Ohne Blutbad und Zerstörung
Gedenktafel erinnert an Kriegsende in Aubing
Seit ein paar Tagen hängt eine Gedenktafel am Haus der Familie Fürst an der Ubostraße/ Ecke Eichenauer Straße. „Erinnerung Max Beckerbauer 1891-1958. Hat im 2. Weltkrieg Aubing durch seinen Mut vor Tod und Verwüstung bewahrt. Durch kluges Handeln übergab er unseren Ort ohne Blutvergießen an die Amerikaner“, steht darauf. Das Aubinger Archiv hatte die Tafel anlässlich des Endes des 2. Weltkrieges vor 70 Jahren anfertigen lassen. Die grafische Gestaltung stammt vom Aubinger Steinmetz Günther Weber.
Anton Fürst, Vorsitzender des Vereins, enthüllte sie gemeinsam mit Stadtrat Johann Sauerer. An der Zeremonie nahmen auch die 93-jährige Tochter von Max Beckerbauer, Emma Reitmaier und Enkel Horst Beckerbauer teil. Die wenigen Worte auf der Tafel können die dramatischen letzten Kriegstage bis zur Übergabe an die Alliierten nur vage beschreiben, waren sich die Teilnehmer einig.
Verteidigung bis zum „letzten Mann“
In den letzten Apriltagen des Jahres 1945 herrschte Chaos auf den Straßen. Der Krieg war quasi vorbei. Die Amerikaner konnten jeden Tag einmarschieren. Möglichst ohne Blutvergießen wollte die vom Krieg zermürbte Bevölkerung Aubings ihren Ort an die Siegermächte übergeben. Doch am Abend des 29. Aprils 1945 zog eine große Einheit der Waffen-SS in Aubing ein und nahm in den Häusern Quartier. „Dieses Nest wird verteidigt. Denn bei uns zu Hause ist auch alles zusammen geschossen worden“, lautete der Befehl. So hatte es der damalige Polizeidienststellenleiter Aubings, Max Beckerbauer, jedenfalls später aufgeschrieben. Die SS-Soldaten, die aus Norddeutschland kamen, wiesen die Bauern und Bürger zur Verteidigung Aubings mit „äußerster Waffengewalt“ an. Bis zum „letzten Mann“ sollte Aubing und die Stadt München verteidigt werden. Für die kriegsmüde Bevölkerung glich dieser Befehl einem Todesurteil. Beckerbauer sann nach einem Ausweg. Um die Truppen fortzuschicken, behauptete er gegenüber dem Leiter der SS-Truppe, der sich in der Hindenburgstraße (heute Ubostraße) bei Familie Fürst einquartiert hatte, dass die amerikanischen Panzer bereits in Germering eingerückt seien. Beckerbauer schrieb später über diese letzten Stunden vor Kriegsende: „Dies entsprach nicht ganz der Wahrheit. Gott und die Geschichte wird mir diese Lüge verzeihen, ich hatte aber erreicht, dass sofort Alarm gegeben wurde, und die Truppe hatte nach kaum einer dreiviertel Stunde die Ortschaft in Richtung Lochham zu verlassen.“
Der Plan ging auf – die Soldaten rückten ab. Erst am nächsten Morgen trafen dann die ersten amerikanischen Soldaten tatsächlich ein. Es waren 30 Mann, die von Puchheim über die Aubinger Lohe gekommen waren. Beckerbauer und einige Bürger kamen ihnen entgegen und übergaben ihnen widerstandslos den Ort. Anton Fürst ist sich heute sicher, dass durch die Falschinformation Beckerbauers ein Blutbad in der Zivilbevölkerung und die Zerstörung Aubings verhindert werden konnten. Das Ganze hätte aber auch anders für den mutigen Polizeileiter ausgehen können, waren sich die Aubinger beim Festakt einig. Diesen schloss Fürst mit einem Zitat des Geehrten: „Möge das deutsche, vor allem das bayerische, Volk den Weg zurück zur Ehrlichkeit und Sitte wie ehedem zurückfinden."
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