„Ein offenes Ohr haben“
Im Helferkreis kümmern sich mehr als 200 Bürger um Flüchtlinge
Es sind oft banale Dinge, die Flüchtlingen bei ihren ersten Schritten in Deutschland Schwierigkeiten bereiten. Der Helferkreis Karlsfeld kümmert sich um die Menschen, die in der Traglufthalle im Gewerbegebiet an der Ecke Otto-/ Einsteinstraße, eine vorübergehende Bleibe gefunden haben. Michael Stock ist täglich in der Traglufthalle und kennt die Nöte der Leute. „Insgesamt gibt es ein großes Personalproblem“, sagt er. Sogenannte Kümmerer, die vom Landratsamt Dachau abgesandt sind, nehmen sich der Menschen an. Dazu kommen Mitarbeiter der Caritas, die an drei Tagen vor Ort sind. „Alles in allem sind es aber zu wenige Leute, die sich um die Sorgen der Flüchtlinge kümmern“, betont Michael Stock. Und Helmut Blahusch ergänzt: „Wenn es keinen Helferkreis geben würde, würde sicherlich wenig funktionieren. Das muss man schon sagen.“ Meist gehe es nur darum, ein offenes Ohr zu haben. „Das allein ist schon wichtig. Die Menschen müssen wissen, dass jemand da ist und sie ernst nimmt. Oft sind es ja ganz banale Dinge, um die es geht“, sagt Michael Stock.
Rund 280 junge Männer sind in der Traglufthalle untergebracht. Die Unterkunft in Karlsfeld ist eine von insgesamt 28 Asylunterkünften im Landkreis Dachau. Die meisten Flüchtlinge sind schon über drei Monate in Deutschland. „In der Regel ist es so, dass die Flüchtlinge sehr viel lernen wollen. Da sind die 15 Stunden pro Woche Deutschunterricht, die auf mehrere Kurse verteilt sind und die wir vom Helferkreis organisieren, zu wenig“, so Michael Stock. „Im Grunde müsste man ein Sprachtraining aufbauen, das über vier bis sechs Stunden pro Tag, also ähnlich wie in der Schule, funktioniert. Dafür haben wir aber zu wenige Leute.“
Helfer gesucht
Das ist einer der Gründe, warum der Helferkreis Karlsfeld aktuell auf der Suche nach Menschen ist, die den Flüchtlingen ehrenamtlich dabei helfen, Grundkenntnisse der deutschen Sprache zu vermitteln. „Um mitzumachen, muss man nicht Lehrer oder Pädagoge sein“, erklärt Elfriede Peil. „Es geht im Grunde um Alltagssituationen, zum Beispiel, wie kauft man eine Fahrkarte oder ähnliches.“ Etwa 200 Flüchtlinge haben sich für die Deutschkurse angemeldet. "Der Unterricht ersetzt natürlich nicht den professionellen Unterricht. Aber er hilft den Flüchtlingen, sich im Alltag zurechtzufinden."
Berührungsängste sollte man als Helfer allerdings keine haben. „Wir haben auch viele Frauen, die sich vor Ort in der Halle engagieren“, sagt Michael Stock. „Die Menschen sind freundlich und dankbar für jede noch so kleine Hilfe. Ich habe es bisher noch nie erlebt, dass die Flüchtlinge keinen Respekt vor Frauen haben. Sie haben auch verstanden, dass wir das alle in unserer Freizeit machen. Auch dafür sind sie dankbar und das, obwohl sei ein ehrenamtliches Engagement aus ihren Heimatländern gar nicht kennen.“
Wertevermittlung
Insgesamt sind im Helferkreis zirka 200 Leute engagiert. „Gerade die Deutschkurse sind mehr als nur das Vermitteln der Sprache“, erklärt Helmut Blahusch. „Es geht auch um Wertevermittlung oder das Thema Mann und Frau.“ Einige der Männer sprechen sogar schon so gut Deutsch, dass sie in Arbeit vermittelt werden könnten. „Wir haben aber auch schon zwei Flüchtlinge, die selbst Deutschunterricht geben – zwar auf einem einfachen Niveau, aber trotzdem“, sagt Theresa Waldmann, die im Helferkreis unter anderem für den Deutschunterricht zuständig ist. „Grundsätzlich sind die Flüchtlinge sehr engagiert.“ Die Deutschkurse, die vom Helferkreis Karlsfeld organisiert werden, finden entweder in der Mittelschule oder in den Räumen der VHS in der Ohmstraße statt. „Zudem bieten wir vor Ort in der Traglufthalle einen Alphabetisierungskurs an“, so Theresa Waldmann, die selbst zwei Stunden pro Woche Deutsch unterrichtet. „Ich wollte mich unbedingt selbst engagieren und meinen Teil dazu beitragen, dass sich die Menschen leichter integrieren können.“
Wer sich selbst im Helferkreis Karlsfeld engagieren möchte, kann im Internet unter www.hk-karlsfeld.de weitere Informationen abrufen. Vorkenntnisse sind nicht nötig, das Spektrum der Möglichkeiten zur Mitarbeit ist groß. Auf der Internetseite des Helferkreises wird auch bekannt gegeben, was derzeit an Sachspenden benötigt wird und wann diese abgegeben werden können.
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