„Es kommt sehr viel zurück“
Ein ehrenamtlicher Helferkreis kümmert sich um die Flüchtlinge in der Tubeufstraße
Die Hilfsbereitschaft für Flüchtlinge ist auch im 23. Stadtbezirk groß. So kümmert sich um die Unterkunft in der Tubeufstraße, in der zeitweise bis zu 150 Menschen untergebracht sind, ein ehrenamtlicher Helferkreis. Das Camp ist eine sogenannte Notunterkunft und hat keinen Träger. Zuständig ist die Regierung von Oberbayern. „Ein Träger würde bedeuten, dass es auch eine Asylsozialberatung gibt. Die haben wir aber leider nicht, obwohl sie sehr wichtig wäre“, erklärt die Leiterin des Helferkreises, Sonja Schlehhuber. „Die Informationen und Bestimmungen ändern sich dauern – sowohl für die Flüchtling als auch für uns Helfer. Das ist bisweilen schwierig. Im Grunde versuche ich seit einem halben Jahr ein Haus auf Sand zu bauen.“
Das Hauptaugenmerk der Helfer liegt auf Deutschkursen. „Wir sind ein großer und engagierter Helferkreis mit knapp 50 Leuten, von denen zirka 30 aktiv mitarbeiten“, sagt Sonja Schlehhuber. Und Christine Lamkewitz, die für die Grünen im Bezirksausschuss Allach-Untermenzing (BA 23) sitzt und ebenfalls ehrenamtlich im Helferkreis tätig ist, ergänzt: „Die Menschen sind offen, freundlich und wissbegierig. Sowohl für die Flüchtlinge als auch für uns Helfer ist es aber mehr als nur reiner Deutschunterricht. Man bekommt zum Teil auch Einzelschicksale mit, die einem sehr ans Herz gehen.“ Es gehe hauptsächlich um die Zuwendung und darum, den Menschen bei ihrer Orientierung zu helfen.
„Gefühl von Heimat“
Dass nicht immer alles rund läuft, stört dabei nicht. „Es gibt noch viele Dinge, die ich lernen muss. Manchmal ist es auch anstrengend, immer wieder neu anzufangen, aber im Grunde hat es auch einen Zauber. Ich habe mich in das Camp verliebt. Viele der Flüchtlinge haben trotz allem, was sie durchgemacht haben, eine positive Einstellung. Man bekommt sehr viel zurück“, sagt die selbstständige Wirtschaftsingenieurin. „Für die Flüchtlinge ist es am Anfang so, dass sie sich nach ihrer Flucht auf ihr neues Leben in Deutschland freuen. Sie sind hochmotiviert und wissen nicht, dass es hier auch sehr zermürbend für sie sein kann.“ Deshalb sei es wichtig, dass man ihnen die deutsche Sprache näherbringt. „Wir wollen helfen und den Menschen das Gefühl von Heimat beziehungsweise des Ankommens geben. Das war von Anfang an meine Motivation. Ich fühle mich auch als Botschafterin meines Stadtviertels.“ Die Arbeit mit den Flüchtlingen sei sehr lohnenswert. „Wir machen den ersten Schritt zur Integration und das ist extrem wichtig.“
Großes Interesse
Im Camp selber haben die Helfer Zettel ausgehängt, die in fünf Sprachen auf die Deutschkurse hinweisen. Einen Aufenthaltsraum für die Menschen gibt es in der Unterkunft in der Tubeufstraße nicht, deshalb finden die Deutschkurse zwei Mail in der Woche in den Räumen der Pfarrei Maria Trost statt. „Bis zum Herbst haben wir die Flüchtlinge sogar draußen im Freien unterrichtet“, erzählt Sonja Schlehhuber. Das Interesse, Deutsch zu lernen, sei von Anfang an sehr groß gewesen. Auch wenn die Teilnehmerzahlen immer schwanken, da die Flüchtlinge meist nur eine kurze Zeit im Camp verbringen. „Die Zahlen schwanken in der Regel täglich“, weiß die Leiterin des Helferkreises. „Das einzig Konstante bei uns ist der Wandel. Durch den Transfer der Flüchtlinge, fangen wir praktisch in jedem Deutschkurs immer wieder von vorne an. Man baut etwas auf und weiß, dass es morgen schon wieder ganz anders sein kann.“
Wer den Helferkreis unterstützen möchte, kann sich per E-Mail an helferkreis-tubeufstrasse@mailbox.org wenden. „An Sachspenden benötigen wir aktuell im Übrigen vor allem Wörterbücher, Blöcke, Kugelschreiber und Bleistifte“, berichtet Sonja Schlehhuber. Wer Kleidung spenden möchte, sollte dies nach Anhaben der Leiterin des Helferkreises Tubeufstraße am besten direkt bei der Diakonie tun (www.diakonie.de).
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