"Das gesamte Konzept ist eine Chance für Sendling"
Markus Lutz über die neuen Pläne zur Großmarkthalle und das "Drumherum"
In Sendling tut sich viel. Vor allem der geplante Neubau der Großmarkthalle und die Nutzung der umliegenden Flächen beschäftigen viele Sendlinger sowie den Bezirksausschuss (BA) Sendling. Dieser hat den neuen Ideen zum Großmarkt gerade zugestimmt. BA-Vorsitzender Markus Lutz sprach mit Konstanze Pfeiffer über das, was sich im Viertel bewegt.
"Das Areal öffnet sich"
Auf der jüngsten BA-Sitzung wurden Pläne für das Neubauvorhaben der Großmarkthalle vorgestellt – mit Einzelhandel und Gastronomie, Büros sowie Grünflächen zur Erholung und sogar einem Fußballplatz: Was hält der BA von diesen Plänen?
Markus Lutz: Das gesamte Konzept ist eine Chance für Sendling. Durch die Stapelung der Großmarkthalle öffnet sich das bisher unzugängliche Großmarktareal der Bevölkerung, die unterbrochene Thalkirchner Straße wird wieder durchgängig befahrbar und es werden Flächen frei für dringend benötigten Wohnraum, Einzelhandel und Grünflächen, die wichtig für Sendling und München sind.
Verkehrskonzept für's ganze Viertel
Auch in der Umgebung der Großmarkthalle entsteht viel Neues: das Volkstheater im alten Viehhof, das Interims-Quartier Gasteig an der Hans-Preißinger-Straße, und es werden Flächen auf dem Gelände der Großmarkthalle frei. Wie könnte sich das positiv auf das Viertel auswirken? Macht es Sinn, die einzelnen Projekte in einem Gesamtprojekt zu planen?
Markus Lutz: Nein, die einzelnen Projekte muss man nicht als Gesamtprojekt planen. Was man aber zusammen planen muss, ist die verkehrliche Erschließung, was bedeutet: massiver Ausbau des öffentlichen Verkehrs und ein klares, anwohnerschonendes Verkehrskonzept, was sich positiv auf das Viertel auswirken muss. Ansonsten muss ein Gesamtkonzept für die freiwerdenden Flächen und ein Bebauungsplan dafür aufgestellt werden. Wir wollen bezahlbaren Wohnraum, also städtischen und genossenschaftlichen Wohnraum, sowie eine gute Infrastruktur mit einer Grundschule, Einkaufsmöglichkeiten und Grünflächen für die Bevölkerung.
"Das muss überarbeitet werden"
Die Sendlinger wollen die Großmarkthalle in ihrem Viertel behalten. Vereinzelt gibt es trotzdem Beschwerden über Lärm und Verkehr. Wie stellen Sie sich die zukünftige Entwicklung vor?
Markus Lutz: Für die Belieferung der neuen Großmarkthalle sowie zur Erschließung der neuen Büros ist es wichtig, dass ein gutes Verkehrskonzept vorgelegt wird. Die Lkw dürfen nicht oberhalb auf der Brudermühlstraße fahren, sondern müssen durch den Tunnel und danach erst die Großmarkthalle anfahren können, wenn sie aus Westen kommen. Auch die Verkehrssituation an der Kreuzung Schäftlarnstraße / Brudermühlstraße muss überarbeitet werden.
"Ich fordere einen massiven Ausbau des ÖPNV"
Auf der BA-Sitzung sagten Sie, dass man die Verkehrssituation um die Großmarkthalle herum verbessern und deshalb beim Stadtrat ein „Stachel im Fleisch“ sein muss. Wie stellen Sie sich Lösungen zu den einzelnen großen Projekten vor?
Markus Lutz: Ich fordere einen massiven Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs an dieser Stelle. Nötig wird eine neue Buslinie von Thalkirchen entlang der Schäftlarnstraße Richtung Innenstadt sein. Der Takt des MetroBusses 54 sowie des Expressbusses X30 muss enger werden. Außerdem sollte man über eine Tram über die Brudermühlbrücke nachdenken. Des Weiteren sollte die wieder geöffnete Thalkirchner Straße keine Autostraße werden, sondern nur Fußgängern und Radfahrern zur Verfügung stehen. Der Lieferverkehr von und zur Großmarkthalle von Osten her darf nur über den Autobahnring sowie von Westen her nur über den Tunnel unterhalb der Brudermühlstraße abgewickelt werden.
"Wichtig, dass Bürger Impulse setzen"
Julia Biller vom städt. Referat für Stadtplanung und Bauordnung erklärte auf der BA-Sitzung, dass das Referat bei der Neuentwicklung der Großmarkthalle noch ganz am Anfang stehe. Es gehe ja darum, ein nachhaltiges „innerstädtisches Quartier“ zu entwickeln, was viele Fragestellungen aufwirft und gut geplant werden muss. Was sind die nächsten Schritte? Wie können sich Bürger an der Planung beteiligen?
Markus Lutz: Zunächst einmal hat der Sendlinger Bezirksausschuss einstimmig für den Start der aktuellen Planungen gestimmt. Dann fordern wir auf Antrag der SPD schon seit über sechs Jahren einen Bürger-Workshop im Rahmen „Bürgerinnen und Bürger gestalten ihre Stadt“. Dieser soll vor den konkreten Planungen durch das Baureferat durchgeführt werden, also möglichst im Sommer / Frühherbst dieses Jahres. Hier ist es wichtig, dass die Bürgerinnen und Bürger ihre Ideen einbringen und Impulse setzen, was mit den freiwerdenden Flächen rund um die alte Großmarkthalle geschehen soll. So kann hier ein neues, bezahlbares und integriertes Quartier für Sendling entstehen.
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