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Rubrik: Gesamt · Stadtteil: München
„Jetzt ist Kreativität gefragt“
Zwei inhabergeführte Autohäuser schauen in die Zukunft
An den Lockdown im März erinnern sich Thomas Sedlmeier vom Autohaus Sedlmeier und Helmut Spratter vom Autohaus Spratter noch gut. Wegen der Corona-Pandemie mussten die beiden Aubinger Betriebe wie so viele andere auch zusperren, „alles was sich bisher bewährt hatte, galt nicht mehr“, erinmert sich Helmut Spratter. Schlaflose Nächte habe er gehabt, so Thomas Sedlmeier. Es war völlig unklar wie es weitergehen wird. Beide sind zum Glück sozusagen mit einem „blauen Auge“ davon gekommen.
Natürlich gab es Umsatzeinbrüche, aber die Mitarbeiter mussten nicht entlassen werden. Urlaubstage wurden genommen, Überstunden abgebaut und Kurzarbeit angemeldet, „zum Glück brauchten wir die nur ganz kurz in Anspruch nehmen“, berichtet Helmut Spratter. Als die Autohäuser endlich wieder öffnen durften, standen im Autohaus Sedlmeier bereits Plexiglastrennscheiben auf den Beratungstischen, Seine Mitarbeiter aus der Kfz-Werkstatt hatten sie selbst gebaut. „Die Gesundheit meiner Mitarbeiter und der Kunden steht an erster Stelle“, erklärt Thomas Sedlmeier.
Bei Auto Spratter gibt es jetzt auch einen Besprechungstisch an der frischen Luft auf dem Hof, um das Ansteckungsrisiko zu minimieren. Neben Renovierungs- und Umbaumaßnahmen wurden Visionen für die Zukunft entwickelt. „Jetzt ist Kreativität gefragt. Jammern und nach dem Staat rufen wird uns nicht weiterbringen“, mahnt Helmut Spratter. Deswegen hat er sich mit seinem Team zusammengesetzt, um einen „Plan B“ zu entwickeln. Er soll greifen, falls es wegen der Corona-Pandemie in der Gesellschaft zu massiven wirtschaftlichen Einbußen kommen sollte. „Vision statt Depression“ lautet das Motto.
„Reparaturen werden stärker nachgefragt“
Herausgekommen sind viele Einzelmaßnahmen. Das reicht von einfachen Dingen, die nichts kosten, aber einen großen Effekt haben könnten, wie erweiterte Öffnungszeiten und mehr Kundenparkplätze, bis zu Investitionen in die Werkstatt. „Wir wollen wieder mehr selber machen“, betont Helmut Spratter. Seine Mitarbeiter nehmen deswegen an Schulungen teil. Spezialwerkzeug wird angeschafft, so dass Autoglasreparaturen, Unfälle und Hagelschäden nicht mehr außer Haus gegeben werden müssen. Auch Fahrzeugvermessung und die Kalibrierung von Assistenzsystemen gehören zum Portfolio. Nicht zuletzt wird es eine größere Auswahl an attraktiven Ersatzfahrzeugen geben, falls das eigene Auto in der Werkstatt bleiben muss.
Die Werkstatt und der Servicebereich sind bei den inhabergeführten Familienbetrieben mittlerweile zu einem wichtigen Standbein geworden. „Reparaturen werden stärker nachgefragt“, weiß Thomas Sedlmeier. Auch in seinem Autohaus sind sie ein wichtiger Schwerpunkt. Der Autoverkauf ist ein weiterer Baustein des Geschäfts. Bei Auto Sedlmeier stehen Mazda-Neuwagen im Verkaufsraum und es gibt Gebrauchtwagen.
Bei Spratter gibt es ein Angebot an jungen Seat-Gebrauchtwagen mit denen man quasi „direkt vom Hof“ fahren könnte. Die beiden Autohäuser in der Bodenseestraße leben vom Kontakt zu den Kunden. Viele Interessenten kommen, weil sie hier eine persönliche Ansprache haben und auch nach einem Autokauf betreut werden. Moderne Ausstattung wie die Rückfahrkamera, Notbremsassistenten und anderes bedürfen genauer Einweisungen. „Das kann schon bis zu zwei Stunden dauern“, weiß Thomas Sedlmeier und versichert: „Die Kunden können mit Fragen so oft zu uns kommen, wie es nötig ist.“
Beide Geschäftsführer sind quasi in den Autowerkstätten aufgewachsen. Das Autohaus Sedlmeier wurde vor 1959 gegründet. Vor 30 Jahren zog die Firma von Laim nach Neuaubing um und der Betrieb ging vom Vater auf den Sohn über. Vor zehn Jahren ist Thomas Sedlmeier Mazda-Vertragshändler geworden. Daneben bietet das Autohaus einen unabhängigen Citroen Profi-Service. An seinem Beruf schätzt Thomas Sedlmeier besonders die Abwechslung. „Man kommt mit so vielen unterschiedlichen Menschen zusammen, da wird es nie langweilig,“ Als kleiner Familienbetrieb könne man flexibler agieren, „man kennt die Kunden und hat eine Vertrauensbasis“, erklärt er.
Auch Helmut Spratter hat als Bub viel Zeit im väterlichen Betrieb verbracht. 1974 hatte dieser das Autohaus in der Bodenseestraße erbaut. Sohn Helmut hat den Betrieb in zweiter Generation übernommen. Seit 20 Jahren setzt er auf die Marke Seat.
Thomas Sedlmeier blickt optimistisch in die Zukunft: „Die Leute werden weiterhin mobil bleiben.“ Sein Autohaus ist dafür bereit. Im September wird er den neuen Mazda MX-30 präsentieren. „Das erste vollelektrische Mazda-E-Auto“, schwärmt er. Im Herbst hoffen beide auch auf den traditionellen Ansturm auf ihre Werkstätten. Dann stehen der Wintercheck und der Reifenwechsel an.
Neben ihren Autohäusern engagieren sich beide im Gewerbeverband „Aubing ist in“. Sedlmeier ist Gründungsmitglied und Helmut Spratter hat seit einigen Jahren den Vorsitz. Beiden ist der Austausch zwischen den einzelnen Unternehmen wichtig. Dadurch werden Synergieeffekte genützt und damit der Standort Aubing gestärkt und das ist gerade in Zeiten von Corona besonders wichtig.
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