Grünflächen statt Autos
Keine Entlastungstraße für die „Hirmerei“
Vor kurzem hatte der Bezirksausschuss Allach-Untermenzing (BA 23) einen Antrag der CSU-Fraktion mehrheitlich beschlossen und eine Machbarkeitsstudie für eine Entlastungsstraße zwischen dem Karlsfelder S-Bahnhof und der Ludwigsfelder Straße gefordert, schon scheint das Ganze vor dem Aus zu stehen. Der Grund: Im Planungsausschuss hat die rot-grüne Stadtratsmehrheit einen Änderungsantrag zur „Hirmerei“, dem Neubaugebiet an der Eversbuschstraße, eingebracht, nach dem statt einer Straße dauerhaft eine Grün- und Erholungsfläche vorgesehen sein soll.
In ihrem Antrag aus der Februar-Sitzung, der im BA 23 mehrheitlich beschlossen wurde, forderten Stefanie Martin und Florian Wimmer (beide CSU), dass die Straßenführung der Entlastungsstraße vom S-Bahnhof Karlsfeld entlang der Bahntrasse in die Pasteurstraße, die im betroffenen Bereich ausgebaut werden müsse, münden soll, „so dass der Verkehr weiter über die bereits in Bau befindliche Straße durch das Junkersgelände in die Ludwigsfelder Straße fließen kann". Die Entlastungsstraße solle neben einer Fahrbahn für die Autos einen Fahrradweg beinhalten.
„Katastrophal überlastet“
Die Straßen zwischen dem Karlsfelder S-Bahnhof und der Ludwigsfelder Straße seien schon jetzt katastrophal überlastet. Dies gelte besonders für die Eversbuschstraße. „Gerade in den Zeiten des Berufsverkehrs ist der Bereich bereits kollabiert“, erklären die beiden Antragsinitiatoren. Die jetzt schon vorhandene Bebauung im Karlsfelder Prinzenpark zusammen mit der geplanten Bebauung der „Hirmerei, in der rund 230 neue Wohnungen entstehen, werde den endgültigen Verkehrskollaps im nördlichen Bereich von Allach-Untermenzing bedeuten. Eine Entlastungsstraße zwischen dem S-Bahnhof Karlsfeld und der Ludwigsfelder Straße ist nach Ansicht von Stefanie Martin und Florian Wimmer sehr gut geeignet, „das Gebiet zu entlasten – und erscheint zugleich auch als einzig effektive Option für diesen Bereich".
„Über andere Konzepte nachdenken“
Pascal Fuckerieder (SPD) betont, dass der Antrag in der BA-Sitzung noch dahingehend geändert wurde, dass man nicht ausschließlich an der vorgeschlagenen Straßenführung festhalte, sondern auch für andere Ideen und Konzepte offen sei, man aber eine Lösung für die zwischenzeitlich erhebliche Verkehrsbelastung benötige. „Dies eröffnet auch, über andere Konzepte nachzudenken und zu diskutieren“, so der Vorsitzende des BA 23. „Ich habe bisher keine Alternativvorschläge, ansonsten hätte ich diese selbstverständlich in die Debatte eingebracht. Allerdings bin ich der Meinung, dass wir darüber sprechen müssen, dass Allach-Untermenzing nicht den gesamten einfallenden Verkehr aus dem westlichen Karlsfeld – und darüber hinaus- über die Eversbuschstraße stemmen kann. Tatsächlich müssen wir Konzepte entwickeln, über welche andere – leistungsfähige – Straßen dieser Verkehr geführt werden kann.“
„Unnötige Kosten“
Abgelehnt wird die Entlastungsstraße von den Grünen. Der Antrag sei in der letzten Sitzungsperiode schon einmal von der CSU gestellt und damals von der Stadt abgelehnt worden, erklärt Falk Lamkewitz. „Man muss nicht aus PR-Gründen unnötige Kosten bei der Stadt produzieren. Auch die nachträgliche Anpassung des Antrages, die Stadt möge selbst eine mögliche Straßenführung vorschlagen, ist heuchlerisch, da alle wissen, dass es keine solche gibt“, meint der Grünen-Fraktionssprecher im BA 23. „Wir halten es auch nicht für besonders intelligent, mit dieser Straße eine attraktive Parallelroute für die Dachauer Straße zu schaffen. Wir holen damit nur zusätzlichen Schleichverkehr ins Viertel.“ Die Lösung mit einer Entlastungsstraße entlang der Bahn bis zur Ludwigsfelder Straße sei der Super-Gau. „Die Eingriffe in die Natur wären durch die Erschließung wesentlich stärker als durch den Bebauungsplan selbst.“
„Kein Verkehrsproblem“
Natürlich werde durch den Bebauungsplan der „Hirmerei“, der mitten im Regionalen Grünzug liege, ein bestehendes Verkehrsproblem verschärft. Von Seiten der Grünen sehe man an dieser Stelle aber kein Verkehrsproblem, das über das normale Maß einer Großstadt hinausgehe, so Falk Lamkewitz weiter. „Die beanstandete Verkehrssituation ist auf kurze Zeit morgens beschränkt. Eine wirksame generelle Verkehrsreduzierung könnte in der Stauhauptstadt München vermutlich nur über eine City-Maut erfolgen, die auf billigste Weise diese Probleme lösen würde.“
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