Ehrenvolle Erinnerung oder Schmach?
Stolpersteine zum Gedenken an NS-Opfer
Zum Gedenken an die Opfer des Naziterrors in der Landeshauptstadt die Verlegung von Stolpersteinen auf öffentlichem Grund zu erlauben, fordert der Bezirksausschuss (BA) 8 Schwanthalerhöhe. Erinnert werden soll an alle Opfer des Nationalsozialismus, an Juden, Homosexuelle, Sinti und Roma, politisch und religiös Verfolgte, sowie Behinderte, die ermordet wurden oder durch die Folgen der Deportation und Verfolgung ihr Leben lassen mussten.
„Durch die Verlegung von Stolpersteinen in München ermöglicht man den Bürgerinnen und Bürgern, sich aktiv in die Erinnerungsarbeit einzubringen", führte BA-Mitglied Ulf Schröder (SPD) aus. Ob Stiftung, Verein, Partei, Schulklasse oder Privatperson: Für 120 Euro kann jeder eine Patenschaft für die Herstellung und Verlegung eines Stolpersteins übernehmen. Den Kommunen entstehen dadurch also keine Kosten.
Der Künstler Gunter Demnig erinnert an die Opfer der NS-Zeit, indem er auf der Straße vor ihrem letzten selbstgewählten Wohnort Gedenktafeln aus Messing ins Trottoir einlässt. Die Stolpersteine sind kubische Betonsteine mit einer Kantenlänge von zehn Zentimetern, auf deren Oberseite sich eine individuell beschriftete Messingplatte befindet. Darüber stolpern wird man jedoch ausschließlich mental; denn sie werden ebenerdig ins Pflaster des Gehweges eingelassen.
Mehr als 200 fertige Steine
Auf den Steinen steht geschrieben: „Hier wohnte/lebte/wirkte...", dann der Name, das Geburtsjahr, das Datum und der Ort der Deportation oder der Ermordung. Mittlerweile gibt es in 18 Ländern Europas rund 46.000 Stolpersteine. Sie liegen in mehr als 1.100 Städten, darunter 55 in Bayern. In München hatte der Stadtrat die Verlegung im öffentlichen Raum im Juni 2004 jedoch untersagt. Die Begründung: Man wolle keine Form des Gedenkens, die – wie die Pflastersteine – mit Füßen getreten wird.
Dennoch: Einige Steine sind im Kunstpavillion am Alten Botanischen Garten ausgestellt, andere wurden bis auf weiteres auf Privatgrundstücken verlegt. Bei der Initiative „Stolpersteine für München" liegen aktuell rund 200 gestiftete Steine bereit und warten auf die Verlegung – so beispielsweise der Gedenkstein für die 1941 getöteten Hilda Abeles, die in der Geroltstraße 37 gewohnt hatte, oder jener des in Dachau ermordeten Karl Siegl, dessen Wohnung in der Anglerstraße 20 gewesen war. Im September 2014 wird der Münchner Stadtrat eine Anhörung über die Stolpersteine veranstalten und erneut über deren Verlegung auf öffentlichem Grund abstimmen.
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