"Wildbienen brauchen Freunde"
Jeder kann etwas zum Überleben beitragen
Honigbienen sind den meisten Menschen nicht zuletzt dank der Zeichentrickserie „Biene Maja“ gut bekannt. Was die wenigsten wissen: Sie sind nur eine von vielen hundert Bienenarten. „Rund 500 Arten von Wildbienen siedeln in Bayern“, weiß der Landschaftsarchitekt Matthias Schwahn. "Gerade der Aubinger Stadtbezirk ist für seine besonders reichhaltige Wildbienenfauna bekannt. Er beherbergt mit dem Neuaubinger Gleislager sogar eines der wichtigsten Münchner Wildbienenbiotope“. Bei seinen unzähligen Erkundungstouren hat Schwahn eine ganze Reihe an Wildbienen entdeckt. Im Gegensatz zu ihrer kleinen braunen Schwester weisen die Wildbienen eine erstaunliche Formen- und Farbenfülle aus und sie unterscheiden sich auch stark im Nistverhalten oder der Art des Transports von Pollen, weiß Schwahn.
Die Felsspalten-Wollbiene und die Schwarzbürstige Blattschneiderbiene sammeln ihre Pollen beispielsweise nicht wie die Honigbiene an den Hinterbeinen, sondern in ihrer Bauchbürste.Und statt eines Bienenstocks bevorzugt die Zweifarbige Schneckenhausbiene ein leeres Schneckenhäuschen als Wohnort. Von dieser Art hat Schwahn übrigens ein Youtube-Video auf der neuen Ausgleichsfläche Aubing-Ost aufgenommen (https://www.youtube.com/watch?v=j6NYL7JeX5M).
Fleißige Bestäuber von Nutzpflanzen
Manche Bienen siedeln in markhaltigen trockenen Stängeln, die Sandbienen dagegen nisten in gegrabenen Nestern, sehr gerne in von der Sonne beschienenen kahlen Flächen im Rasen. Und es gibt Bienen, die auf eine einzige Pflanzenart angewiesen sind wie die Zahntrost-Sägehornbiene. Sie nutzt die Bestände des Roten Zahntrosts am Böhmerweiher. Die Vierzähnige Kegelbiene wiederum schmarotzt bei anderen Bienen.
Wildbienen sind so wie die Honigbienen unverzichtbar bei der Bestäubung von Nutzpflanzen wie Obstbäume, Tomaten oder Erdbeeren. Wenn Nutzpflanzen von Bienen bestäubt werden, dann erhöht sich nämlich der Ertrag und die Qualität der Früchte steigt. Angesichts dessen bereitet das seit einigen Jahren beobachtete Bienensterben große Sorgen.
Wie kann man Wildbienen helfen?
Wer einen Balkon oder Garten hat, sollte Pflanzen mit ungefüllten Blüten nehmen, rät Schwahn. „Gefüllte Blüten sind für die Bienen wertlos“. Die Tiere freuen sich auch im Spätsommer oder Herbst über Blühpflanzen. „Balkone oder Gärten, die dann noch mit reicher Blüte aufwarten stellen oft die einzige Nahrungsquelle für Wildbienen und Hummeln dar, wenn ab August weit und breit das Blütenangebot massiv zurückgeht“, sagt Schwahn.
Was auf den ersten Blick als „Unordnung“ im Garten aussieht, kann Wildbienen helfen. Zum Beispiel Fehlstellen im Rasen, leere Schneckenhäuser, die Stängel dürrer Brombeerzweige. Nützlich sind auch „Bienen-“ oder „Insektenhotels“, die man selbst bauen oder kaufen kann. Wer keinen Garten oder Balkon hat, kann sich dafür einsetzen, dass Verkehrsinseln und Straßenränder mit regionalen Wildblumen begrünt werden.
Besonders wichtig ist das Gärtnern ohne Gift. „In den heimischen Gärten und in der Landwirtschaft wurde in der Vergangenheit viel zu viel Gift eingesetzt. Sogenanntes 'Unkraut', wurde mit Herbiziden wie Glyphosat weggespritzt," bedauert Schwahn. „Wenn aber Wegwarte, Königskerze, Kornblume, Distel und Klatschmohn vom Wegesrand verschwinden, geht auch die Nahrungsgrundlage unserer Wildbienen verloren“. Viele Bienenarten, die früher noch recht häufig waren, finden sich heute auf der Roten Liste, bedauert er und appelliert an alle: „Wildbienen brauchen Freunde. Jeder hat es in der Hand, seinen eigenen Beitrag zu leisten und mag dieser noch so klein sein“.
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