„Kurzfristige Umsetzung“
Jugendzentren und Aufenthaltsräume für Jugendliche schaffen

Der "Treff Mosaik" ist eines von mehreren Jugendzentren in Neuhausen-Nymphenburg. Ein Herbstfest, so wie hier 2019, war im vergangenen Jahr coronabedingt nicht möglich. (Foto: sb (Archiv))
Geht es nach dem Bezirksausschuss Neuhausen-Nymphenburg (BA 9) dann soll die Landeshauptstadt München drei neue Jugendzentren beziehungsweise Aufenthaltsräume für Jugendliche im Stadtviertel schaffen. Drei Forderungen stehen dabei im Mittelpunkt des Antrags der SPD-Fraktion, den das Lokalparlament in seiner jüngsten Sitzung einstimmig so beschlossen hat: Zum einen soll kurzfristig eine Jugendeinrichtung geschaffen werden, „um den Mehrbedarf durch die Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie aufzufangen.
Diese könnte zum Beispiel in Form eines Bauwagens als Außenstelle zu einer der bestehenden Jugendeinrichtungen wie Mosaik oder Freizeitstätte Hirschgarten verortet werden“, heißt es in dem Antrag. Man fordere die Stadt deshalb auf, mit den bestehenden Einrichtungen Kontakt aufzunehmen, eine kurzfristige Umsetzung zu planen und für diese Umsetzung Mittel und Personal bereitzustellen.
Jugendzentrum im Neubaugebiet rund um Paketposthalle
Zum anderen soll bereits jetzt im Bereich des Neubaugebietes rund um die Paketposthalle ein großes Jugendzentrum in die Planung integriert werden. Dieses müsse so konzipiert werden, dass mindestens Folgendes sichergestellt sei: die Einbeziehung von Jugendlichen bei der Konzeptentwicklung, eigene Veranstaltungsmöglichkeiten der Jugendlichen (Zugang zu Bühne und Equipment), sichere und attraktive Räume speziell für Mädchen und junge Frauen, Bandübungsräume, die zur dauerhaften Nutzung zur Verfügung gestellt werden, und nicht nur für einzelne Stunden und einzelne Gruppen, sowie einen Betrieb nach dem Prinzip der Selbstverwaltung.
Bildungs- und Kulturangebot im Kreativquartier
Und als Drittes schlägt die SPD-Fraktion vor, in den freigewordenen Räumen und Flächen der Münchner Stadtentwässerung (MSE) im Kreativquartier ein stadtteilübergreifendes Bildungs- und Kulturangebot für Kinder und Jugendliche zu schaffen. „Konsumfreiheit sollte dabei ein zentrales Element sein. Das Kreativquartier ist ein idealer Ort, um diese Form von Jugendarbeit im Stadtviertel umzusetzen. Damit würde in Neuhausen-Nymphenburg ein nicht-kommerzialisierter Ort für Jugendliche und junge Erwachsene geschaffen und die soziale Infrastruktur im Stadtviertel ganz entscheidend ergänzt und verbessert", erklärt die SPD-Fraktion des BA 9 in ihrem Antrag. Inklusion solle hierbei als Grundvoraussetzung für diese Räume verstanden werden. Des Weiteren sollten Träger der offenen Kinder- und Jugendarbeit in dem zu entwickelnden Konzept berücksichtigt werden.
Stetiger Zuzug
In Neuhausen-Nymphenburg fehle es an geeigneten Aufenthaltsorten und -räumen für Jugendliche. Die bestehenden Einrichtungen seien zu klein und angesichts der Bevölkerungszahl im Stadtviertel zu wenig. Durch die Neubaugebiete und den stetigen Zuzug werde der Bedarf in den kommenden Jahren weiter steigen. „Uns als Bezirksausschuss erreichen regelmäßig Anfragen und Beschwerden aus der BürgerInnenschaft, dass Einrichtungen und generell geeignete Orte fehlen, an denen sich Jugendliche in ihrer Freizeit aufhalten können“, heißt es in der Antragsbegründung. Dies betreffe nicht nur Jugendspielplätze, Tischtennisplatten oder geeignete Freiflächen, sondern insbesondere Einrichtungen, in denen Jugendliche sich auch bei schlechtem Wetter aufhalten und an der Organisation beteiligen, eigene Projekte gestalten und über die Nutzung mitbestimmen können.
Bedarf hat sich geändert
Die bestehenden Jugendtreffs in Neuhausen-Nymphenburg seien zu klein oder entsprechen nicht mehr dem geänderten Bedarf. „Diese werden zwar genutzt, sind aber zu schnell ausgelastet und sprechen auch nur jeweils bestimmte Peer Groups an. Insbesondere für das Neubaugebiet um die Paketposthalle fordern wir daher ein Konzept, das in Größe und Gestaltung so ausgerichtet ist, dass es für Jugendliche des ganzen 9. Stadtbezirks zugänglich und attraktiv ist und damit wenigstens teilweise die bisherigen Missstände kompensieren könnte“, betont die SPD-Fraktion.
„Nicht an der falschen Stelle sparen“
In diesem Zusammenhang fordere man, dass das neu zu konzipierende Jugendzentrum explizit auch Programme anbietet, um diejenigen Jugendlichen gezielt anzusprechen, die bislang tendenziell zu wenig berücksichtigt wurden oder die aufgrund der begrenzten Kapazitäten die bisherigen Angebote nicht nutzen konnten. Die Bautätigkeit im Areal Paketposthalle biete die letzte Chance, Planungsfehler der Vergangenheit, die insbesondere Jugendliche und junge Erwachsene betroffen haben, zu korrigieren. Daher dürfe diesmal nicht mehr an der falschen Stelle gespart werden.
„Nicht eingehaltene Versprechungen“
„Auch in den neuen Wohnbereichen im Kreativquartier Dachauer Straße/Infanteriestraße und Stadibau / Schwere-Reiter-Straße entstehen über 900 neue Wohnungen und eine fünfzügige Grundschule. Auch für die dort lebenden Kinder und Jugendlichen ist eine vorrauschauende Sozialplanung mit einsprechenden Jugendzentren zwingend erforderlich.“ Diesen Beschluss fasst der BA 9 eigenen Angaben zufolge auch aufgrund der von der Stadtverwaltung nicht eingehaltenen Versprechungen bei der Planung des Entwicklungsgebietes Hauptbahnhof-Laim-Pasing.
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