„Die Laimer Einkaufswelt soll bestehen bleiben“
Round Table-Gespräch: Den lokalen Einzelhandel zur stärken, ist wichtig
Gemeinsam sind wir stark – zu diesem Schluss kamen Laimer Einzelhändler und Lokalpolitiker des 25. Stadtbezirks, die sich in den Verlagsräumen der Münchner Wochenanzeiger kürzlich zu einem Round Table-Gespräch getroffen haben. „Wir werden seitens des Bezirksausschusses das Thema Einzelhandel energisch angehen“, versprach Peter Stöckle (CSU), der stellvertretende Vorsitzende des Bezirksausschusses Laim (BA 25). „Es ist uns ein immenses Anliegen, den Einzelhandel zu unterstützen. Wir müssen das Thema positiv anzugehen.“
Dass die Situation der Einzelhändler nicht nur in Laim, sondern in den meisten Münchner Stadtvierteln problematisch ist, ist sicherlich kein Geheimnis. Und auch der Konkurrenzkampf mit dem Internet tut sein übriges. Das weiß auch Christian Particus, Inhaber der Firma Optik Brillen Müller in der Fürstenrieder Straße 35: „Durch den Internethandel ist für uns im Grunde kaum noch ein fairer Handel möglich. Die Auflagen, die ich vor Ort habe, hat der Internethandel nicht. So ist kaum fairer Handel möglich.“ Seine Frau Christine sieht im Internet aber auch eine Chance. „Wir haben gerade unsere Website erneuert, denn wir wissen natürlich, dass wir dem Trend nicht grundsätzlich gegensteuern können.“ Mit Hilfe einer attraktiven Homepage sei es durchaus möglich, Kunden in das Ladengeschäft in der Fürstenrieder Straße 35 zu ziehen. „Die Leute informieren sich vorab im Internet. Und je informativer unsere Webseite ist, desto leichter können wir auf uns aufmerksam machen“, so Christine Particus weiter. „Unser Bestreben und unser Ziel ist die Neukundengewinnung.“
Trotzdem, dass man als lokaler Händler nicht immer mit dem Internet mithalten kann, bereitet durchaus Grund zur Sorge. „Der Internethandel macht zum Teil alle Strukturen kaputt“, erklärte Roland Höbel, Inhaber der Agricola Apotheke in der Agnes-Bernauer-Straße 122. „Wenn man etwas Verschreibungspflichtiges braucht, muss man ein Rezept haben.“ Es gebe aber Apotheken im Internet, die auf verschreibungspflichtige Artikel einen Rabatt erteilt haben. „Das ist verboten. Ein Internethändler hat jahrelang aber genau das gemacht. Wer dort ein Rezept eingelöst hat, hat einen Gutschein bekommen.“
Einzelhändler vor Ort unterstützen
Ingo Benn, Fraktionssprecher der Grünen im BA 23, betonte, dass man von Seiten des Gremiums am Internet relativ wenig werde ändern können. „Alle, wie wir hier sitzen, versuchen, die Einzelhändler vor Ort zu unterstützen.“ Laim müsse sich aber nicht vor anderen Stadtvierteln wie etwa dem Westend verstecken. „Wir haben hier durchaus Ecken, die mithalten können. Es gibt kleine Läden, in denen das Lebensgefühl, so wie man es aus anderen Stadtteilen kennt, durchaus vorherrscht.“ Auch, wenn die Fürstenrieder Straße auf den ersten Blick vielleicht nicht sonderlich attraktiv erscheine. „Ich würde mir hier ein gemeinsames Vorgehen wie beim Stadtteilmanagement in Pasing auch für Laim wünschen, um den Einzelhandel zu stärken“, so Ingo Benn. Und der Willibaldplatz beispielsweise lebe davon, dass er relativ klein und übersichtlich sei. „Das ist doch ein nettes Fleckchen. Und wenn er irgendwann neu gestaltet ist, dann erst recht.“ Andreas Sommerkorn sieht dies jedoch etwas anders. „Es gibt keinen richtigen Plan, wie man gewisse Strukturen vor Ort verbessern kann“, erklärte der Inhaber der Metzgerei Sommerkorn am Willibaldplatz.
Josef Mögele (SPD) kann diese Sorgen verstehen. „Wir haben hier in Laim nicht erst jetzt ein Problem, sondern schon seit 20 Jahren.“ Der Vorsitzende des BA 23 weiß aber auch, „dass sich das Einkaufsverhalten der Menschen geändert hat. Wir haben in Laim in den letzten Jahren nicht ganz das zusammengebracht, was wir brauchen.“ Grundsätzlich handele es sich hierbei aber um übergeordnete Probleme, die sich durch das ganze Viertel ziehen. „Wir schaffen es einfach nicht, eine gewisse Urbanität herzustellen.“
Lebensgefühl im Viertel steigern
Um solchen Problemen in Zukunft zumindest ein bisschen Herr zu werden, schlug Josef Kirchmeier (CSU) vor, alle Stadtviertelinitiativen und Entscheidungsträger, wie zum Beispiel die Laimer Vielfalt, mit dem Planungsreferat und dem Gaststättenverband zusammenbringen, „um die verschiedenen Befindlichkeiten darzustellen. Wir müssen gemeinsam darauf aufmerksam machen, dass es an Vielem fehlt.“ Man könne sehr viel tun, damit „das Lebensgefühl in Laim wieder steigt. Es ist sehr wichtig, dass die Bürger sich wieder etwas mehr nach Laim ausrichten und das auch die Einkaufslust vor Ort wieder steigt.“
„Kunden etwas Besonders bieten“
Attraktiv werde man als lokaler Einzelhändler vor Ort auch durch spezielle Aktionen. Juwelier Andreas Wieser würde sich zum Beispiel eine Sonntagsöffnung wünschen. „Wenn wir am Sonntag arbeiten wollen, dann dürfen wir es nicht.“ Ihm gehe es nicht darum, generell die Ladenöffnungszeiten zu ändern. „Aber ein bis zweimal im Jahr könnte man seinen Kunden doch etwas Besonderes bieten. Eine solche Aktion könnte ich mir super vorstellen. Das wäre doch eine Belebung für alle hier im Viertel.“ Im Rahmen der Feierlichkeiten zu 100 Jahre Laim habe man schon einmal einen solchen verkaufsoffenen Sontag gehabt und „der war sehr erfolgreich. Aufgrund dessen haben wir auch neue Kunden gewonnen.“
Gemeinsam etwas auf die Beine stellen
Im kommenden Jahr findet in Laim die Feier zur 115-jährigen Eingemeindung statt. Josef Mögele wies darauf hin, „dass hier in den nächsten sechs bis acht Wochen die entscheidenden Gespräche stattfinden.“ Hier könne man sicherlich zusammen wieder etwas auf die Beine stellen. Auch Josef Kirchmeier betonte in diesem Zusammenhang, wie wichtig es sei, „unsere Gesprächsrunde am Leben zu erhalten, gerade im Hinblick auf die künftigen Geschichten.“ Ähnlich sieht dies auch Peter Stöckle: „Wir sollten uns demnächst wieder treffen. Das ist wichtig, weil wir dann vielleicht schon zu ganz konkreten Ergebnissen kommen, um den Einzelhandel zu unterstützen.“
Dass sich die Lokalpolitiker mit dem Einzelhändlern solidarisch zeigen, freut die Geschäftsleute. Zudem – so ein Ergebnis des Round Table-Gesprächs – könnte versucht werden, die Bedarfe im Stadtviertel zu ermitteln. Das heißt, die Laimer Bevölkerung und auch die Einzelhändler dürfen sagen, was ihnen im Stadtviertel fehlt. Eventuell ist es so sogar möglich, den Leerständen etwas entgegenzuwirken. Auch die Immobilienbesitzer können dann dazu beitragen, die Attraktivität des Stadtviertels zu stärken. „Es wäre gut, wenn die Politik hier eingreift, um den Bedarf zu ermitteln“, sagte Andreas Wieser. „In Laim fehlen einfach sehr viele Geschäfte.“
"Wir haben alle das gleiche Ziel"
Allen Beteiligten geht es darum, dafür zu sorgen, dass sich die Bevölkerung vor Ort wohlfühlt, „denn dann kaufen die Bürger auch wieder verstärkt im Viertel ein“, wie Susanne Particus anmerkte. „Wir haben doch alle das gleiche Ziel – nämlich, dass die Laimer Einkaufswelt bestehen bleibt.“ Auch eine bessere Vernetzung untereinander im Stadtviertel ist wichtig – egal ob von Seiten der Politik, der Stadtverwaltung, der Einzelhändler, der Vereine und weiterer Stadtteilinitiativen. Dass man sich in Kürze zu einem erneuten Round Table-Gespräch treffen wird, war schnell klar. Der Wille eng zusammenzuarbeiten, ist also gegeben. Schon in den kommenden Wochen soll es ein erneutes Zusammentreffen geben, damit das gemeinsame Vorgehen vertieft werden kann.
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