Secondhand für Eine Welt
Im Vinty's gibt es Mode mit mehr Wert
Das Vinty's in der Landsberger Straße 14, genau gegenüber vom Augustiner Bräustüberl, ist weit mehr als ein Secondhand-Laden. Es ist ein Ort, an dem der Eine-Welt-Gedanke lebt. Eine Insel inmitten der Wegwerfgesellschaft. "Wir können uns diese Art von Konsum nicht mehr lange leisten", ist Shopleiterin Agnes Fuchsloch überzeugt, "und es ist wichtig für eine Gesellschaft, dass es diese Orte gibt, wo man an ethisches Wirtschaften und Ressourcen-Schonung erinnert wird."
Vinty's ist eine Initative der katholischen Hilfsorganisation "aktion hoffnung", die ihren Sitz in Augsburg hat. Schon seit 30 Jahren sammelt und verwertet die aktion hoffnung gebrauchte Kleidung, um mit den Verkaufserlösen Entwicklungsprojekte in aller Welt zu unterstützen. Sie betreibt in Ettringen ein Sortierzentrum und weitere Vinty's-Shops in Nürnberg, Passau und Erlangen. Im Juli 2015 hat der Laden in München eröffnet. Was hier angeboten wird, stammt entweder aus dem Ettringer Sortierzentrum oder wurde als Spende direkt in den Laden gebracht. Der Erlös geht an Hilfsprojekte wie eine Schule im Südsudan oder die Versorgung eines Flüchtlingslagers im Libanon.
Viele Stammkunden
Agnes Fuchsloch ist studierte Historikerin und arbeitete zuvor in einem Museum. Um den neuen Münchner Vinty's-Shop zu leiten, zog sie vor anderthalb Jahren von Berlin ins Münchner Westend. "Ich habe die Chance ergriffen etwas zu machen, worin ich großen Sinn sehe", sagt sie. Der Laden passe gut ins Viertel: "Wir haben viele Stammkunden von Anfang an und haben hier eine tolle Nachbarschaft", schwärmt Agnes Fuchsloch. Die Landsberger Straße stelle natürlich schon eine Trennlinie zum Viertel dar und es gebe kaum Laufkundschaft – ein Nachteil, der aber durch viele Vorteile aufgewogen werde.
Ehrenamtliche gesucht
Mit drei Teilzeit-Mitarbeiterinnen betreibt sie den 200 Quadratmeter großen Laden, außerdem helfen zwei Ehrenamtliche regelmäßig mit. Für weitere ehrenamtliche Unterstützung wäre Agnes Fuchsloch sehr dankbar. Freiwillige könnten Ware sortieren, aufbügeln, den Laden und das Schaufenster dekorieren: "Man sieht das nicht gleich, aber das Sortiment muss kontinuierlich gepflegt werden. Ich denke, dabei findet sich für jeden eine Tätigkeit, die ihm auch Spaß macht." Auch jemand, der mit Mode gar nichts am Hut hat, könnte zum Beispiel handwerkliche Arbeiten übernehmen.
Für die Sortimentspflege wäre es ideal, wenn Freiwillige einmal pro Woche Zeit hätten. An ein paar Terminen im Jahr ist zusätzlich jede helfende Hand willkommen, gern auch einmalig: Wenn der große Saisonwechsel ansteht und alles aus- und neu eingeräumt wird. Für diese "Großeinsätze" oder wenn Not am Mann ist, hat Agnes Fuchsloch auch noch einen Pool an ehemaligen Ehrenamtlichen oder Praktikanten, die einspringen könnten. "Man ist schnell Teil des Teams und kann seine Talente einbringen", hebt die Shopleiterin die Vorteile der ehrenamtlichen Mitarbeit hervor. Außerdem bekommen Freiwillige einen Rabatt von 20 Prozent auf ihren Einkauf im Vinty's - der Name kommt übrigens vom Begriff Vintage, der für „klassisch“, „alt“ oder „aus einer früheren Zeit“ steht.
Die Macht des Verbrauchers
Dass Textilien keine Wegwerf-Produkte sein sollten, darauf macht das Vinty's mit Film-Abenden aufmerksam. Hier werden die Produktionsbedingungen in der Textilindustrie gezeigt. "Das will sich niemand anschauen, aber es ist wichtig, dass man sich das anschaut", findet Agnes Fuchsloch. Zum Glück, sagt sie, schauen viele Konsumenten inzwischen genauer hin und üben dadurch Druck auf die Hersteller aus. "Die Leute haben ja eine Macht mit ihrem Geldbeutel: Sie entscheiden, wem sie ihr verdientes Geld geben. Für Lebensmittel, Elektrogeräte, Textilien. Das ist die Verantwortung, die jeder Einzelne tragen kann."
Handtücher zu Wattepads
Eine schöne Umsetzung des Nachhaltigkeits-Gedankens ist auch das Nähcafé, das einmal im Monat stattfindet, unter der Leitung einer weiteren Ehrenamtlichen. Die Teilnehmer nähen selbst, bekommen bei Bedarf aber Tipps und Unterstützung – oder auch einfach nur Gesellschaft. "Kürzlich hatte eine Teilnehmerin eine tolle Idee", erzählt Agnes Fuchsloch: "Sie hat sich aus einem alten Handtuch Pads genäht, um Wattepads zu ersetzen und damit Müll zu vermeiden. Das mache ich jetzt auch."
Upcycling nennt man das, wenn aus etwas Ausgedientem etwas Neues entsteht. Die Vinty's-Läden haben sogar eine eigene Upcyling-Kollektion: Aus alter Bettwäsche, Tischdecken, Stoffresten oder unverkäuflichen Stücken werden einzigartige Kleidungsstücke genäht. Zum Sortiment gehören auch Fairtrade-Produkte wie Schokolade. An der Café-Bar können die Kunden eine entspannte Shopping-Pause bei einer Tasse fair gehandeltem Kaffee oder Tee einlegen. Hier wachsen sogar Palmen, und man kann sich tatsächlich wie auf einer Insel fühlen.
Die nächsten Termine sind der XXL-Faschingsmarkt am Samstag, 21. Januar, von 11 bis 16 Uhr im Hinterhof und das Nähcafé am 26. Januar um 18.30 Uhr im Laden (Anmeldung erforderlich). Am 22. Januar ist das Vinty's erstmals auf der Freiwilligen-Messe im Gasteig vertreten.
Kontakt: Vinty's München, Landsberger Straße 14, Tel. (089) 50072410, E-Mail: muenchen@vintys.de, nähere Infos unter www.vintys.de. Die Öffnungszeiten sind Montag bis Freitag 11 bis 19 Uhr und Samstag 11 bis 16 Uhr.
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