Erinnerungen wachhalten
Zeitzeuge Abba Naor zu Gast im Städtischen Bert-Brecht-Gymnasium
Der 86-jährige Israeli Abba Naor ist im Städtischen Bert-Brecht-Gymnasium ein gern gesehener Gast. Gemeinsam mit der Fachbereichsleitung Geschichte und Sozialwissenschaft versucht er seit langer Zeit, einen Besuch pro Schuljahr möglich zu machen. Abba Naors großer Lebenserfahrungsschatz als litauischer Flüchtling, als Gefangener in drei Konzentrationslagern und Überlebender des Todesmarsches aus dem KZ Dachau sei unschätzbar wertvoll für die Schülerinnen, betonte Fachbereichsleiter Karl-Jörgen Simonsen.
Durch die Berichte des betagten Seniors, seine ehrlichen Antworten auf die Fragen der Schülerinnen und durch seine große Herzenswärme lernten die Schülerinnen weit mehr als im „normalen“ Geschichts- und Sozialkundeunterricht vermittelt werden könne. „Wir sind sehr froh, dass uns Abba Naor treu verbunden ist und Zeit für einen Besuch bei uns einplant. Seine Vorträge sind eine große Bereicherung für unseren Schulalltag. Durch sie bekommen die Schülerinnen eine Vorstellung vom Schrecken des Naziterrors.“
Zum diesjährigen Besuch im Pasinger Gymnasium brachte Abba Naor sein Buch „Ich sang für die SS. Mein Weg vom Ghetto zum israelischen Geheimdienst" mit. „Insgesamt 100 Verwandte von mir sind im Naziterror ermordet worden. Meine Mutter und meinen kleinen Bruder sah ich zuletzt vor ihrem Abtransport nach Auschwitz, wo beide vergast wurden“, kommentierte Abba Naor sein Buch. Lange Zeit habe er nicht über seine Erfahrungen sprechen können. „Wer will schon aus einer Kindheit hören, in der man bespuckt wurde, fast verhungerte und wie Tiere behandelt wurde?“ Heute sei er froh, dass er sein Leben aufgeschrieben habe und er damit insbesondere in Schulen auf so große Resonanz stoße. „Es geht immer darum, die Erinnerung an die schreckliche Zeit und das Nazi-Unrecht wachzuhalten und weiterzutragen. Wer ist dazu besser in der Lage, als die junge Generation!?“ Zum Abschluss bat er die Schülerinnen: „Seid vorsichtig, passt auf, dass derartiges nie wieder geschieht.“
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