„Urbaner Bebauungscharakter“
Gemeinderat billigt Bebauungsplan für Ludl-Grundstück
Der Gemeinderat hat den Bebauungsplan für das sogenannte Ludl-Grundstück an der Münchner Straße gebilligt. „Wir entwickeln ergänzend zum Ortszentrum ein Gebiet mit urbanen Bebauungscharakter in dem der umziehende Lidl-Markt mit Getränkemarkt, ein Café, ergänzende Läden im kleineren Umfang, ein größeres Hotel, Büroflächen, eine Medizintechnikfirma sowie Wohnungen entstehen sollen“, erklärt CSU-Fraktionssprecher Bernd Wanka. Wie im Gewerbeworkshop der Karlsfelder Bürger erarbeitet, werde gut die Hälfte des Bauvolumens auf Gewerbe liegen, um die Gewerbekraft der Gemeinde zu stärken. Das Gebiet erhalte um die denkmalgeschützte Ludl-Kapelle einen grünen Anger und soll mit einem noch zu erarbeitenden Mobilitätskonzept den Bürgern attraktive Alternativen zum Auto bieten.
Das begrüßt auch Franz Trinkl: „Über Einrichtungen für Fahrradservices – Leihräder und, Leihlastenräder – und Car Sharing sowie einen Mobilitätsmanager würde es möglich sein, mehr Verkehr weg vom Auto zu bekommen“, betont der SPD-Fraktionssprecher. „Das hieße, man bräuchte weniger Raum für Pkws. Das wäre sehr zukunftsweisend.“ Seiner Ansicht nach sei das Ganze ein geschichtlicher Bebauungsplan für Karlsfeld. „Direkt an der Hauptstraße entsteht hier ein neuer Ortsteil in moderner, städtischer Ausprägung. Die so genannte städtebauliche Dominante (Elipse) in markanter Höhe war und ist wichtig, um ein Erkennungsmerkmal dafür zu haben. Trotz zentraler Lage wird es ein sehr menschenfreundlicher Ortsteil direkt am Rande zum beantragten Bürgerpark.“
„Starke Konkurrenz“
Grundsätzlich begrüßt auch das Bündnis für Karlsfeld das Vorhaben der Gemeinde, im Ludl-Gelände entlang der Münchner Straße Gewerbe anzusiedeln, wie Adrian Heim erklärt. „Insbesondere freuen wir uns, dass sich eine große Medizintechnikfirma für eine Ansiedlung bei uns in Karlsfeld interessiert. Kritischer sehen wir aber, dass hier eine starke Konkurrenz für die ‚Neue Mitte‘ entsteht, sozusagen eine ‚Neue Neue Mitte‘. Die Einkaufsmöglichkeiten konzentrieren sich damit in Karlsfeld immer mehr an der Münchner Straße, die Einkaufswege für die Mitbürger, die rund um die Jägerstraße wohnen, werden erneut länger“, so der Fraktionssprecher weiter. Dazu bekomme Karlsfeld in relativ kurzer Zeit durch den geplanten Wohnungsbau nochmal einen deutlichen Einwohnerzuwachs, der die soziale Infrastruktur von Grundschule bis zum Sportverein erheblich belasten werde.
Geförderter Wohnungsbau
Franz Trinkl hebt hervor, dass man in der Gemeinde nun zum ersten Mal unter anderem mit zirka 8.000 Quadratmeter geförderten Wohnungen die sozialgerechte Bodennutzung umgesetzt, einen Shared Space in Karlsfeld, auf dem alle Verkehrsteilnehmer gleichberechtigt seien, eine Fußgängerzone sowie ein städtebaulich „urbanes Gebiet“ eingeführt habe, das es erlaube, die unterschiedlichen Nutzungen zu vereinen. „Das war bisher in den Trennungen Wohngebiet und Gewerbe nicht möglich. Hier können die Angestellten der Firmen wohnen und zu Fuß zur Arbeit gehen.“
„Wir schaffen eine Identität für Karlsfeld“
Dass das Ludl-Gelände neben dem Gewerbe auch Wohnungen der EOF-Förderung erhalten werde, begrüßt auch Bernd Wanka. Damit könnten auch Karlsfelder Bürger mit geringem Einkommen eine günstige Möglichkeit finden. „Die 2. und 3. Stufe der EOF-Förderung erreicht auch Bürger, die keine Sozialwohnung mehr beanspruchen können. Gerade diese Einkommensgruppe hat massive Schwierigkeiten bezahlbare Wohnungen zu finden“, erklärt Bernd Wanka. „Wir runden mit dem Bebauungsplan unser Ortszentrum und das Ortsbild ab, schaffen eine Identität für Karlsfeld mit Aufenthaltsqualität, bieten innerörtliche Grünanlagen, begrenzen aber auch nun für die kommenden Jahre das Wachstum unserer Gemeinde.“ Der Bebauungsplan sei nachhaltig in die Zukunft gerichtet mit Fernwärmeversorgung, alternativen Mobilitätsformen und Wohnungen mit kurzen Wegen.
Durchgangs- und Schleichverkehr
Den Durchgangs- und Schleichverkehr verhindere man durch eine Fußgängerzone und Absperrungen. „Die Bürger können auf dem Campus einkaufen, ihre Kinder in den Kindergarten bringen, Kaffee trinken, hoffentlich auch in der Roof Top Bar den Sonneruntergang genießen. Wir haben alles dafür getan, dass das Gebiet vor allem für den Fußgänger- und Radverkehr möglichst durchgängig ist“, meint Franz Trinkl. Im Bebauungsplan gebe es zudem einige zukunftsträchtige Festlegungen wie Stellplätze und Lademöglichkeiten für E-Autos und E-Räder sowie reichlich Stellplätze für Lastenräder und Fahrräder allgemein. Man lege auch fest, dass an allen Stellplätzen für die Zukunft die Stromversorgung möglich sein soll.
„Haben unser Bestes gegeben“
„Wir haben hier zusammen mit den Bürgern und allen Planern in vielen und anstrengenden – bis zur körperlichen Erschöpfung – Sitzungen immer wieder die Ursprungsplanung weiterentwickelt und wie ich meine verschönert“, betont der Baureferent der Gemeinde weiter. „Als Gemeinderäte haben wir unser Bestes gegeben und uns keine Entscheidung leicht gemacht. Es ist was Gutes herausgekommen. Aber wir Gemeinderäte können nur den Rahmen geben, jetzt müssen es zuerst die Bauherren und dann die Menschen, die Unternehmer, die Gastronomen mit Leben füllen.“
Kritik an der Planung
Kritik an der ursprünglichen Planung kam vom Bündnis für Karlsfeld. Zur Ablehnung des Bebauungsplans durch die Bündnis-Fraktion in der Gemeinderatssitzung vom 19. September haben nach Angaben von Bündnis-Sprecher Adrian Heim vor allem diese Kritikpunkte geführt: die Planung von Wohnungen im Baufeld direkt am Heizkraftwerk – hier hatte das Bündnis beantragt, die Fläche mit dem geplanten Gewerbegebiet am jetzigen Lidlstandort an der Allacher Straße zu tauschen, die Planung einer Kindertagesstätte mit Freifläche im 1. Obergeschoss im zentralen Bereich des Gebiets – das Bündnis für Karlsfeld wollte die Kindertagesstätte eher im westlichen Bereich des Baugebiets mit einer natürlichen Freifläche planen, die fehlende Planungsreife des Bebauungsplans sowie unterschiedliche Auffassungen über die benötigte Anzahl der Stellplätze für Pkw. „Vorliegende Stellungnahmen des Landratsamtes bestätigen die Position unserer Bündnisfraktion insbesondere bezüglich der Nutzungen der Baufelder und der kritischen Schallimmissionen“, erklärt Adrian Heim.
Ziel der Gemeinde ist es, den Satzungsbeschluss des Bebauungsplanes noch in diesem Jahr fassen zu können.
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