Landwirte als Biotopschützer
Aubinger Bauern treffen sich zum Infostammtisch
Einmal im Jahr treffen sich die Aubinger Landwirte zu einem "Infostammtisch" mit dem Umsetzungsteam vom "Aubinger Moos". Matthias Schwahn und Siegi Pschibul-Markgraf berichteten dabei bereits zum achten Mal im Auftrag der Landeshauptstadt München über das Naturerbe. Dabei ging es nicht nur um Neuigkeiten aus der Flora und Fauna dieses biologischen Kleinods. Die Experten informierten auch darüber, welche Fördergelder es bei der Umwandlung von Acker in Grünland gibt.
Die Landwirte sind längst nicht mehr die Feinde der Biotope, sondern tragen im Gegenteil viel dazu bei, dass das Moor erhalten bleibt, lobten die beiden Referenten. So gibt es auf den Aubinger Feldern längst die im Volksbegehren "Rettet die Bienen" geforderten Grünlandflächen. "Wenn nur alle Bauern so wären wie hier", lobte Pschibul-Markgraf. Die Landwirte bekommen aber auch finanzielle Unterstützung beispielsweise wenn sie auf Dünger verzichten, nur selten und später im Jahr mähen und damit für artenreiche Wiesen sorgten. 15 Aubinger Landwirte haben derzeit 38 Flächen für freiwillige Natuschutzprogramme zur Verfügung gestellt. Beim Pufferstreifenprogramm, bei dem ein Grünstreifen am Ackerrand stehen bleibt, gibt es beispielsweise 920 Euro Zuschuss pro Hektar. Die Flächen dienen auch der Biotopvernetzung und bilden Korridore über die sich Pflanzen und Tiere ausbreiten können.
Von Freising bis Germering
Das Aubinger Moor ist Teil des Dacher Mooses, das von Freising bis Germering reicht. Im vergangenen Jahr hat der Dürresommer dem empfindlichen Biotop zugesetzt, berichtete Schwahn. Vor allem für den Laich von Amphibien habe die Gefahr des Austrocknens bestanden.
Ein weiterer Schwerpunkt des Abends war das Ergebnis des Volksbegehrens. "Alle, die unterschrieben haben, müssen jetzt bio kaufen", forderten die Landwirte. Derzeit würden zu wenige Bürger auf die ökologischen Alternativen in den Geschäften zurückgreifen. "Der Absatz ist nicht da", kritisierten die Bauern. Wie das geändert werden könnte, wusste Pschibul-Markgraf auch nicht. "Wir leben in einer Marktwirtschaft und können weder den Bauern vorschreiben, was sie anbauen sollen, noch den Verbrauchern, was sie kaufen müssen", klagte er. Die Stärken der Münchner Landwirtschaft seien aber andere Kriterien als Massenproduktion. Das ist beispielsweise die Direktvermarktung, aber auch die Bildung. Als Beispiel stellte Schwahn das Projekt "grünes Klassenzimmer" vor. Dabei geht er mit Grundschülern auf Entdeckungstour in das Aubinger Moor.
Scharfe Kritik äußerten die Landwirte am Bauernverband, dem sie vorwarfen die Agrarindustrie zu bevorzugen. Außerdem sei die Gesamtsituation schwierig. "Der Landwirt hat früher einen tollen Ruf gehabt", erklärte ein Betroffemer. Doch das Image sei in den letzten Jahren "verspielt" worden. Schuld daran sei das Streben nach Gewinnmaximierng. "Dabei wurde die Natur aus den Augen verloren". Als trauriges Fazit meinte Alfons Bauschmid von den Stadtgärtnern: "Nicht nur die Tiere und Pflanzen sterben aus, sondern auch die Bauern".
Copyright: Wochenanzeiger Medien GmbH