Gutes tun, aber wie?
Die Stiftung Gute-Tat.de bringt Helfer und Hilfesuchende zusammen
„Um Guts zu tun, braucht's keiner Überlegung“, schlaumeierte schon Johann Wolfgang von Goethes Iphigenie auf Tauris im gleichnamigen Drama aus dem 18. Jahrhundert. Doch stimmt das wirklich? „Es gibt heutzutage viele Menschen, die sich gerne sozial engagieren möchten, sich aber zum Beispiel aufgrund ihrer Vollzeitbeschäftigung nicht längerfristig verpflichten können oder wollen“, erklärt Petra Bauer-Wolfram. „Für den Einzelnen ist es zudem oft auch nicht leicht, herauszufinden, wo gerade Hilfe benötigt wird und in welcher Form. Hier kommen wir ins Spiel“, so die Sozialpädagogin und Koordinatorin der Stiftung Gute-Tat.de am Standort München, welche die erste deutsche Online-Plattform für die Vermittlung von Freiwilligendiensten ins Leben gerufen hat. Rund 400 Kooperationspartner aus der Region München sind derzeit bei Gute-Tat.de registriert und stellen regelmäßig Gesuche nach ehrenamtlichen Helfern auf der Online-Plattform ein.
Lesepaten und Hobbygärtner
Vom Lesepaten für ein Grundschulkind bis hin zum Hobbygärtner für ein Pflegeheim, vom regelmäßigen Engagement mehrmals wöchentlich bis zum einmaligen Einsatz für nur rund zwei Stunden – die Angebote auf Gute-Tat.de sind denkbar vielfältig. „Wir haben diesen wesentlichen Aspekt deshalb auch zum Motto unserer Initiative ‚Heute ein Engel‘ gemacht: Jeder kann helfen und mit wenig Zeit viel bewegen“, betont Petra Bauer-Wolfram. In der Suchmaske der Online-Plattform von Gute-Tat.de kann man eingeben, ob man sich lieber für Kinder und Jugendliche oder Senioren engagieren möchte, ob einem Projekte am Vormittag oder am Abend lieber sind oder in welchen Stadtteilen man tätig werden möchte.
So schafft die Stiftung Gute-Tat.de, die bereits 2000 in Berlin gegründet wurde und mit Hamburg und München nun an zwei weiteren Standorten vertreten ist, mit ihrer Online-Plattform eine Orientierung über das heute oft schon unübersichtlich gewordene Feld der Möglichkeiten für ehrenamtliches Engagement. Und der Zuspruch wächst stetig: „Vor vier Jahren haben wir am Standort München mit unserer Arbeit angefangen. Ein Jahr später waren bei uns zirka 500 Engel registriert, heute sind wir schon bei 2.500 Menschen, die sich regelmäßig oder sporadisch ehrenamtlich engagieren“, so Bauer-Wolfram.
Nach Einschätzung der Sozialpädagogin speist sich der Wunsch nach sozialem Engagement bei vielen Menschen aus dem grundlegenden Gefühl, dass es uns hier in Deutschland eigentlich ganz gut geht. „Deshalb wollen die Menschen einen Beitrag leisten für andere, die vielleicht nicht so viel Glück haben. Sie wollen Solidarität leben und gleichzeitig etwas tun, dass auch ihnen Spaß macht.“ Menschen würden durch ihr Engagement die Gesellschaft also zumindest im Kleinen mitgestalten wollen. Darüber hinaus sei aber auch ein weiterer Aspekt nicht zu vernachlässigen: Im Ehrenamt arbeite man häufig im Team und lerne viele neue und interessante Menschen kennen, ideal also zum Beispiel für Helfer, die gerade erst nach München gezogen sind und sich einen neuen Bekanntenkreis aufbauen möchten.
Besondere Talente
Gleichzeitig wird bei Gute-Tat.de auch viel Wert darauf gelegt, dass die ehrenamtlich angebotene Hilfe auch den richtigen Projekten und bedürftigen Menschen zugutekommt. Grundsätzlich dürfen nur Organisationen auf der Online-Plattform „inserieren“, die ihre Gemeinnützigkeit nachgewiesen haben. „Zudem möchten wir vor dem ersten Einsatz jeden unserer ehrenamtlichen Engel persönlich kennen lernen“, so Bauer-Wolfram. Immer mittwochs außer an Feiertagen findet zu diesem Zweck um 18.30 Uhr ein kostenloser und unverbindlicher Informationsabend in den Räumen der Stiftung in der Ridlerstraße 31 a statt.
Interessenten können dann einen Fragebogen zu ihrer Person ausfüllen, in welchem sie auch angeben, welche besonderen Fähigkeiten, Kompetenzen oder Interessen sie besitzen. „In unserem Newsletter preise ich den Kooperationspartnern dann unsere sogenannten ‚Talente-Engel‘ an, die
beispielsweise Yoga-Kurse anbieten wollen oder fünf Fremdsprachen sprechen können“, so Bauer-Wolfram. Zusätzlich wird nach erfolgtem Einsatz von beiden Seiten immer auch ein Feedback zum Engagement eingeholt: „Hier können uns die Organisationen rückmelden, wie sie mit den Ehrenamtlichen klar gekommen sind und natürlich auch umgekehrt.“
Ehrenamtstage für Unternehmen
Finanziert wird die Stiftung Gute-Tat.de vor allem vom Münchner Sozialreferat und zusätzlich über Spenden. „Unsere gesamte Büroeinrichtung haben wir zum Beispiel geschenkt bekommen“, so Bauer-Wolfram. Und auch die Räume stellt ein großes Münchner Immobilienunternehmen kostenlos zur Verfügung. Einen Zuverdienst erhält die Stiftung, indem sie so genannte Ehrenamtstage für mittelständische Unternehmen organisiert. Firmen können hier die Möglichkeit nutzen, sich mit ihren Mitarbeitern in einem zeitlich festgesteckten Rahmen sozial zu engagieren, beispielsweise einen Abenteuerspielplatz für behinderte Kinder neu zu gestalten.
In solchen Projekten könnten die Mitarbeiter auch einmal auf andere Weise erleben, was im Team alles machbar ist und wie viel man gemeinsam bewegen kann. „Zudem ist soziales Engagement natürlich auch eine gute Werbung für ein Unternehmen“, so Bauer-Wolfram. "Im Raum München können hier ganz unterschiedliche Projekte verwirklicht werden: Ob als Event zur Weihnachtsfeier oder in der Sommerferienzeit, ob Engagement für Kinder oder für Senioren, ob mit fünf Mitarbeitern oder mit 150, wir finden mit Sicherheit das passende Projekt." Über diese Einzelaktionen hinaus ist vor allem längerfristiges und dauerhaftes Engagement von Unternehmen wünschenswert, beispielsweise im Bereich Bewerbungstraining für Hauptschulabgänger oder auch als Coaches oder Mentoren.
„Engel backen Engel“
Wer selbst spontan Gutes tun will, ist am Freitag, 22. März, zum Projekt „Engel backen Engel“ eingeladen. Gute-Tat.de-Praktikantin Sandra Ramsauer bäckt gemeinsam mit ehrenamtlichen Helfern ab 14 Uhr in der Großraumküche des ErlebnisKraftwerks Kulti-Kids am Ostbahnhof (Grafinger Str.6) Engelkekse, die anschließend im Ronald McDonald-Haus an herzkranke Kinder und ihre Familien verteilt werden. Das Projekt wird unterstützt vom Unternehmen Kaiser’s Tengelmann. Um Anmeldung bis Montag, 18. März, unter oben angeführter Telefonnummer oder per E-Mail an n.stafe@gute-tat.de wird gebeten. Weitere Informationen zur Stiftung auch im Internet unter www.gute-tat.de oder telefonisch unter (089) 45475004. Informationen rund um besondere Aktionen im Rahmen des Münchner Stiftungsfrühlings erhält man unter www.muenchnerstiftungsfruehling.de. Gute-Tat.de ist zudem immer auch auf finanzielle Unterstützung angewiesen. Das Spendenkonto lautet: Stiftung Gute-Tat.de, Kontonummer 59 24 94 909, Bankleitzahl 100 400 00, Commerzbank Berlin.
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