"Das ist sehr mysteriös"
Rätselraten um die alte Villa in der Neuburger Straße
Es regnet und schneit hinein, Fenster sind zerschlagen – die einstige Villa in der Neuburger Straße auf Höhe der Hausnummer 8 zerfällt zusehends. Auf dem Grundstück steht zwar – inzwischen seit Jahren – ein Baucontainer. Gebaut wird aber nicht. „Was passiert eigentlich mit dem Haus?“, wollen nun Stadtteilbewohner wissen und hakten jüngst beim Bezirksausschuss (BA) Laim nach. Der allerdings kann auch nicht weiterhelfen. „Die Baustelle wurde eröffnet, seitdem müssen wir ohnmächtig zusehen“, erklärt Anette Zöllner, Vorsitzende des Ausschusses für Bauangelegenheiten im Lokalparlament. “Dramatisch“ sei der Zustand der einstigen Villa, weil das Haus bereits teilweise geöffnet ist und somit der Witterung preisgegeben. Man müsse fast befürchten, dass ein „zweites Beck-Haus“ in Laim entstehe, so Zöllner.
Eine Baugenehmigung liegt vor
Bereits 2014 diskutierte man im Laimer BA den Antrag auf Baugenehmigung für das Bauprojekt in der Neuburger Straße. Damals beabsichtigte der Bauherr auf dem Grundstück nachzuverdichten: „Das Vordergebäude sollte saniert und rückwärtig ein Doppelhaus gebaut werden“, erinnert sich Zöllner. Der BA war damals gegen die „wuchtige Baumasse“. Bürger sowie Laimer Politiker wollten die alte Villa lieber in der Denkmalliste aufgenommen und geschützt wissen. Das Landesamt für Denkmalpflege aber lehnte das ab und befand, dass hier zu wenig historischer Bestand erhalten sei. In die Denkmalliste wurde das über 100 Jahre alte Haus also nicht geschrieben. Stattdessen erging die Baugenehmigung: Der Bau des Doppelhauses sowie die Erweiterung und der Umbau des bestehenden Hauses in ein Mehrfamilienhaus mit Tiefgarage waren damit gestattet. Seither geschieht jedoch nichts: „Das ist sehr mysteriös, dass das Grundstück schon so lange nicht bearbeitet wird“, wundert sich auch Anette Zöllner. Einstimmig entschied man im BA Laim, erneut bei der Lokalbaukommission (LBK) nachzufragen, ob es Neues über die Bauabsichten in der Neuburger Straße gibt. Auch regte Ingo Westcombe-Benn, Vorsitzender der Grünen im BA, an, den Leerstand des Hauses anzumelden.
Dem Leerstand von Wohnraum hat die Stadt München nämlich den Kampf angesagt. Mit der Satzung „über das Verbot der Zweckentfremdung von Wohnraum“ hat die Stadt festgelegt, unter welchen Umständen und für wie lange Wohnraum leer stehen darf. Bis zu 50.000 Euro Bußgeld kann es kosten, wenn Wohnraum leer steht, der eigentlich dem angespannten Münchner Mietmarkt zugeführt werden könnte. Ob das alles aber der alten Villa noch nützen wird, in die es inzwischen weiter hineinregnet und die weiter verfällt, ist unwahrscheinlich.
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