„Städtebauliche Unverschämtheit“
Rosa-Luxemburg-Platz: Bezirksausschuss lehnt Pläne ab
Das neue Wohnquartier, das auf der freiwerdenden Fläche der Tierklinik im Süden des Olympiaparks entsteht, soll zum Großteil über den bisher autofreien Rosa-Luxemburg-Platz erschlossen werden. Auf dem Grundstück an der Emma-Ihrer- und Schwere-Reiter-Straße plant die Stadibau 680 Wohnungen für Staatsbedienstete sowie Kindertageseinrichtungen. Entlang der Schwere-Reiter-Straße ist Büronutzung vorgesehen. Das zirka 7,4 Hektar große Gebiet ist zum Großteil im Besitz des Freistaats Bayern.
Grundsätzlich begrüßt der Bezirksausschuss Neuhausen-Nymphenburg (BA 9) die Planungen für das Gebiet. Über den Plan, dass der Verkehr hauptsächlich über den Rosa-Luxemburg-Platz fließen soll, „waren wir ein klein wenig entsetzt“, wie Gudrun Piesczek, die Vorsitzende des Unterausschusses Verkehr im BA 9, auf der jüngsten Sitzung des Gremiums betonte. Eine Nutzung des Rosa-Luxemburg-Platzes größtenteils als eine Verkehrsfläche lehnt das Lokalparlament deshalb ab. Der Platz sei schon immer als Raum mit einer hohen Aufenthaltsqualität für die Anwohner gedacht gewesen, keinesfalls dürfe er als überwiegende Straßenfläche überplant werden. „Dem können wir nicht zustimmen“, erklärt Gudrun Piesczek.
„Wir müssen uns vor die Maschinen werfen“
Das sah Peter Loibl (AGS) ähnlich: „Man muss sich das vor Augen halten: Nördlich der Dachauer Straße sollen wir den Rosa-Luxemburg-Platz opfern. Das ist eine städtebauliche Unverschämtheit“, sagte er. Das Ganze müsse anders geregelt werden. „Die Erschließung wird sicher schwierig, aber da muss man eben ein bisschen mehr Fantasie spielen lassen.“ Auch Willi Wermelt (SPD) kritisierte die Planungen: „Wir müssen uns vor die Maschinen werfen. Der Platz ist schön und ruhig – noch. Er wird, auch wenn die Wohnungen bezogen sind, der einzige große Platz in der Nähe sein.“ Die Bebauung, die geplant ist, sei sehr dicht, erklärte BA-Chefin Anna Hanusch. „Deshalb ist es wichtig, den öffentlichen Raum zu bewahren“, so die Grünen-Stadträtin.
„Erforderliche Brücke fehlt“
Des Weiteren bittet der BA 9 um Mitteilung der Lage der Zu- und Abfahrten zu der geplanten Tiefgarage. Eine Zu- und Abfahrt über den Rosa-Luxemburg-Platz lehnt das Lokalparlament ab. Zudem steht die beantragte Radlroute Maxvorstadt - Neuhausen - Olympiapark West nach Ansicht des BA 9 im Konflikt mit dem Bebauungsplan. „Die geforderte Radverbindung ist in der Planung nicht berücksichtigt“, heißt es von Seiten des Gremiums. Der Unterausschuss (UA) Verkehr hat zudem angemerkt, dass die hierzu erforderliche Brücke über die Schwere-Reiter-Straße im Bebauungsplan nicht berücksichtigt sei, diese werde jedoch gefordert.
Baubeginn soll Mitte 2020 sein
Das Planungskonzept, mit dessen Bau Mitte 2020 begonnen werden soll, stellt aus Sicht des Referats für Stadtplanung und Bauordnung eine Weiterentwicklung des Preisträgerentwurfes des in den Jahren 2010 und 2011 durchgeführten Planungswettbewerbs für die Olympischen Spiele 2018 dar. Grundgedanke des städtebaulichen Entwurfs sei die Vermittlung zwischen Olympiapark und den angrenzenden dichten Stadtquartieren. Daher sei eine offene städtebauliche Figur gewählt worden, „die sich von der geschlossenen Blockrandbebauung löst und so der direkten Lage am Park Rechnung tragt.“ Durch die prägnanten Kopfbauten werde der Rosa-Luxemburg-Platz baulich sinnvoll ergänzt, „mit der Höhenstaffelung werden die bereits am Platz vorhandenen Höhen der Wohngebäude und des im Bau befindlichen Strafjustizzentrums aufgegriffen“, heißt es in der Beschlussvorlage weiter.
Entlang der Schwere-Reiter-Straße solle durch eine geschlossene Bebauung der Straßenraum besser gefasst und Lärmschutz für die rückwärtigen Bereiche erreicht werden. Durch die Festsetzung einer öffentlichen Grünflache östlich, westlich und nördlich der Baugebiete werde für die künftigen Bewohner ausreichend Erholungsfläche angeboten und der Anschluss an den Olympiapark einschließlich neuer attraktiver Parkeingänge realisiert. Die erforderlichen Stellplätze werden in einer Gemeinschaftstiefgarage untergebracht. Die Erschließung der Gemeinschaftstiefgarage erfolge ausschließlich über die Emma-Ihrer-Straße, heißt es von Seiten des Planungsreferats weiter. Die bisherige Verkehrsführung auf dem Rosa-Luxemburg-Platz werde nicht verändert.
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