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Rubrik: Gesamt · Stadtteil: München
Den Glauben an sich selbst vermitteln
Ehrenamtliches Jobmentoren-Programm an der Mittelschule an der Peslmüllerstraße
Seit 2006 sind Jobmentoren an Münchner Mittelschulen unterwegs. Damals gründete Wolfgang Thoennissen das Programm. Als pensionierter Verlagsmanager arbeitete er eine Zeit lang mit dem Jugendamt zusammen und erkannte die Betreuungslücke für Jugendliche, die in den Beruf starten. Inzwischen trägt das Referat für Arbeit und Wirtschaft einen Großteil der Kosten. Die Schirmherrschaft über das Projekt hat aber die Bürgerstiftung, von dort kommt die maßgebliche Unterstützung.
Kurz gefasst helfen Jobmentoren den zukünftigen Mittelschulabgängern der achten, neunten und zehnten Klasse, ihren Berufswunsch zu konkretisieren und einen Ausbildungsplatz zu finden. Was einfach klingt, setzt viel Geduld und Aufeinanderzugehen auf beiden Seiten voraus. Schließlich müssen sich die Jugendlichen in der Erwachsenenwelt zurechtfinden und ihre eigenen Wünsche mit der Realität abgleichen. Eine gute Beratung einer pensionierten Führungskraft ist dabei Gold wert. Denn in der Regel sind die Jobmentoren erfolgreich im Beruf und haben ihre aktive Erwerbstätigkeit schon hinter sich.
Beratung für den Start ins Berufsleben
Andrea Büttner, Koordinatorin im Jobmentor-Programm, erzählt: „Zur Zeit haben wir 41 Mentoren und betreuen damit 21 Münchner Mittelschulen. Das ist schön, aber leider zu wenig. Uns fragen ständig weitere Schulen an. Und an unseren Stammschulen wächst der Bedarf an Mentoren ebenfalls ständig.“ Die Mentoren sollten sich an einem Vormittag in der Woche Zeit nehmen können, sollten Freude an der Arbeit mit Jugendlichen mitbringen und sich mit Berufsbildern und Ausbildungswegen auskennen, zählt sie die Voraussetzungen auf.
„Zumindest müssen sie wissen, was wo zu finden ist“, ergänzt Gottfried von Aulock. Er ist seit fünf Jahren Jobmentor in der Mittelschule an der Peslmüllerstraße. Nach seiner aktiven Zeit als Rechtsanwalt suchte er eine ehrenamtliche Tätigkeit „mit gesellschaftlicher Relevanz und mit einem Bezug zu jungen Leuten. Als Jobmentor bin ich genau richtig“, meint er. Gemeinsam mit Mentor-Kollegin Sophie Schalk und einem Mitarbeiter von der Bundesagentur für Arbeit kümmert er sich um die Abschlussklassen der Peslmüllerschule. „Einzelförderung findet nicht statt, sondern wir kommen an ganz bestimmten Zeiten in die Schule und schauen, was gebraucht wird.“ Es dauere immer etwas, bis man alle kenne und diejenigen feststehen, die besonders unterstützt werden sollten.
Hohe Wertschätzung in den Schulen
„Das passiert in enger Abstimmung mit der Klassenlehrerin“, so von Aulock. „Überhaupt erhalten wir eine hohe Wertschätzung in der Schule und sind fest eingeplant.“ Für das laufende Schuljahr plane er gerade einen Elternabend, um auf das wichtige Thema der Berufswahl einzustimmen. Ziel des Abends sei es, für realistische Berufe zu werben. „Phantasieberufe nützten niemandem etwas. Unsere Arbeit als Jobmentoren sehe ich vorwiegend darin, die Realität im Auge zu behalten und den jungen Leute alle Alternativen näher zu bringen. Sie sollen Lehrstellen finden, in denen sie sich wohlfühlen und Entwicklungschancen haben.“ Leider sei das Schulsystem handwerksfeindlich, da blieben viele konkrete Möglichkeiten unbeachtet von den Jugendlichen, bedauert er.
Sind Lebensläufe und Bewerbungsschreiben abgeschickt, würde schließlich ein Bewerbungstraining angesetzt. „Bis zur Kleiderfrage bei Bewerbungen wird alles durchgesprochen. Das alles geht nicht ohne Feedback! Das ist enorm wichtig, damit sich die Jugendlichen einschätzen und in der Erwachsenenwelt zurechtfinden können. Dafür sind wir da“, so von Aulock.
Wichtig: Glaube an sich selbst
Es sei eine wunderbare Zeit mit den Jugendlichen, „sicherlich nicht ohne Tiefen und Rückschläge. Wenn man allerdings mit den jungen Leuten ins Gespräch kommt, sie sich einem anvertrauen, über sich erzählen und man ihnen Tipps geben kann, dann geht einem schon das Herz auf! Es sind nur tolle und nette Schüler, die ich in den Jahren kennengelernt habe! Wenn ich es schaffe, ihnen den Glauben an sich selbst zu vermitteln, dann habe ich eigentlich alles erreicht, was ich wollte.“
Eines nur ärgere ihn: „Ein Großteil der Firmen antworten nicht auf die Bewerbungen. Das finde ich unmöglich! Das ist absolut unfair den Jugendlichen gegenüber. Ein Feedback, und sei es noch so knapp, wäre wünschenswert.“ Auf den regelmäßigen Mentorentreffen komme dies auch immer wieder zur Sprache, bestätigt Büttner. „Wir organisieren Treffen und fördern der Austausch und sind bei Problemen stets Ansprechpartner.“ Alle Mentoren würden eine einzigartige Arbeit leisten. „Es ist ein großartiges Team. Und ich freue mich, wenn wir weitere Interessenten gewinnen können.“ Weitere Infos zu Voraussetzungen, Tätigkeiten und Einsatzorte sind im Internet unter www.job-mentoring-muenchen.de oder unter der Mailadresse info@job-mentoring-muenchen.de zu erfragen.
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