Verhängnisvolle Freiheit
Ausgesetzte Schildkröten im Westpark erhalten zweite Chance
Nicht nur Hunde und Katzen, auch exotische Heimtiere werden in Deutschland immer wieder ausgesetzt. Besonders häufig trifft dies die beliebten Schmuckschildkröten, die ursprünglich aus den USA stammen. Zu Tausenden trifft man sie inzwischen auch in deutschen Gewässern an, wo sie jedoch nicht an das vergleichsweise wechselhafte, kühl-feuchte Klima angepasst sind und bereits nach einigen Monaten oder Jahren elendig zugrunde gehen. Um auf das Leiden dieser Tiere sowie das Fehlverhalten ihrer ehemaligen Besitzer aufmerksam zu machen, hat die Auffangstation für Reptilien München e.V. mit einer groß angelegten Schildkröten-Abfischaktion im Westpark begonnen.
"Leider ist es nicht so, dass wir nun alle ausgesetzten Wasserschildkröten Deutschlands einsammeln und bei uns aufnehmen würden", erklärt Stationsleiter Dr. Markus Baur den Hintergrund der Aktion, "vielmehr steht für uns der aufklärende Aspekt der Aktion im Vordergrund. Schildkrötenhalter müssen begreifen, dass das Aussetzen ihres Tieres nicht die große Freiheit bedeutet, sondern einen qualvollen Tod. Die öffentliche Aufmerksamkeit ist dabei also von höchster Bedeutung für uns."
An der Schildkröten-Abfischaktion nahmen mehrere Dutzend freiwillige Helfer teil und stiegen mit Reusen, Netzen und Keschern ausgerüstet in das kühle Nass. Da jedoch nicht alle im Westpark lebenden Schildkröten mit einer einzigen Aktion einzufangen sind, wird der Verein den gesamten Monat August hindurch Reusen auslegen und diese regelmäßig überprüfen. Derzeit gehen Baur und seine Kollegen von mindestens 100 Tieren im Westpark aus. Die abgesammelten Schildkröten gehen in den Bestand der Reptilienauffangstation über und sollen künftig an neue Halter weitervermittelt werden.
Auch sollen Parkbesucher mithilfe von Aufklärungstafeln, die heute entlang der Seeufer montiert worden sind, ab sofort darüber aufgeklärt werden, warum das Aussetzen ihrer Heimtiere nicht nur tierschutzwidrig, sondern sogar gesetzlich verboten ist. "Auf diese Weise versprechen wir uns einen möglichst lang anhaltenden, nachhaltigen Effekt", meint Baur.
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