinander lagen, sind über Nacht ausgezogen. Alle rätseln, wie das so plötzlich kam. Ich sprach einige Nachtschwärmer, die angeblich dies oder jenes gehört oder gesehen hatten.
Nachmittags gegen 16 Uhr kommt er heim. In seiner speziellen Sicherheitsweste, die deutlich signalisiert, welchen Beruf er ausübt, betritt er die Piazza und überquert sie gemessenen Schrittes. Manch einer würde sich umziehen, bevor er nach Hause geht.
Die Piazza wollte schlafen gehen, es war fast Mitternacht. Ein grauer Tag ging zu Ende, kein Mond, nur eine graue, dicke Watte hing über dem verlassenen Platz. Sie schluckte das gelbliche Licht der Laternen und ihre Nebelschleier verwischten alles auf zu einem unscharfen Bild.
Es war mir aufgefallen, dass Pjotr oft von einem anderen Wagen abgeholt worden war. Einmal war es ein mittlerer Opel, ein BMW oder Lieferwagen und sogar mit einem LKW fuhr er davon. Der Hit war eine große Kawasaki-Ninja, auf der er mit donnerndem Auspuff verschwand.
Adelphos, Yanna und Zenobia leben seit fast 6 Monaten ganz oben rechts im 3. Stock. Zenobie ist neun Jahre alt und geht in eine deutsche Schule. Sie geht gern hin, auch wenn es noch schwer ist mit der deutschen Sprache.
„Man braucht viel Glück, um unbeschadet durch die Kindheit zu kommen. Die Schutzengel haben alle Hände voll mit unserem Anton zu tun“, sagte Marjan und rief im Stillen alle in Serbien verehrten Heiligen an.
Er war mir schon immer als einer dieser Kampfraucher aufgefallen, bei denen man nicht weiß, ob sie sich an der Zigarette festhalten, um nicht im Sumpf der Zeit zu verschwinden; oder einer, der vom Rauch, den er ausstößt, erhofft, als würde er ihn zum Versteck aller menschlichen Bosheiten führen können; oder als hätte er einfach nichts zu tun, außer zu rauchen.
Ein Hubschrauber landete gerade auf der Piazza, als ich Semmeln holen wollte. Nun passiert Ersteres nicht jeden Tag und ich hätte mich auch noch mehr gewundert, wenn ich nicht die Nacht zuvor mitten in die Filmtruppe hineingerannt wäre, die hier "Unter Verdacht" mit Senta Berger dreht.
Ich kam Freitagnacht, ungefähr 2 Uhr, nach Hause, parkte hinter dem Haus und ging den schmalen, finsteren Weg zwischen Haus und Maschendrahtzaun entlang auf die Piazza zu. Alles war still. Etwas war seltsam.
Die Nächte auf der Piazza sind ruhig, obwohl hier einhundertzwanzig Appartements um die Piazza herumgebaut sind. Selbst der Verkehr kommt nur gedämpft hinein. Man kann also mit offenem Fenster schlafen, die kühle Luft hineinlassen und seinen Schönheitsschlaf genießen.
Es ist schon seltsam, von einem der Balkone auf meine eigene Terrasse zu sehen und die Perspektive der Menschen einzunehmen, zu denen ich immer hinüber oder hinaufsehe. Es hatte eine Weile gedauert, bis dieses Grillen zustande kam.