Tendenz steigend
Die BRK-Kleiderkammer unterstützt Münchner in Not und hilft im Ausland
Seit zehn Jahren besteht die BRK-Kleiderkammer mittlerweile in München – „und das Ganze auf ehrenamtlicher Basis“, betont Peter Klapper, der das Ganze zusammen mit seiner Frau Edda und einem Team von 25 Personen des „Arbeitskreises Auslandshilfe“ im Bayerischen Roten Kreuz (BRK) leitet und organisiert. Gespendet werden können nicht nur Kleidungsstücke sondern auch Spielsachen, Haushaltswaren, Möbel und vieles mehr. Angenommen werden die Spenden einmal in der Woche immer montags von 16 bis 19 Uhr in der Elly-Staegmeyr-Straße 9. „In der Regel gibt es dann zwischen 15 bis 20 Anlieferungen. An anderen Tagen kann die Bekleidung auch in unserem Container hier direkt vor Ort eingeworfen werden“, erklärt Peter Klapper, der seit 55 Jahren ehrenamtlich beim BRK tätig ist. „Wir nehmen nur gute Qualität an, da wir den Leuten nichts weitergeben wollen, was man nicht mehr anziehen kann.“
Man müsse allerdings dazu sagen, ergänzt seine Frau Edda, dass es sich manchmal nur um eine reine Entsorgung handelt. „Das ist dann Bekleidung, die man auf keinen Fall noch verwenden kann.“ Aus diesem Grund mache man direkt bei Annahme Stichproben. „Generell ist es zwar so, dass anständige Sachen abgeben werden. Aber natürlich gibt es immer Ausfälle, für die man sich eigentlich schämen müsste.“ Deshalb möchte das Rote Kreuz nicht als Entsorgungsstation missbraucht werden. „Arm sein bedeutet nicht, dass man unbrauchbare und nicht mehr ansehbare Gegenstände annehmen muss“, betont sie. Die Spenden sollten daher in einem Zustand sein, der für den Empfänger zumutbar ist.
Berechtigungsschein nötig
Alles, was in der BRK-Kleiderkammer abgeben wird, kommt in Not geratenen Menschen in München zugute, geht aber auch ins Ausland. „In der letzten Zeit lässt sich beobachten, dass die Zahl der Menschen, die in Not geraten und zu uns kommen, ansteigt. Da gibt es eine klare Tendenz“, sagt Peter Klapper. Wer die BRK-Kleiderkammer in Anspruch nehmen möchte, benötigt einen Berechtigungsschein, der zum Beispiel vom Sozialamt, den sozialen Beratungsstellen der Caritas und der Inneren Mission, dem Verein Münchner Tafel e.V. und in den Bürgerhäusern ausgestellt werden kann. Allein 2012 wurden in der Kleiderkammer und im Möbellager rund 2150 in Not geratene Menschen mit Bekleidung und Möbeln versorgt. Die BRK-Kleiderkammer ist jeden Mittwoch von 10 bis 14 Uhr geöffnet; die Möbelausgabe findet immer dienstags von 14 bis 16 Uhr statt.
Ein großer Teil der gespendeten Sachen kommt Menschen in Not zugute, die in europäischen Krisengebieten leben. Für die Auslandslieferungen arbeiten Peter Klapper und sein Team mit Partnerorganisationen in den jeweiligen Ländern zusammen. „Wohin die Sachen gehen, kommt immer auch auf die politische Lage an“, erklärt er. Hauptsächlich fahre man aber in die Ukraine, nach Serbien, Rumänien und auch in den Kosovo. „Das BRK München zeichnet aus, dass wir in Gegenden fahren, die nicht mit Spenden überschüttet werden“, erklärt Edda Klapper. Das Ziel sind Menschen in abgelegenen Orten, die oft keine andere Hilfe erreicht. „Die Organisatoren vor Ort müssen ganz genau nachweisen, dass die Sachen ausschließlich für humanitäre Zwecke verwendet werden.“
„Situation vor Ort ist oft katastrophal“
Aktuell, so berichtet Peter Klapper weiter, habe man vor kurzem eine Lieferung für Sinti und Roma fertig gemacht. Mit einem Lkw ging es dann im Dezember vergangenen Jahres in Richtung Rumänien. „Es ist unglaublich wichtig, dass wir Kleidung und Schuhe bringen. Insgesamt haben wir zwölf Tonnen Bekleidung geliefert.“ Damit habe man einen großen Teil der Bevölkerung vor Ort versorgen können. „Ich bin mir sicher, dass wir damit einen Beitrag geleistet haben, dass die Leute nicht nach Deutschland flüchten, weil sie ohne unsere Hilfe den Winter in Rumänien nicht überstehen.“ Die Situation vor Ort sei gerade im Bezug auf die Sinti und Roma oft katastrophal. „Die Menschen dort wohnen in Häusern, bei denen es nicht nachvollziehbar ist, dass man dort überhaupt wohnen kann.“
Hilfe zur Selbsthilfe
Der BRK-Arbeitskreis leistet zudem auch Hilfe zur Selbsthilfe. Viele Heime, Krankenhäuser und Schulen werden zum Beispiel mit Zahnarztstationen, Sprachlabors und Krankenbetten ausgestattet. Vor zwei Jahren habe man unter anderem auch 1400 Krankenhausbetten in die Karpaten gebracht. „Damals bekamen wir von drei Krankenhäusern Betten gespendet. Die in die Karpaten zu bringen, erforderte einen enormen logistischen Aufwand“, sagt Edda Klapper.
Um welche Mengen es sich bei den Auslieferungen ins Ausland handelt, erläutert Peter Klapper exemplarisch an einem Beispiel. „An einen Kooperationspartner in Serbien haben wir über einen Zeitraum von fünf Jahren unter anderem über 15.000 verschiedene Arten von Kinderbekleidung für Kinder bis zu zwei Jahren, rund 34.000 T-Shirts, 20.000 Hosen und Jeans, 19.000 verschiedene Hemden, 12.000 Pullover und Sweatshirts, jeweils 5000 Jacken und Röcke, 23.000 Paar Schuhe, 800 Schultaschen, 5000 Schulhefte, jeweils 1000 Zudecken und Wolldecken, 20.000 große Tassen, 1500 Schüsseln, 1800 Teller sowie 3000 Stück Besteck ausgeliefert.“
Ehrenamtliche Helfer gesucht
Insgesamt gibt es im Jahr drei bis vier Auslandsfahrten. Der Aufwand, der dahintersteckt sei enorm. „Wir verbringen einen großen Teil unserer Freizeit hier in der Kleiderkammer und auch unterwegs“, sagt Klapper. „Für die Fahrten in München suchen wir dringend noch Leute, die einen Lkw beziehungsweise einen 7,5-Tonner fahren können und dürfen. Wir würden gerne noch weitere Teams bilden, die einmal im Monat zum Beispiel Möbel ausfahren. Das wäre eine große Hilfe.“ Wer sich im BRK-Arbeitskreis ehrenamtlich engagieren möchte, bekommt nähere Informationen bei Peter Klapper unter Tel. 0177/8967083 (Email: peter.klapper@auslandshilfe.org).
Vorträge im Rahmen des „Münchner Stiftungsfrühlings“
Im Rahmen des „Münchner Stiftungsfrühlings“ finden verschiedene Veranstaltungen statt, in denen die Arbeit des BRK-Arbeitskreises vorgestellt wird. Am Mittwoch, 20. März, lautet das Thema „Wie Münchner Geld- und Sachspenden im Ausland wirken – Hilfsprojekt in Rumänien“. Was die Hilfe in der Region konkret bewirkt, erklärt Peter Klapper zusammen mit Paul Polyfka, dem 1. stellvertretenden Vorsitzender des BRK-Kreisverbandes München. Seit Mitte 2012 gibt es zur BRK-Kleiderkammer in Allach ein Pendant im Münchner Süden. Die Kleiderkammer in Solln ist Hauptthema im Vortrag am Donnerstag, 21. März, wenn die Verantwortlichen über ihre Arbeit berichten und Fragen beantworten. Beide Veranstaltungen beginnen jeweils um 19 Uhr im Haus Alt Lehel (Christophstr. 12, EG, Festsaal).
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