Tourentipps: Die schönsten Radlstrecken und Wanderwege
Wanderung zur Baumgartenschneid am Tegernsee
In München lässt der Winter nach wie vor auf sich warten. Doch kein Grund zur Verzweiflung, denn Sonja Ullrich vom SamstagsBlatt hat einen Tourentipp, bei dem Schnee- und Naturfreunde auf ihre Kosten kommen. Zusammen mit ihrer Hündin Leoni hat sie sich zu einer Wanderung zur Baumgartenschneid am Tegernsee aufgemacht und für bewegungsfreudige Leserinnen und Leser die Wander- und Einkehrmöglichkeiten getestet. Ganz unbekannt war ihr die Strecke dabei jedoch nicht: „Diese Tour gehört im Winter zu meinen Favoriten“, gesteht sie. „Neben einer wunderschönen Landschaft zum Genießen und Entspannen, kann sich auch Leoni so richtig austoben. Die Wanderung ist also für Hundebesitzer eine tolle Abwechslung zum Stadtpark.“
Startpunkt: Riedersteinstraße
Der Tegernsee liegt rund 50 Kilometer von München entfernt in den Bayerischen Alpen und ist ein beliebtes Ausflugsziel der Münchner. Dank einer in den 1960er Jahren erbauten Ringkanalisation um den See, zählt er zu den saubersten in Bayern. Sein Name ist erstmals in der Form „Tegarinseo“ aus dem Jahr 796 überliefert. Im Gegensatz zu vielen andere oberbayerischen Seen sind die Ufer des Tegernsees fast vollständig öffentlich zugänglich. Er ist Teil des Stadtgebiets von Tegernsee und auch die übrigen vier Gemeinden des Tegernseer Tals – Gmund am Tegernsee, Rottach-Egern, Kreuth und Bad Wiessee – haben Anteil am Seeufer. Neben dem Erholungstourismus spielt hier auch der Kongress- und Seminar-Tourismus eine immer wichtigere Rolle: Eine Vielzahl von Hotels beherbergt große und kleine Konferenzen und Workshops für nationale und internationale Unternehmen. Insbesondere im Großraum München ansässige Firmen nutzen diese Angebote.
Als Ausgangspunkt für ihre Tour hat Sonja Ullrich den Parkplatz am Ende der Riedersteinstraße im Ortsteil Schwaighof in Rottach-Egern gewählt. „Man muss der Beschilderung Baumgartenschneid / Riederstein folgen“, verrät sie. „Von der Münchner Innenstadt aus erreicht man den Parkplatz mit dem Auto in einer knappen Stunde und muss etwa 70 Kilometer zurücklegen.“
Von dort geht man auf der Forststraße bzw. Rodelbahn bis kurz vor das schön gelegene und auch im Winter geöffnete Berggasthaus Riederstein am Galaun, das 1060 Meter über dem Meeresspiegel liegt. Doch noch soll nicht eingekehrt werden: „Kurz vor dem Gasthaus zweigt ein Treppensteig nach rechts ab. Hier findet man einen Kreuzweg mit 14 Stationen aus Reliefs im Stil der Volkskunst auf steilem Weg, großteils über Treppenstufen“, erklärt Sonja Ullrich. „Dieser Weg führt zur spektakulär gelegenen Riedersteinkapelle.“
Wahrzeichen des Tegernsees
Diese kleine neugotische Kapelle steht auf dem 1207 Meter hohen Felssporn Riederstein, direkt über dem Tegernsee, als dessen Wahrzeichen sie gilt. Da der Fels etwa 150 Meter nahezu senkrecht über den als Galaun bekannten Aussichtspunkt ragt, ergibt sich mit der Kapelle darauf ein beeindruckendes Bild. „Von dort oben hat man einen weiten Blick auf den Tegernsee und in das Tal der Weißach. Einfach herrlich!“, erzählt Sonja Ullrich begeistert.
Nur zehn bis zwölf Personen passen gleichzeitig in das kleine Bauwerk, dessen Portal mit einem Spitzbogen und einem Marienbildnis versehen ist. Die Gottesmutter ist als Himmelskönigin mit Zepter und blauem Mantel dargestellt.
Um die Riedersteinkapelle ranken sich viele Geschichten. Eine Ortssage berichtet, dass ein Jäger auf dem Felssporn einem Bären begegnet sei. Bevor dieser ihn angriff, konnte er noch auf das Tier schießen, doch beide stürzten über die Klippe. Der Jäger hatte aber großes Glück: Er überlebte, da er auf dem Körper des Bären landete. Aus Dankbarkeit gelobte er den Bau einer Kapelle.
In einer alternativen Variante heißt es, der Bauer des nahe gelegenen Leeberghofes habe die Kapelle errichten lassen, aus Dank, dass sein Vieh, das sich auf dem Riedersteinsporn verirrt hatte, wieder heil herab kam. Aber entspricht dies der Wahrheit?
Ausweislich einer Tafel im Inneren der Kapelle errichtete ein Schlossdiener im Schloss Tegernsee namens Hupfauer im Jahr 1841/42 einen Vorgängerbau und erweiterte die Kapelle bereits 1850/51. Der heutige Bauzustand wurde 1863 erreicht. Damals hat ein Grundbesitzer in Tegernsee namens Altmann die Kosten für das Bauwerk getragen.
Weitergehen, einkehren oder Absteigen?
„Der Weg bis zur Kapelle dauert eine gute Stunde“, berichtet Sonja Ullrich. Hier kann man entscheiden, ob man lieber weiter möchte, im Berggasthof einkehren will oder sich gleich an den Abstieg macht: „Je nach Zeit und Kondition kann man bei der Kapelle auch umdrehen und ein Stück über den Kamm gehen. Über einen anderen Steig – man folgt dem Schild „Tegensee, Schaighof, Rottach“ – gelangt man zurück zum Gasthof oder kann auch den Rückweg antreten.“
Für fitte Wanderer hat Sonja Ullrich einen Geheimtipp: „Man geht von der Kapelle zum Steig zurück und folgt dann dem bewaldeten Kamm. Dieser ist jedoch teilweise steil und mit Wurzeln durchsetzt, so dass man aufpassen sollte, wo man hintritt. Nimmt man diesen Weg bis zum Schlussanstieg, gelangt man über den baumfreien Bergrücken zum Gipfelkreuz, das auf 1444 Metern Höhe liegt.“
Der Abstieg vom Gipfel entspricht dem Aufstieg, doch man kann sich auch fürs Weiterwandern entscheiden, wie Sonja Ullrich erklärt: „Wer hier immer noch nicht genug hat, kann eine Rundtour über die vom Gipfel sichtbare Baumgartenalm, das Sagfleckl und den Prinzenweg machen.“
Anschließend folgt man ein längeres Stück die Forststraße zurück zum Gasthaus. „Man braucht sich dabei keine Sorgen machen, die Beschilderung ist gut. Allerdings sollte man bei Schnee einer vom Gipfel aus erkennbaren Spur folgen, da das Gasthaus sonst schwer zu finden ist“, rät Sonja Ullrich.
Einkehr am Galaun
Vor dem Gasthaus laden Bänke mit einer tollen Aussicht zur Rast ein. Wer sich Proviant mitgebracht hat, kann sich hier für den Abstieg stärken oder auch ins Berggasthaus Riederstein einkehren. Der Gasthof hat nicht nur ein Restaurant mit abwechslungsreichen, frisch zubereiteten Speisen, sondern auch geschmackvoll eingerichtete Zimmer zum Übernachten zu bieten.
Der Abstieg kann mit etwas Glück auch ganz einfach bewältigt werden, denn „das letzte Stück vom Gasthaus zum Parkplatz kann man bei guter Schneelage auch rodeln“, verrät Sonja Ullrich.
Für wen ist die Tour geeignet?
„Wanderfreunde und Familien kommen bei dieser Tour sicherlich auf ihre Kosten. An vielen Stellen hat man einen fantastischen Ausblick! Meine Hündin Leoni hat sich auch prächtig amüsiert“, meint die erfahrene Sportlerin. „Die Tour ist fast immer gespurt, nur bei Vereisung oder hoher Schneelage ist vom Aufstieg ganz bis zum Gipfel abzuraten. Bis zum Gasthaus ist die Strecke aber immer begehbar. Für den Aufstieg bis zum Gipfel sind insgesamt 700 Höhenmeter zu bewältigen, was in ca. zwei Stunden bei gemütlichem Tempo zu schaffen ist. Zur Kapelle sind es knapp 500 Höhenmeter – bis hierher muss man mit etwas über einer Stunde Aufstieg rechnen. Natürlich sollte man festes Schuhwerk und gerade im Winter geeignete Kleidung tragen. Wanderstöcke können bei steileren Abschnitten hilfreich sein“, fasst Sonja Ullrich zusammen.
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