Welcher Beruf für mein Kind?
Bildungsberaterinnen unterstützen Mittelschul-Eltern
Früher hießen die Berufe Schlosser, Automechaniker, Dreher und jeder konnte sich darunter etwas vorstellen. Heute ändern sich die Berufsbezeichnungen fast schon jährlich und klingen so kompliziert, als ob es sich um Zungenbrecher handeln würde. Zerspanungsmechaniker heißt es da, Konstruktionsmechaniker, Transportbetontechniker, Mobilitätsservicekaufmann, Kraftfahrzeugbautechniker. Um Eltern Klarheit zu verschaffen, damit sie ihre Kinder bei der Berufswahl begleiten können, gibt es das Projekt "BEO" (Berufsorientierung an Mittelschulen im Ganztag). Projektleiterin ist Claudia Schmoll von der Stiftung "Gesellschaft macht Schule". Unterstützt wird das Ganze von der Agentur für Arbeit, der Akademie "Kinder philosophieren" und der Stiftung "Kick ins Leben".
Die Elternberaterinnen Kathrin Nüßlein, Patrycja Marek, Hülya Capci und Ayse Sahin, alles Sozialpädagoginnen, sind an den Aubinger Mittelschulen (Wiesentfelser Straße und Reichenaustraße) Ansprechpartner für die Eltern. "Eltern sind wichtig", "parents are important", "Aile önemlidir" steht in vielen Sprachen auf dem Infoflyer, den sie verteilen. Den Beraterinnen ist es wichtig, auch die Eltern zu erreichen, die sich mit dem deutschen Ausbildungssystem nicht auskennen und die Sprache wenig beherrschen.
Eltern haben großen Einfluss
Eltern hätten einen sehr großen Einfluss auf die Berufswahl der Kinder. "Sie vermitteln Werte und Einstellungen zu Beruf und Arbeit und sind Ratgeber und Unterstützer beim Sammeln von Informationen", erklärte Patrycja Marek. Die Elternberaterinnen sehen sich als eine Art "Streetworker für Eltern". "Wir kommen an die Schulen, sind im Stadtteil unterwegs und sprechen Eltern an", erklärte Marek. Seit kurzem haben sie ein Büro im Forum am Westkreuz. "Aubinger 43" heißt es, in Referenz zum Straßennamen, der Aubinger Straße 43. Montags bis donnerstags sind die Beraterinnen dort anzutreffen, jeweils von 9 bis 13 Uhr, am Montagnachmittag von 13.30 bis 16.30 Uhr und am Donnerstagnachmittag von 14.30 bis 16.30 Uhr. Unter dem Motto "Was ist Glück?" fand bereits ein Gesprächskreis statt. Hier diskutierten die Besucher darüber, dass bei einer Berufswahl nicht nur die finanziellen Aspekte zählten. Er müsse auch zur Persönlichkeit eines Menschen passen und ihn zufrieden machen.
Die BEO-Beraterinnen informieren, welche Arten von Ausbildung es in München gibt, wie das Schulsystem und die duale Ausbildung aufgebaut sind, worauf die Kinder bei einer Bewerbung achten müssen oder, dass auch Mädchen für die meist besser bezahlten Berufe im Technikbereich geeignet sind. "Wir helfen Ihnen und Ihrem Kind auf dem Weg von der Schule in den Beruf", versprechen sie. Und dann gibt es ausländische Familien, die nach einem Beruf für ihr Kind suchen, mit dem es auch in der ehemaligen Heimat erfolgreich werden könnte. Damit das Ganze nicht nur reine Theorie ist, machen die BEO-Beraterinnen kreative Angebote. Gemeinsames Handarbeiten steht bereits auf dem Programm. "Wir sind aber noch ganz am Anfang und wollen herausfinden, was die Eltern interessiert", erklärte Kathrin Nüßlein.
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