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Rubrik: Gesamt · Stadtteil: München
"Man kann so nicht weitermachen"
Die Münchner SPD fordert in S-Bahn-Sofortprogramm mehr Zuverlässigkeit
Die Münchner S-Bahn ist im alltäglichen Berufsverkehr ausgelastet. Rund 800.000 Fahrgäste, auch aus dem Umland, sind auf sie angewiesen, um zu ihrem Arbeitsplatz zu kommen. Auch am Wochenende und für Freizeitaktivitäten ist sie das meist genutzte Beförderungsmittel. Die Schwierigkeiten des drittgrößten S-Bahn-Netzes Deutschlands sind dabei allseits bekannt: Häufige Zugausfälle und Verspätungen verhindern, dass mehr Menschen vom Auto auf den öffentlichen Nahverkehr umsteigen.
Zur Lösung der Probleme schlägt die Münchner SPD ein Sofortprogramm vor, dass die Beförderungskapazitäten erhöhen soll und für mehr Zuverlässigkeit im S-Bahn-Verkehr sorgt. MdL Florian von Brunn und Landtagskandidat Michael Ott stellten es nun vor.
SPD drängt auf Umsetzung konkreter Maßnahmen
MdL Florian von Brunn kritisierte die Staatsregierung: Sie habe viele Programme angekündigt, "die aber einfach nicht umgesetzt werden". Seit 2012 habe die Staatsregierung 28 Maßnahmen angekündigt; davon sei aber erst eine einzige abgeschlossen (Linie A von Dachau nach Altomünster).
Der Vorschlag der Münchner SPD: Man müsse ein unabhänges Expertengremium eingesetzten, das die Planungsarbeiten der Deutschen Bahn sorgfältig überprüft und notwendige Verbesserungsvorschläge einbringt. "Es fehlt an langfristiger Planung. Die Bahn denkt nicht an die Zukunft", so von Brunn. Die Expertenkomission sei entscheidend, um die wichtigen Planungskapazitäten zu erhöhen. Des Weiteren sei zu wenig Personal vorhanden, damit Planung und Bau reibungslos vonstatten gehen können.
Abseits der Planungsdefizite steht die Finanzierung auf der Agenda. Der Ballungsraum München benötigt aufgrund seines starken Wachstums Sondermittel für die Finanzierung der Maßnahmen. Der SPD-Landtagskandidat Dr. Michael Ott sieht einen erhöhten Investitionsbedarf für München als unumgänglich an. Die bisherigen Mittel reichen nicht aus, um zukunftsorientiert planen zu können.
Bei dieser Planung steht die Perspektive der Fahrgäste an oberster Stelle. Diese werde allzu oft vernachlässigt. Als Sofortmaßnahme zur Entlastung der Passagiere solle man Langzüge auf allen Strecken einführen. "Quer- und Tangentialverbindungen müssen schleunigst geplant und umgesetzt werden", so Ott. Ziel sei ein 10-Minuten-Takt im gesamten S-Bahn-Netz.
Beförderungskapazität schnell erhöhen
Mit der Erhöhung der Kapazitäten müssen gleichzeitig die Fahrgastfreundlichkeit und der Verbraucherschutz gestärkt werden, so von Brunn. Die gegenwärtige Belastung von S-Bahn-Fahrgästen durch unvorhersehbare Ausfälle und Verspätungen sei unzumutbar. Massive Benachteiligungen sollen durch Entschädigungen und Strafzahlungen ausgeglichen werden. Außerdem müssen bei Störungen Informationen schneller an die betroffenen Fahrgäste weitergegeben werden.
Die Erhöhung der Kapazitäten (z.B. durch den Einsatz von Langzügen bei der S-Bahn) soll mithelfen, mehr Autofahrer zur Benutzung öffentlicher Verkehrsmittel zu bewegen. München steht bei der Stickoxid-Belastung deutscher Städte an erster Stelle und brauche dringend Entlastung. "Der öffentliche Verkehr ist bisher die beste Maßnahme zur Luftreinhaltung", sagt Michael Ott. In München sei die S-Bahn die "zentrale Säule des ÖPNV", ergänzt von Brunn.
Die Prioritäten der nötigen Maßnahmen müssen dabei klar gesetzt werden, damit die Verkehrssituation verbessert werden kann. Laut Florian von Brunn haben "die Probleme gezeigt, dass man so nicht weitermachen kann". Man müsse an die Zukunft denken und den Nahverkehr attraktiver machen, um die Verkehrswende zu schaffen.
Was geht schnell?
Die Münchner SPD schlägt u.a. folgende Maßnahmen vor, um die Lage bei der S-Bahn schnell zu verbessern:
- Einsatz von Langzügen auf allen Strecken (außer S7)
- beschleunigter Ausbau von Sendlinger Spange, Bahnhof Laim, Regionalhalt Poccistraße
- Ertüchtigung von Bahnsteigen für Ausweichmöglichkeiten bei Störungen
- doppelgleisiger Ausbau des Westkopfs am Bahnhof Pasing
- Ausbau Bahnhof Heimeranplatz
- Verknüpfung der Sendlinger Spange mit den Gleisen der S 7
- zweigleisiger Ausbau der S7 zwischen Höllriegelskreuth und Buchenhain
- barrierefreier Ausbau von Stationen (z.B. Isartor)
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