Stadtlandschaft an Münchens Grenzen
„Rand“ - Zwei fotografische Positionen von Verena Hägler und Nicola Reiter
Die Ausstellung „Rand“ zu sehen im Kösk vereint zwei Projekte aus dem Bereich der Landschaftsfotografie: „Saltroad“ von Verena Hägler sowie Agglomerationen von Nicola Reiter. Gegenstand beider Arbeiten sind die (Landschafts-)Räume entlang der Grenze der Stadt München und deren Entwicklungen und Veränderungen.
Spuren und Fragmente
Mit „Saltroad“erstellt Verena Hägler seit 2016 ein empirisches Archiv zum Münchner Nordosten, einem Gebiet am Stadtrand, für das eine umfangreiche Stadtentwicklungsmaßnahme geplant ist. Der Titel „Saltroad“ verweist auf die Salzstraße, die als mittelalterliche Handelsstraße durch dieses Gebiet führte. Heute sind dort die Pendler nach München unterwegs. Aufgrund der stark befahrenen Bahnstrecke der S8 ist diese Gegend relativ schwer erreichbar. Die wenigen schmalen Straßen dort sind dennoch beliebte Abkürzungen ins Umland - zum Leidwesen der Anwohner. So ist das Gebiet zugleich ein anonymer Transitraum, wie ein Verbund von eingemeindeten, sehr alten Dörfern mit starkem Heimatbezug. Die Sphäre der Handelsreisenden, damals wie heute, trifft nur partiell auf die Sphäre der Anwohner. Hägler sieht sich als Sammlerin von Spuren und Fragmenten: von Bildern, Gegenständen, bestehendem Bildmaterial und Gesprächen. Diese Bruchstücke ergeben ein Mosaik, das vielleicht auf etwas Umfassenderes verweist: den Landschaftsraum und die Atmosphäre dort, auf die Bewohner und ihren Bezug zu ihrem Lebensraum.
agglomerare: sich anhäufen, zusammenballen
Nicola Reiter beschäftigt sich in ihrem Projekt Agglomerationen mit dem Rand der Großstadt als einem zum großen Teil vom Menschen geformten und überformten Landschaftsraum. Hier treffen bebaute Areale, Kulturlandschaften und Natur – mancherorts Wildnis – aufeinander. Auch die Reste einer jahrhundertealten landwirtschaftlichen und regionalen Kultur sind am Rande zunehmend globalisierter, städtisch geprägter Gebiete zu finden. Als Beobachterin dieser Zwischenräume stellt sie sich Fragen nach Verdrängung und Ausbreitung, nach Veränderungen und Verbindungen – im Großen wie im Kleinen. Mit der Kamera hat Reiter die Stadt exakt entlang ihrer Grenze umrundet. Entstanden ist ein umfangreiches fotografisches Bildarchiv, das über eine reine Dokumentation hinausgeht. Die Fotografien bilden eine intensive Suche nach den Beziehungen ab, die gebauter Raum und Natur miteinander eingehen. Sie haben auch eine poetische Komponente. Unterbrochen werden die Bildstrecken von historischen Aufnahmen, welche die drastischen Veränderungen der Landschaftsräume entlang der Stadtgrenze, sowie die Auswirkungen von totalitärer Politik und Krieg insbesondere im 20. Jahrhundert einmal mehr sichtbar machen.
Die Ausstellung RAND versteht sich als Experiment und Laboratorium, bei dem die beiden Künstlerinnen in einen Dialog treten und bewusst Einblick in ihre Arbeitsprozesse und den teils fragmentarischen Zustand ihrer Arbeiten geben. Die Ausstellung wird vom Bezirksausschuss 8 Schwanthalerhöhe unterstützt und ist von Freitag, 30. November, bis Samstag, 8. Dezember, im Kösk (Schrenkstr. 8) von Dienstag bis Freitag von 15 bis 19 Uhr und am Samstag und Sonntag von 11 bis 17 Uhr sowie nach Vereinbarung zu sehen. Am Donnerstag, 29. November, können Interessierte ab 19 Uhr die Vernissage besuchen. Der Eintritt ist frei. Weitere Informationen unter www.koesk-muenchen.de im Internet.
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