Münchner Wochenanzeiger - Hier werden Sie gelesen
2 x pro Woche mit ca. 2 Millionen Zeitungen
Rubrik: Gesamt · Stadtteil: München
Für eine noch bessere Förderung
"Helfende Hände" eröffnen Logopädie-Praxis mit modernsten Geräten
Essen ohne sich zu verschlucken, sich mit Gesten mitteilen – was selbstverständlich klingt, ist für einen Großteil der Betreuten der Aubinger Einrichtung des Vereins "Helfende Hände" nur mit Mühen oder mit Unterstützung möglich. Vor kurzem hat der Verein deswegen den Therapiebereich mit einer Praxis für Logopädie erweitert. Hier können die Wohnheimbewohner und die Beschäftigten der Förderstätte einfacher gefördert werden. Mit Sekt und Häppchen feierten die Bewohner, Mitarbeiter und Gäste die Eröffnung der neuen Therapieräume, die mit modernsten Therapiegeräten wie Tablet-Computern, die auf Knopfdruck reagieren, ausgestattet sind.
Logopädin Judith Steger, die bisher schon Hausbesuche in der Einrichtung gemacht hatte, leitet die neue logopädische Praxis. Ihr Fokus bei den Therapien liegt vor allem darin, mit ihren Patienten Formen der Kommunikation und ein richtiges Essen einzuüben. "Wenn sich die Patienten weniger verschlucken, dann haben sie mehr Spaß am Essen", weiß Steger. Ein Patient hätte früher häufig Lungenentzündungen bekommen, da das Essen wegen falschen Schluckens in die Luftröhre gekommen war. Nachdem sie mit ihm geübt habe, sei er nun seit einem Jahr beschwerdefrei, freute sich Steger bei der Praxiseröffnung.
Mit dem Tablet kommunizieren
Kommunikation ist ein weiteres Grundbedürfnis von Menschen. Die bei "Helfende Hände" Betreuten mit schweren Mehrfachbehinderungen sind nicht in der Lage zu sprechen, aber in der Logopädie können sie lernen sich mit Gesten, Mimik oder Lauten zu äußern. Dank der unterstützten Kommunikation und dem therapeutischen Einsatz von Tabletcomputern können Menschen mit erheblich eingeschränkter Lautsprache eine Form von Verständigung und damit mehr Selbstbestimmung finden. Wenn sich ein mehrfachbehinderter Patient beispielsweise gut fühlt, könne er auf das Symbol mit dem lachenden Gesicht drücken, wenn er Durst hat, auf das Trinksymbol, erklärte Steger ein mögliches Ziel einer Therapie.
Neben der Diagnostik der 84 Betreuten berät Judith Steger aber auch die Eltern und tauscht sich mit Ergotherapeutin Katharina Wenz aus.
Spenden vom Lions Club
Anlässlich der Eröffnung übergab der Lions Club "München – Karl Valentin" eine Spende für die Erstausstattung der neuen Praxisräume. 4.800 Euro haben die Mitglieder durch Aktionen wie einem Kabarettabend mit Django Asül für die "Helfenden Hände" zusammen bekommen. Seit dem Beginn der Unterstützung im Jahr 2005 hat der Lions Club insgesamt 70.000 Euro gespendet. Trotzdem ist der Verein auf weitere Spenden angewiesen.
Das Vereinsziel von "Helfende Hände" ist die Förderung, Betreuung und Integration von Menschen mit schweren Mehrfachbehinderungen – und das ein Leben lang. In verschiedenen Einrichtungen (Förderschule, Heilpädagogische Tagesstätte, Förderstätte, Wohnheim, Kurzzeitwohnen) werden etwa 150 Kinder, Jugendliche und Erwachsene begleitet sowie deren Angehörige beraten und unterstützt.
"Helfende Hände" wurde 1969 von betroffenen Eltern gegründet. Im Vorstand des Vereins sind betroffene Eltern ehrenamtlich tätig. Weitere Infos unter www.helfende-haende.org im Internet.
Copyright: Wochenanzeiger Medien GmbH