"Brechen Sie die Blockade!"
Politiker sollen Barrierefreiheit durchsetzen
"Wir wenden uns in großer Not an Sie", heißt es in einen Schreiben der Bürgervereinigung Aubing-Neuaubing an Staatsministerin Ilse Aigner und Bundesminister Andreas Scheuer. Es geht um den Bahnhof in München-Aubing, der immer noch nicht barrierefrei ausgebaut ist. Jetzt sollen die Politiker helfen. "An unserem Bahnhof in München-Aubing verläuft die fußläufige Verbindung zwischen Aubing und Neuaubing über eine steile, marode Treppe", berichtet Sprecherin Karin Binsteiner. Schon seit Jahrzehnten würden die Bürger eine barrierefreie Verbindung fordern. "Und seit Jahrzehnten scheitern sie an der Deutschen Bahn." Obwohl eine Machbarkeitsstudie, die die Landeshauptstadt München hatte ausarbeiten lassen, ergeben habe, dass die Verbindung technisch möglich sei.
Bahn blockiert Projekt
Das Problem laut dem Verein sei, dass "obwohl München bereit wäre, die barrierefreie Verbindung vorzufinanzieren, ihre Verwirklichung nicht möglich ist, denn sie führt auch über Bahngrund". Deshalb werde das Projekt von der Deutschen Bahn blockiert. Die Bahn schiebe die Verzögerung auf den vier- beziehungsweise dreigleisigen Ausbau der Bahnstrecke. "Neuerdings auch auf die Unsicherheit über die endgültige Lage des Bahnhofs", weiß Binsteiner.
Dabei sei nachgewiesen, dass die barrierefreie Ortsverbindung unabhängig vom Ausbau der Bahnstrecke und unabhängig von der Lage des Bahnhofs gebaut werden könne. Die Deutsche Bahn und die Landeshauptstadt tauschten zwar seit Jahren Daten aus. Allerdings bisher ohne Ergebnis. "Am Grundstück scheitert jede Verhandlung. Es fehlt der Wille zu einem Erfolg", vermutet Binsteiner.
Für die Bürger, die ihre Fahrräder oder ihren Kinderwagen über die Treppe tragen müssen, ihren Rollator nicht benutzen können und als Rollstuhlfahrer einen kilometerweiten Umweg fahren müssen, sei das ein großes, Ärgernis. "Sie stellen bei jeder Gelegenheit entsprechende Anträge", erinnert Binsteiner – ohne Erfolg.
Dabei ist die Unterführung stark frequentiert. Auf der Seite des Denkmalensembles Aubing befinden sich die Kirche St. Quirin, das Ubo 9, Geschäfte, Arztpraxen sowie Gewerbebetriebe. Auf der anderen Seite entstanden Neubauten mit 1.000 Wohnungen, drei Kindertagesstätten und einem Supermarkt. Hier befindet sich auch das Alten- und Service-Zentrum. "Der Unmut der Bevölkerung ist schon jetzt sehr groß. Er wird sich noch steigern", so Binsteiner.
Damit sich endlich was in Sachen Ausbau bewegt, appellieren Karin Binsteiner und die zweite Vorsitzende der Bürgervereinigung Uta Wagner an die Politiker: "Wir bitten Sie um Hilfe. Brechen Sie die Blockadehaltung der Deutschen Bahn."
Ein Abdruck des Briefes hat der Verein auch an Oberbürgermeister Dieter Reiter, Bürgermeister Josef Schmid, an verschiedene Stadträte, den Bezirksausschussvorsitzenden und die Presse gerichtet.
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