"Die beiden Verkehrsmittel konkurrenzieren nicht, sondern befruchten sich gegenseitig"
Die CSU München-West warnt, eine Erweiterung der Tram-Bahn 17 könne die Verlängerung der U-Bahn-Linie U5 nach Freiham gefährden. Dazu schreibt Andreas Auchter-Paula, ÖPNV-Berater im öffentlichen Dienst von München:
Die CSU West warnt vor einer "verhängnisvollen Baurivalität“ zwischen der Erweiterung der Trambahn-Linie 17 und der Verlängerung der U-Bahn-Linie U5 nach Freiham. Bestätigt in ihrem Kannibalisierungsgedanken werden MdB Stephan Pilsinger und MdL Josef Schmid im Rahmen ihrer entsprechenden Anfrage vom Bundesminister für Verkehr und digitale Infrastruktur, Andreas Scheuer.
Was für ein Eigentor der drei Herren, denn beide Maßnahmen erfüllen Stand heute nicht die Voraussetzungen, dass überhaupt Fördermittel vom Bund fließen können (nur möglich, wenn der Faktor der Nutzen-Kosten-Untersuchung größer 1 ist), wobei die Untersuchung für die Tram noch gar nicht vorliegt.
Die beiden Verkehrsmittel konkurrenzieren nicht, sondern befruchten sich gegenseitig. Denn beide erfüllen völlig unterschiedliche verkehrliche Funktionen: Die U-Bahn als schnelle Verbindung zur Innenstadt, die Tram würde eine tangentiale Verbindung vom Münchner Westen in den Münchner Nordwesten schaffen (wie heute schon der Bus 143). Wohl kein Mensch würde die Tram für Fahrten in die Innenstadt nutzen. Mit einer Tram könnten dann allerdings alle Aubinger:innen auch die U-Bahn gut erreichen, so dass letztlich die Tram als Zubringer sogar zu mehr Fahrgästen bei der U-Bahn führen könnte. Und Bürger:innen aus Freiham könnten eher auf ein Auto verzichten, wenn sie beides, U- und Trambahn vor der Türe haben.
Fazit: gut möglich, dass das Gegenteil einer "verhängnisvollen Baurivalität“ eintritt. Wenn die Tram zu deutlich mehr Fahrgästen bei der U-Bahn beiträgt, wird diese ggf. überhaupt erst förderfähig. Es wäre die Aufgabe der Verkehrspolitik, genau das fachlich durch die MVG und das Mobilitätsreferat der Landeshauptstadt München prüfen zu lassen.
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