"Immer versucht, die Immobilie in Schuss zu halten"
Mitarbeiter hoffen vergeblich auf Klarheit nach real-Schließung
Es ist ungewöhnlich voll im Bürgersaal Fürstenried. Mitglieder des Bezirksausschusses Thalkirchen-Obersendling-Forstenried-Fürstenried-Solln (BA 19) schleppen noch schnell einige Stühle herbei, damit alle Anwesenden einen Sitzplatz finden. In der letzten Sitzung hatte der BA 19 kommuniziert, dass die Informationen, die dem Gremium über die Schließung des real-Markts an der Machtlfinger Straße 4 und eine mögliche Neubebauung des Grundstücks vorliegen, nicht ausreichten. Einstimmig beschloss der BA, die Verantwortlichen einzuladen, um Klarheit zu erhalten (der Sendlinger Anzeiger berichtete).
Auch die 116 Mitarbeiter des Marktes warten auf Antworten: Zirka 60 von ihnen drängen sich im Bürgersaal. Dazwischen sitzt Dominik Datz, Gewerkschaftssekretär von der Dienstleistungsgesellschaft Ver.di: "Im Moment sind die Beschäftigten laut real 'von der Arbeitsleistung freigestellt'." Er sei hier, um vom Arbeitgeber zu hören, wie es weitergehe. BA-Vorsitzender Ludwig Weidinger muss Datz und die Angestellten enttäuschen: "Vertreter von real haben nach unserer Anfrage zunächst den Termin zugesagt." Später habe er dann eine Absage erhalten. "real hat uns stattdessen angeboten, sich im kleinen, nichtöffentlichen Kreis zu treffen."
"Besser wir schließen"
Dennoch gibt es Neuigkeiten: Felicitas Schrom, Vertreterin des Objekteigentümers, ist gekommen. Schrom erklärt sachlich, wie der Eigentümer die Situation an der Machtlfinger Straße 4 einschätzt: "Als wir erfuhren, wie unsicher das Gebäude ist, waren wir auch überrascht. Wir haben immer versucht, die Immobilie in Schuss zu halten." Doch Fakten blieben Fakten, das Haus sei 1967 in Stahl- und Betonbauweise hochgezogen worden, niemand habe damals für die nächsten Jahre geplant. Nun besteht der Bau seit 50 Jahren. "Wir können nicht damit rechnen, dass das nochmal 50 Jahre hält." Es sei an der Zeit, Sicherheit zu gewährleisten. "Besser wir schließen, als jemanden Gefahren auszusetzen." Wunsch des Eigentümers sei es, das Stadtgebiet mit einem Neubau aufzuwerten, am besten in Kooperation mit allen Parteien, auch mit real.
BA-Mitglied Dorle Baumann von der SPD will es genauer wissen: "Über welchen Zeitraum sprechen wir hier bezüglich des Baus?" 2017 wolle man den Bebauungsplan einreichen, bereits 2018 solle der erste Spatenstich getan werden. Schrom: "Wir wissen, dass das ein ambitionierter Plan ist, aber erste Meilensteine sind bereits gesetzt." Als Bauzeit peile man zwei Jahre an, das Bauvolumen bemesse sich nach der Nachbarbebauung.
"Noch keine Genehmigung"
Ob wieder ein Lebensmittelhandel geplant sei, ob es ernsthafte Verhandlungen mit real gebe? Schrom unterstreicht das Bestreben, wieder einen Markt in die Machtlfinger Straße zu holen. Dieser werde aber eher in den Untergrund verschwinden. "Sehen Sie sich den Markt in Krefeld an, dann haben Sie eine ungefähre Ahnung." Ver.di-Mann Datz ist überrascht: "Nach meinem Kenntnisstand ist noch nicht entschieden, ob saniert oder neu gebaut wird. Steht der Neubau bereits fest?" Schrom erklärt: "Wir haben noch keine Genehmigung." Solange das Stand der Dinge sei, sei eine Komplettsanierung weiterhin Alternative.
Stadtrat Christian Vorländer von der SPD kommt dann darauf zu sprechen, was die 60 real-Angestellten am meisten interessieren dürfte: "Was geschieht mit den Beschäftigten?" Datz erklärt, wie verfahren die Verhandlungen seien. "Gespräche über eine Weiterbeschäftigung in einem anderen Markt sind gescheitert." Man kommuniziere nur noch über Anwälte, angebotene Abfindungen seien inakzeptabel. "Die soziale Verantwortung geht gegen Null."
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