Würgeschlangen ausgesetzt
Sieben Kisten vor dem Eingang zum Gnadenhof gestellt
Die Tierpfleger des Tierschutz-Gnadenhofes Gut Streiflach bei Germering staunten nicht schlecht, als sie vor kurzem auf dem Kieszufahrtsweg zum Gnadenhof sieben abgestellte Kartons fanden. Auf dem Deckel eines der Kartons klebte ein großer Warnhinweis mit der Aufschrift: „Achtung Würgeschlangen!!!“. Was auf den ersten Blick wie ein übler Scherz aussah, entpuppte sich als bittere Realität. In den Kisten befanden sich tatsächlich lebendige Würgeschlangen, die einfach ausgesetzt worden waren. Es handelte sich um einen Tigerpython, einen Teppichpython, zwei Königspythons sowie fünf Abgottschlangen, die auch Boa constrictor oder Königsboa genannt werden. Eine Tierpflegerin informierte die Polizei über den Fund. Diese hat Ermittlungen aufgenommen. Schließlich handelt es sich beim Aussetzen von Haustieren um ein Verstoß gegen den Paragrafen 18 des Tierschutzgesetzes und dies kann mit einer Geldbuße von bis zu 25.000 Euro geahndet werden.
Stark unterernährte Tiere
„Bei dem unbekannten Kartonabsteller muss es sich um einen Schlangenexperten gehandelt haben“, mutmaßte der Stellvertretende Leiter der Polizeiinspektion Germering, Andreas Ruch. Darauf lasse die professionelle Verpackung der Tiere schließen. Die Kartons waren mit Klebebändern zugeklebt worden, damit die Schlangen nicht rauskriechen konnten. An der Oberseite der Kartons waren Luftlöcher gestanzt. Um die Tiere vor Kälte von unten zu schützen, standen die Kisten auf einem blauen Plastiksack. Darüber hinaus war der Tierbestand akkurat beschriftet inklusive der Angabe über die Art und das Alter des jeweiligen Tiers.
Die Tiere brachten Mitarbeiter des Guts Streiflach in die Auffangstation für Reptilien in München, wo sie von Fachtierärzten untersucht und behandelt wurden. „Hier hat offensichtlich ein sehr verantwortungsloser Sammler seinen gesamten Tierbestand entsorgt“, meinte Dr. Markus Baur, Leiter der Reptilienauffangstation. „Die Tiere sind größtenteils stark unterernährt“, beurteilte Baur den Gesundheitszustand der Schlangen. Der schlechte Gesamteindruck der Tiere lege die Vermutung nahe, „dass sich der Halter die Pflege der Exoten schlicht nicht mehr leisten konnte“, mutmaßte Baur.
Keine seltenen Arten
Der Gesamtwert der Schlangen war anfänglich von den Tierpflegern des Gnadenhofs auf rund 30.000 Euro beziffert worden. Diesen Angaben widersprach Schlangenexperte Baur jedoch. „Es handelt sich bei den Schlangen um keine seltenen Arten oder Züchtungen. Wer möchte, kann zum Beispiel einen Königspython bereits ab rund 20 Euro erwerben“, stellte er klar.
Die Tiere werden nun in der Münchner Auffangstation versorgt und „liebevoll betreut wie jedes andere Tier auch“, versprach Baur. Lediglich die Kostenübernahme für die Versorgung stimmte Baur nachdenklich: „Die Kosten müsste normalerweise der Verursacher tragen. Da der in diesem Fall jedoch unbekannt ist und sich bei offenkundig ausgesetzten Tieren weder die Gemeinde noch der Freistaat finanziell beteiligen, wird wohl unser Verein wieder einmal auf den Rechnungen sitzen bleiben.“
Wer Hinweise zum früheren Eigentümer der Schlangen geben kann, wird gebeten sich bei der Germeringer Polizei unter Tel. (089) 894157110 zu melden.
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