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Rubrik: Gesamt · Stadtteil: München
„Klimaanlage für München“
Die Baumschule an der Willibaldstraße
Warum in die Ferne schweifen? Für die Laimer Stadtteilbewohner liegt der Wald fast vor der Türe. Beginnend an der Willibaldstraße und begrenzt von der Agnes-Bernauer-Straße im Norden erstreckt sich ein Grünzug über den Lochhamer Schlag zum Pasinger Stadtpark bis nach Gräfelfing. Dieser Grünzug wird als „Baumschule“ bezeichnet, weil die städtische Baumschule auf dem Areal beheimatet ist, tatsächlich nimmt sie jedoch nur einen Teil der Grünfläche ein. Das Gebiet zählt zu den letzten zusammenhängenden Grünzügen der Stadt und spielt daher eine bedeutende klimatische Rolle für München. Als wichtige Frischluftschneise und „grüne Lunge“ wird die Baumschule daher eingeschätzt. Besonders in heißen Sommern sorgt das Grün für den notwendigen kühlen Luftaustausch. Laut Bund Naturschutz wird durch diese Grünfläche im Westen besonders viel kühle und frische Luft in Richtung Innenstadt transportiert.
Natur erleben und entdecken
Der Grünzug sorgt mit seinen abwechslungsreichen Teilbereichen für viele ökologisch positive Effekte. Der großflächige Landschaftspark beherbergt Biotope und kleine Teiche, spendet Insekten, Vögeln und kleinen Wildtieren Nahrung und Lebensraum und fördert die Artenvielfalt. In der städtischen Baumschule an der Willibaldstraße 70 werden zudem Bäume aufgezogen, die später in der Stadt gepflanzt werden. Zahlreiche Bäume säumen aber auch die Spazierwege auf dem Areal, die am Lochhamer Schlag in dichtem Wald münden. Die Laimer schätzen die Baumschule als wertvolle Naherholungsfläche. Jung und Alt finden hier Raum zum Spazierengehen, Spielen oder Gassi gehen mit dem Hund, Raum um Natur zu erleben und zu entdecken.
Das Areal kam Ende 2018 verstärkt ins Gespräch, als Bürger davon erfuhren, dass eine Teilfläche auf eine mögliche Bebauung hin geprüft werden sollte. Rasch hatte sich daraufhin im Jahr 2019 die Bürgerinitiative „Landschaftspark West“ gegründet, die sich seither für den Erhalt der Gesamtfläche einsetzt. Unterstützt wird die Initiative unter anderem vom Bund Naturschutz, aber auch vom Bezirksausschuss (BA) Laim.
Nur drei Prozent Grünfläche
Laut Bürgerinitiative Landschaftspark West verfügt Laim über nur 3 Prozent Grünfläche und liegt damit in Sachen Grünanteil auf einem der letzten Plätze im Vergleich zu anderen Vierteln in München. Unverzichtbar sei also der Erhalt der Baumschule, absolut frei von Bebauung, da sie eine regelrechte „Klimaanlage für München“ sei.
Die Aufnahme des Grünzugs in den Status als Landschaftsschutzgebiet könnte den Erhalt sicherstellen. Wilde Bereiche, Wald, Feuchtbiotope, aber auch Kräutergärten und kleinteilige ökologische Landwirtschaft könnten dann ungehindert und langfristig auf dem grünen Areal sprießen und gedeihen, so die Zukunftswünsche der Bürgerinitiative. Und diese könnten sich auch erfüllen, denn das städtische Sozialreferat hat kürzlich seine Bedarfsmeldung (und damit den Anspruch auf eine Bebauung) für dieses Gebiet zurückgezogen. Das wurde in der Vollversammlung des Münchner Stadtrats auf Initiative der CSU-Fraktion beschlossen, jener Fraktion, die einst die Machbarkeitsstudie für eine Bebauung befürwortete.
Aktuell zeigt die Bürgerinitiative mit einer Wanderausstellung Wissenswertes zum Landschaftspark. Auf vier großformatigen Plakaten sind Fakten zur Geschichte, zur Klimafunktion und zum Bürgerengagement zusammengetragen. Zu sehen am Zaun der Bio-Gärtnerei Kamlah (Schlagweg 8). Wer die Wanderausstellung danach beherbergen möchte, kann sich bei der Bürgerinitiative anmelden.
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