„Parkplatzsituation verschärft“
Schanigärten und die Parkplatznot
Für viele sind die sogenannten Schanigärten ein echter Gewinn. Mit den zusätzlichen Freischankflächen schien eine neue Lebenskultur und Geselligkeit in die Stadt, vor allem aber in die pandemiemüde Gesellschaft gezogen zu sein. Der Stadtrat bestätigte diesen Kurs, indem er die dauerhafte Einrichtung der Schanigärten während der Sommermonate ermöglichte. Doch es gibt eine Kehrseite: Für die meisten dieser Schanigärten wurden öffentliche Parkplätze umgewidmet. In der vom Parkdruck geplagten Stadt zieht dies die Kritik von Autohaltern auf sich, die von dem immer länger werdenden Parksuchverkehr frustriert sind. Insbesondere wenn Schanigärten zwar aufgebaut wurden und also Parkplätze blockieren, jedoch nicht genutzt werden, ärgern sich Parkplatzsuchende. Kürzlich traf im Bezirksausschuss Schwanthalerhöhe (BA 8) ein neuerlicher Beschwerdebrief über die Parkplatz-Terrassen ein. „Die Parkplatzsituation wird wieder erneut verschärft“, beklagt sich der Bürger.
„Sondergenehmigung nicht nachvollziehbar“
Rasch und unbürokratisch hatte die Stadtverwaltung 2020 die Genehmigungen für die Umwandlung von Parkplätzen zu Freischankflächen erteilt. Damit sollte den pandemiegeplagten Wirten ermöglicht werden, trotz geltender Regeln, wie etwa der Einhaltung von Abstandsregeln, noch Umsatz zu machen. Stadtweit rund 1.000 Parkplätze gab die Stadtverwaltung frei, damit die Gastronomen zusätzliche Schankflächen aufbauen konnten. Auf der Schwanthalerhöhe entfielen damals von 3.908 Parkplätzen, die tagsüber nutzbar sind (nachts erhöht sich die Zahl auf 3971) über 100 Parkplätze. Inzwischen sind es geringfügig mehr.
„Ich kann die Sondergenehmigung für die Gaststätten in keiner Weise mehr nachvollziehen“, ärgert sich der Stadtteilbewohner in seiner kürzlich an den BA gerichteten Bürgerpost. „Insbesondere da ja die Coronamaßnahmen beendet wurden und keine Abstandsregelungen bzw. Maskenpflicht mehr besteht.“ Anwohner müssten nach 18 Uhr häufig über eine halbe Stunde lang nach einem Parkplatz suchen. Durch die Schanigärten fielen nicht nur Parkplätze weg, sondern es würden durch die Gäste, die in die Restaurants, Cafés und Bars kämen, auch noch zusätzliche Parkplätze belegt. „Wir Anwohner sind oftmals beruflich auf das Auto angewiesen, so wie ich auch. Wir benutzen es eben nicht zum Freizeitvergnügen“, erklärt der Bürger. „Wir dürfen dann nach der Arbeit hier im Viertel trotz Lizenz verzweifelt Parkplätze suchen.“ Der Verweis auf neu geschaffene Anwohnerparkgebiete helfe kaum weiter, da diese nicht wohnortnah erreichbar seien.
„Erzwungene Parkplatzsuche“
Wie wollen wir den Stadtraum nutzen? Wie soll mit den wenigen, öffentlichen Flächen umgegangen werden? Mit diesen Fragen beschäftigen sich verschiedene Projekte in der Stadt. Im Westend steht dafür der „Westend Kietz“, der in der Schießstättstraße demnächst erprobt werden soll. Mobilitätswende und Umweltschutz sind immer wieder angeführte Argumente, die die Nutzung des Stadtraums etwa für Schanigärten oder auch Parklets und ähnlichem angeführt werden. Der Bürger aus dem Westend argumentiert dagegen, dass sich durch die Schanigärten weder das Verkehrsaufkommen verringere (da zusätzliche Gäste und damit Autofahrende ins Viertel kämen), noch trage die „erzwungene Parkplatzsuche“ zur Reduzierung der Abgasbelastung bei. „Wenn Sie jetzt sagen, die Gaststätten zahlen für die Außenbereiche, dann trifft das für uns Anwohner auch zu“, erläutert der Bürger. „Wir zahlen für wohnortnahe Parkplötze, die wir nicht oder nur sehr schwer erhalten.“
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