Sechs Jahre Umbau beginnen jetzt
Bahnhof Sendlinger Tor wird saniert und erweitert
Gleich hinter dem U-Bahnhof Sendlinger Tor liegt der älteste Teil des gesamten Münchner U-Bahn-Netzes: Im Süden des Haltepunktes, also unter der Lindwurmstraße, befindet sich eine "Kehranlage" (hier wenden die Verstärkerzüge Richtung Fußballstadion und Olympiazentrum) und an deren Ende beginnt der Lindwurmtunnel zum Goetheplatz. Dieses Tunnelstück wurde 1938 bis 41 gebaut und wird auch heute noch befahren. Es wurde im Zweiten Weltkrieg zunächst als Luftschutzbunker und danach zur Champignonzucht genutzt, ehe 1971 die ersten Züge durchfuhren.
Nicht ganz so alt, aber eben doch auch in die Jahre gekommen ist der U-Bahnhof Sendlinger Tor. Dieser wird ab März erweitert und renoviert. Die Stadtwerke (SWM) bringen in den folgenden sechs Jahren damit einen der wichtigsten U-Bahnhöfe im Netz auf Vordermann. Erstmals wird ein derart komplexer Knotenpunkt mit zwei Bahnsteigebenen und Sperrengeschoss unter laufendem Betrieb saniert, modernisiert, umgestaltet, barrierefrei ausgebaut, brandschutztechnisch ertüchtigt sowie erweitert.
Über 45 Jahre auf dem Buckel
Die Steigerung der Leistungsfähigkeit des teilweise über 45 Jahre alten Bauwerks steht bei dem Umbau im Mittelpunkt. Bis 2022 soll ein "Zukunftsbahnhof" entstehen. Die ersten sichtbaren Vorbereitungen für die im März beginnenden Hauptbaumaßnahmen laufen jetzt an. Die Kosten werden auf ca. 150 Millionen Euro geschätzt.
Ausgangspunkt für die Erneuerung war – neben der Kapazitätsfrage – vor allem der Bauwerkszustand. Eindringende Chloride haben sich über die vergangenen Jahrzehnte in den Beton gefressen und die Bauwerkshülle, insbesondere im Bereich der Bauwerksfugen und Zugänge, in Mitleidenschaft gezogen. Zusätzlich ist die gesamte technische Ausstattung erneuerungsbedürftig.
"Wir werden Schäden am Bauwerk beseitigen, die Leistungsfähigkeit und damit auch die Sicherheit erhöhen", sagt Ingo Wortmann, SWM Geschäftsführer Verkehr und MVG-Chef. "Das wird nicht ohne Einschränkungen zu schaffen sein.
Der U-Bahnhof Sendlinger Tor ist im Zuge der seit vielen Jahren steigenden Fahrgastzahlen zu einer Engstelle im MVG-Netz geworden. Insbesondere beim Umsteigen zwischen den Bahnsteigebenen (unten U1/U2, darüber U3/U6) entstehen Rückstaus und Wartezeiten. Der Platzmangel wird teilweise verursacht, teilweise verstärkt dadurch, dass sich die Fahrgastströme insbesondere im Zulauf zu den zentral gelegenen Treppenanlagen überschneiden und gegenseitig behindern. Gut 150.000 Menschen benutzten den Bahnhof jeden Tag.
Umbauten bringen Entlastung
Geplant sind zur Entlastung folgende Umbauten:
Ein "Bypass" auf Ebene der U1/U2: Hier wird mehr Platz für die Fahrgäste geschaffen, indem die Betriebsräume im Verbindungsgang zwischen den beiden Bahnsteigröhren zurückgebaut werden. Der Bypass bewirkt eine Entzerrung der Fahrgastströme.
Der Treppen-Dreh: Herzstück der Entlastungsmaßnahmen ist der Umbau des zentralen Umsteigebereichs zwischen U1/U2 und U3/U6. Die dort vorhandenen Treppen werden neu angeordnet und erweitert, so dass sich die Fahrgastströme besser auf die verschiedenen Treppen verteilen und damit Staus und Querungen auf beiden Bahnsteigebenen weitgehend vermieden werden.
Neue Erweiterungsbauwerke: Zwei neue Erweiterungsbauwerke zwischen den beiden Röhren der U1/U2, die als zusätzliche Ausgänge dienen, werden für weitere Entlastung sorgen. Über den Neubau können Fahrgäste von beiden U1/U2-Bahnsteigen künftig das Sperrengeschoss an der Sonnenstraße erreichen, ohne den Zentralbereich durchqueren zu müssen. Wer das neue Erweiterungsbauwerk am Südende der Bahnsteigröhren nutzt, kommt direkt an die Oberfläche.
Einschränkungen für Autos
Ab Montag, 10. April, wird der Verkehr der Sonnenstraße für ca. zwei Jahre über die Zufahrt zur Nußbaum- und Pettenkoferstraße und die Platzfläche zwischen Brunnen und Matthäuskirche umgeleitet. Dazu werden dieser Tage die Platzflächen asphaltiert und die Umleitungsspuren eingerichtet. Für den Autoverkehr ergeben sich diese Änderungen:
- von Norden kommend steht für die Rechtsabbieger von der Sonnen- in die Lindwurmstraße nur eine Spur zur Verfügung;
- von Osten kommend werden Linksabbieger vom Oberanger in die Blumenstraße über „An der Hauptfeuerwache“ umgeleitet. Ferner entfällt zeitweise eine Geradeausspur zur Lindwurmstraße;
- von Westen kommend entfällt eine eigenständige Linksabbiegespur;
- von Süden kommend muss auch die Blumenstraße zeitweise verengt werden, sodass jeweils von Frühjahr bis Herbst eine Geradeaus- und eine kombinierte Geradeaus-Rechts-Abbiegerspur zur Verfügung stehen. In der restlichen Zeit verbleiben zwei Geradeaus- und eine separate Rechtsabbiegespur.
Einschränkungen bei U1 und U2
Während dieser Arbeiten im bzw. am Gleisbereich kann der Zugverkehr auf den U-Bahnlinien U1 und U2 am Sendlinger Tor zeitweise nur eingleisig abgewickelt werden. Dies wird voraussichtlich folgende Auswirkungen haben:
Ab Sonntag, 9. April, verkehren beide Linien an zahlreichen Abenden nach ca. 22 bzw. 23 Uhr vorzeitig im 20- statt 10-Minuten-Takt fahren. Gleiches gilt ab voraussichtlich Juli für zehn komplette Wochenenden (freitags, ca. 22 bzw. 23 Uhr bis einschließlich sonntags). Die Außenäste werden teilweise häufiger bedient.
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