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Rubrik: Gesamt · Stadtteil: München
Belastung nachgewiesen
Nach positiven Messergebnissen: Gebäudeteil A der Containerschule bleibt geschlossen
Nun ist es doch bewiesen – in den Containern der Grundschule an der Grandlstraße ist die Formaldehydbelastung hoch. In einigen Klassenzimmer des Gebäudeteils A sogar so hoch, dass die Räume seit Montagmorgen geschlossen bleiben. Das ergaben Messungen, die der Elternbeirat in Auftrag gegeben hatte. Demnach lagen alle Richtwerte in Haus A über den Grenzwerten der WHO. Den unabhängigen Gutachter bezahlte der Elternbeirat aus eigener Tasche, insgesamt 1.400 Euro. „Jetzt ist unsere Kasse erst einmal leer“, so Christiane Lindenthal vom Elternbeirat.
Die rund 100 Kinder der vier betroffenen Klassen in Haus A und ihre Eltern standen zunächst einmal vor verschlossenen Türen. Unterricht sei heute fernab der Schule organisiert, meinte die Elternbeiratsvorsitzende Angela Riesner. In den nächsten zwei oder drei Tagen werden die Kinder Museen besuchen, Ausflüge machen oder auch mal Unterricht im Freien haben.
Elternbeirat beauftragte Gutachten
„Ich habe den ganzen Sonntag am Telefon gehangen“, erklärte Riesner. „Wir müssen schließlich schauen, wie es weitergeht. Eigentlich brauchen wir so schnell wie möglich ein Sanierungskonzept, damit die Arbeiten über den Sommer hinweg passieren können. Und wir brauchen ganz dringend Ersatzräume für die vier betroffenen Klassen.“ Ihr Dank ging an das Schulreferat, das ihr trotz Wochenende Rede und Antwort gestanden hatte.
Dagegen kam von der Schulleitung kein Wort des Bedauerns oder wenigstens der Information. Die wartenden Eltern verharrten am Montagmorgen vergebens vor dem Schultor. „Ich hätte mir gewünscht, dass die Rektorin wenigstens erklärt, wie es mit dem aktuellen Unterricht weitergeht oder sich bei uns erkundigt“, meinte ein Vater enttäuscht. „Das ist eine ganz schwache Leistung.“ Generell sei man wahnsinnig enttäuscht von der Verwaltung. „Es ist krass, wie unsere Bedenken weggewischt wurden. Wir sind immer eingelullt worden in beschwichtigende Aussagen, das ist wirklich ignorant."
Ohne Referatsvertretung und Schulleitung
„Es ist beschämend, dass erst die Elternvertreter einen Gutachter holen müssen, um verwertbare Messergebnisse zu haben“, kritisierte Stadtrat Maximilian Straßer. „Natürlich muss den Eltern das Geld erstatten werden.“ Und viel schwerer wiege nun das Ergebnis. „Die Bedenken der Eltern waren also zu keinem Zeitpunkt übertrieben, wie die Stadtverwaltung dies immer hingestellt hatte.“
Jetzt erwarte er unverzüglich ein Sanierungskonzept, allerspätestens nach der Sommerpause müssten die betroffenen Räume wieder verfügbar sein. „Als Zeitkorridor bleiben dafür nur die Monate bis September. Und falls die Sanierung nicht möglich ist, muss über eine Schließung nachgedacht werden.“
Nächste Containerschule im Aufbau
Auch Vertreter des Bezirksausschusses Pasing-Obermenzing (BA) fanden sich am Montagmorgen vor der Schule ein. „Unglaublich, was hier passiert“, meinte Roland Schichtel von der CSU-Fraktion. „Es ist blamabel, dass keiner von der Stadt hier anwesend ist.“ Und Herbert Brüser von der FDP-Fraktion beanstandete, dass die Stadt noch nicht einmal die versprochenen Messungen durchgeführt habe. „Das ist maßlos enttäuschend.“
Inzwischen sind die Containerklassenräume für die Grund- und Mittelschule in der Peslmüllerstraße eingetroffen und werden für den Schulstart im September hergerichtet. Insgesamt 16 Container auf zwei Etagen für sechs Mittelschul- und acht Grundschulklassen sowie die Schulmensa halten dort Einzug. Die Hälfte des Pausenhofs beansprucht die Anlage. „Wir schauen ganz, ganz genau, was die Messwerte sagen“, betonte der Rektor der Mittelschule, Rudolf Weiss. „Das versteht sich von selbst. Da können wir alle Eltern und Schüler beruhigen.“
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