"Misstrauen ist geweckt"
Fäll-Fall: Bürger wollen Zutritt zum Pfarrgarten
Mehr als 400 Unterschriften hat die Bürgerinitiative (BI) "Rettet den Pfarrgarten" inzwischen gesammelt, um ihrer Forderung, den verwahrlosten Garten am alten Sendlinger Pfarrhaus in der Meindlstraße zu öffnen und die Fällung der alten Bäume dort zu verhindern, Nachdruck zu verleihen. Anders als die Erzbischöfliche Finanzkammer glauben die Bürger nicht, dass die Bäume so krank sind, dass sie gefällt werden müssten. In Augenschein nehmen konnten allerdings weder die Vertreter der BI noch des Bezirksausschusses Sendling die Bäume: Ein Ortstermin mit der Unteren Naturschutzbehörde (Stadt München), die über den kirchlichen Fällantrag entscheiden wird, scheiterte am verschlossenen Gartentor. Beim nächsten Ortstermin wollen die Bürger unbedingt dabei sein. Anfang Juni möchte der Bezirksausschuss diesen Termin haben: "Es pressiert nicht", so Ernst Dill, denn während der Brutzeit der Vögel dürfen die Bäume ohnehin nicht gefällt werden.
"Wir hoffen, dass wir daran teilnehmen dürfen", betonte Jonas Distel für die BI. Immerhin hat die Untere Naturschutzbehörde dem Bezirksausschuss zugestanden, einige Personen zu dem Termin im Pfarrgarten mitzunehmen - sofern die Kirche als Grundstückseigentümer zustimmt. Darauf hoffen die Bürger. Sie fordern von der Naturschutzbehörde, die nötige Zustimmung bei der Kirche einzuholen. Sollten die Gutachter morsche Stellen bei den Bäumen finden, soll dieser Befund nicht mit einer Probebohrung nachgewiesen werden, fordern die Bürger. Stattdessen verlangen sie zum Schutz der Bäume eine Ultraschalluntersuchung.
"Wir wollen ausführliche, nachvollziehbare, prüfbare Gutachten einsehen, bevor über den Fällantrag entscheiden wird", unterstrich Distel. Natürlich werde man eine Fällung akzeptieren, wenn sich herausstelle, dass von den Bäumen tatsächlich eine Gefahr ausgehe und ihre Standsicherheit nicht mehr gegeben sei. Daran glauben indes weder Bürger noch Bezirksausschuss und Regierung von Oberbayern.
Leo Brux (BA Sendling) zweifelte die Unparteilichkeit der Naturschutzbehörde in dem Fäll-Fall an, weil diese bisher nicht allzu sehr auf die Anliegen der Anwohner eingegangen war: "Mein Misstrauen ist geweckt." Daher sollte der Bezirksausschuss beim nächsten Ortstermin zwei oder drei Baumexperten dabei haben, die einen neutralen, fairen Blick auf die Bäume werfen.
Der Bezirksausschuss nahm zudem Oberbürgermeister Christian Ude in die Pflicht: Er soll das Anliegen von Bürgern und BA unterstützen und sich für den Erhalt des Pfarrgartens und seiner Bäume bei den kirchlichen Amtsträgern stark machen, forderte das Sendlinger Gremium einstimmig.
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