Mama lernt deutsch
Gruppe "Frauen helfen Frauen" sucht münchenweit freiwillige Helferinnen
Das Konzept "Mama lernt deutsch" hilft jungen Müttern mit Migrationshintergrund beim Sprachelernen, gibt Selbstvertrauen und fördert die Kontakte zwischen den jungen Frauen, so die Verantwortliche Erika Überreiter (l.). Angela Zier und Juliane Kanzler-Haseitl (v.l.) leiten eine solche Gruppe seit vielen Jahren in Obermenzing. (Foto: us)
Seit 2007 besteht das Hilfsnetzwerk „Frauen helfen Frauen“. Damals hatte Angela Zier eine Betätigung gesucht, mit der sie junge Mütter mit Migrationshintergrund beim Erlernen der deutschen Sprache unterstützen könnte. Bei Erika Überreiter, Verantwortliche für bürgerschaftliches Engagement im Sozialreferat der Stadt München, traf sie auf sehr offene Ohren. „Generell ist das Ehrenamt in München sehr breit gefächert und vielen Hilfsbedürftigen wird auf ganz unterschiedliche Weise geholfen“, so Überreiter. „Aber speziell diese jungen Mütter bleiben vielfach doch auf der Strecke, einfach weil sie sehr in der Familie eingespannt sind und aufgrund der Traditionen selten den Familienverband verlassen, um selbst zu lernen oder sich weiterzubilden.“
Daher setzte sich Überreiter für die Idee ein und fand schnell in der Obermenzinger Pfarrei Leiden Christi geeignete Räume. „Zuerst sind wir mit sieben Frauen gestartet, Babys inklusive“, erinnert sich Zier. Als pensionierte Grund- und Hauptschullehrerin hatte sie die Arbeitsblätter zum Deutschlernen selbst entwickelt. „Aber hauptsächlich haben wir geredet, Tee getrunken, haben gemeinsam Handarbeiten verrichtet und gekocht.“ Dieses Konzept sei deshalb hilfreich gewesen, weil junge Frauen mit Migrationshintergrund zum Handarbeiten und Kochen eher aus dem Familienverband gelassen werden, als zum Lernen, erklärt sie weiter.
Neue Ehrenamtliche gesucht
Aus dem Irak, aus Afghanistan, vielen afrikanischen Ländern oder auch aus Uiguren seien die ersten Kursbesucherinnen gekommen. „Das ist bis heute so geblieben. Auch der Ablauf ist noch immer der selbe: Frühstücken, reden, ab und an einen Ausflug – so bauen wir Vertrauen auf und knüpfen zwischen den jungen Müttern Kontakte“, meint auch Juliane Kanzler-Haseitl, die Zier seit einigen Jahren unterstützt. „Unser wöchentliches Treffen soll den jungen Frauen einen schönen Vormittag bescheren. Diskussionen und Bewertungen oder gar Nachfragen nach Problemen kommen nicht vor. Diese Regeln befolgen wir strikt.“
Mittlerweile gibt es münchenweit sechs solcher Gruppen, die meisten nennen sich „Mama lernt deutsch“ oder „Zusammen“. Zwar ist Überreiter mittlerweile pensioniert, die Verantwortung für dieses spezielle und sehr persönliche Projekt habe sie aber in den Ruhestand mitgenommen. „Ich bin weiterhin Ansprechpartnerin“, erklärt sie, „und möchte das Netzwerk für junge Frauen gern noch weiter ausbauen.“ Der Bedarf sei riesig, besonders wenn Grundschulen das Projekt unterstützen. „Dann können die Frauen vormittags in den Räumen des Horts oder der Mittagsbetreuung lernen, während ihre Kinder in die Schule gehen.“
Sie freue sich über viele neue Helferinnen. „Je mehr, desto besser. Auch die bestehenden Gruppen brauchen Verstärkung. Vielfach ist das Bildungsniveau, selbst die Alphabetisierung derart heterogen, dass die Helferinnen sich aufteilen müssen.“ Pädagogische Vorkenntnisse seien nicht notwendig. „Aber eine gewisse Sozialkompetenz sollen die Neuen mitbringen. Offenheit, Unvoreingenommenheit, Freude an der Arbeit mit Menschen – das ist wichtig. Alles andere ergibt sich.“ Interessierte Frauen können sich bei Erika Überreiter (erika.ueberreiter@web.de oder 0178-3314375) oder im Sozialreferat, Abteilung Bürgerschaftliches Engagement, Hotline Tel. (089) 23348454 über eine ehrenamtliche Tätigkeit informieren.
Copyright: Wochenanzeiger Medien GmbH