"Toiletten-Pferd" wird gesattelt
Am Partnachplatz gibt es nur ein still(gelegt)es Örtchen
"Es kann nicht sein, dass Bürger mit Windeln aus dem Haus gehen müssen, nur weil sie in Gegenden in München kommen, wo es keine öffentlichen Bedürfnisanstalten gibt." So leitete Bezirksausschussmitglied Alfred Schmidt, SPD, sein Statement zum Antrag "Errichtung einer werbefinanzierten Toilette am Partnachplatz" ein. In diesem Antrag spricht sich die SPD-Fraktion des Bezirksausschusses Sendling-Westpark (BA7) dafür aus, dass sich der gesamte BA noch einmal mit Nachdruck der Toilettenmisere annimmt. Einen ähnlichen Antrag brachte auch die CSU-Fraktion ein und so herrschte viel Konsens und der Antrag wurde einstimmig beschlossen.
Ob dieser Grundsatzbeschluss auf Papier nun auch wirklich in der Errichtung einer öffentlichen Toilette münden wird, die schon seit 30 Jahren gefordert wird, ist nicht gewiss. Aber wie sagt man so schön: Die Hoffnung stirbt zuletzt und wenn man bedenkt, dass Thomas Alva Edison viele tausend Versuche gebraucht hat, bis er die Glühbirne erfunden hat, dann könnte dieser erneute Vorstoß des Bezirksausschusses, die Stadt endlich von der Dringlichkeit dieser Angelegenheit zu überzeugen, vielleicht doch noch ein gutes Ende nehmen. Beharrlichkeit jedenfalls ist eine Eigenschaft, die alle Mitglieder des Bezirksausschusses eint. Egal ob Grün, Rot, Schwarz oder Gelb.
Stadt weigert sich seit Jahren
Der Partnachplatz ist nicht der einzige Ort in München, an dem Bürger, als auch Bezirksausschussmitglieder, seit Jahren bei der Stadt anmahnen, dass an diesen Standorten dringend Möglichkeiten geschaffen werden müssen, an denen man seine Notdurft verrichten kann. Insbesondere für ältere Mitmenschen kann ein Ausflug in großen Stress ausarten, wenn sie nach beispielsweise einer längeren Fahrt mit den öffentlichen Verkehrsmitteln erst wieder in der eigenen Wohnung, die dann vielleicht auch noch im dritten Stock liegt, ihre Notdurft verrichten können.
Dass Toiletten im öffentlichen Raum kein Luxus sind, sondern ein Merkmal von Hochkulturen, ist unbestritten. Erste Nachweise einer Bedürfnisanstalt sind im Palast von Knossos aus der minoischen Zeit von Kreta zu finden. Ob den verschiedenen Referaten der Stadt bewusst ist, dass man schon zu Pharaozeiten sich der Notdurft der Bürger durch öffentliche Toiletten annahm? Man mag sich fragen, warum im Jahr 2011 Anträge auf Toiletten schlichtweg abgelehnt wurden, weil ein Beschluss des Stadtrates vorsah, mehr als 30 Toiletten im gesamten Stadtgebiet zu schließen. Die Begründung lautete damals: "Die Toiletten würden nicht so oft genutzt werden, als dass sich die Betriebskosten rentieren würden." Seit September 2015 hat sich aber die strikte Haltung der Stadt wieder etwas gelockert. Sie befürwortet jetzt ausdrücklich sogenannte werbefinanzierte öffentliche Toiletten.
"Doppelt genäht hält besser"
Alfred Nagel, CSU, schlug vor, dass man vor einem erneuten Vorstoß doch erst einmal nachhaken solle mit Bezug auf die Anträge aus den Jahren 2006 und 2015. Hier wurde bereits eine vollautomatische Toilette für den Standort Partnachplatz gefordert. Günter Keller hielt dagegen, dass man vorab, wie von der Stadt gefordert, fünf konkrete Standorte benennen sollte, auf denen im Bezirk werbefinanzierte Toiletten errichtet werden könnten. "Der Bausauschuss hat gefordert, dass wir Vorschläge für fünf Standorte für werbefinanzierte Toiletten machen. Dann tun wir das doch", so der BA-Vorsitzende Günter Keller. "Wichtig ist, dass wir eine Toilette bekommen und dafür können wir auch verschiedene Wege gehen. Nicht dass unser neu gesatteltes Pferd davon galoppiert, und das alte im Stall steht." Mit dem "neu gesattelten Pferd" meinte Keller den Vorschlag der CSU, eine Anfrage bei der Münchner Verkehrgesellschaft (MVG) zu stellen, ob es möglich sei, die bereits im MVG-Gebäude vorhandenen stillgelegten Toilettenanlagen zu sanieren. Bisher, so Günter Keller, hätte die MVG aber immer eine ablehnende Haltung eingenommen und er äußerte die Befürchtung, dass sich daran auch im Jahr 2016 nichts geändert hat.
Unser Platz kann schöner werden
Neben der unschönen Toilettendebatte kam in der Aprilsitzung des Bezirksausschusses der Partnachplatz noch einmal unter einem anderen Punkt auf die Tagesordnung. In der Bürgerversammlung 2015 gab es auch einen Antrag auf "Verschönerung des Partnachplatzes" mit dem Vorschlag, dass man den bisher unterteilten Platz doch vielleicht, ähnlich wie den Harras, als offenen Platz umgestalten könnte. Man einigte sich darauf, dass man zum einen bei der Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) bei einem gemeinsamen Ortstermin in Erfahrung bringen will, welche Funktion eigentlich das Gebäude hat. Zum anderen will der BA mit Eckpunkten an die Technische Universität (TU) herantreten. Vielleicht könnte ein studentischer Wettbewerb verschiedene Vorschläge zu einer Platzumgestaltung bringen, die man dann der Stadt unterbreitet.
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