Schlaue Krähen, doofe Mülleimer
Der Bezirksausschuss fordert hängende Behältnisse mit kleinen Öffnungen
Bessere und effizientere Mülleimer – das fordert der Bezirksausschuss Sendling (BA 6) in seinem gleichnamigen Antrag an das Baureferat der Landeshauptstadt. Der BA ist für "den Einsatz von aufhängbaren Mülleimern, die schon in vielen anderen Städten und Gemeinden im Einsatz sind", heißt es da. Im Rahmen einer Testphase könnte dies, so der BA, in Sendling aufgrund der diesjährigen Bürgerversammlungsbeschlüsse umgesetzt werden, da viele Anträge zum Müll im Stadtbezirk gestellt worden seien.
Die Lokalpolitiker begründeten den Antrag unter anderem damit, dass sich die derzeit in der Stadt eingesetzten Abfallbehälter in der Vergangenheit als nicht optimal erwiesen hätten. Die Mülleimer seien nicht sicher vor Krähen und würden oft zur illegalen häuslichen Müllentsorgung eingesetzt. Zudem hätte sich die Leerung als nicht effizient erwiesen. "Hierfür sollten aufhängbare Abfallbehälter mit kleiner Öffnung als auch einfacher Leerbarkeit benutzt werden", so der BA und begründet weiter, "dass zusätzlich aufgestellte Abfallbehälter nicht zu zusätzlicher Vermüllung von öffentlichen Plätzen führen, da sie sowohl krähensicher sind, als auch eine illegale Entsorgung von Haus- oder anderen Müll nicht leicht möglich ist." Darüber hinaus ließen sich die Abfallbehälter an Straßenlaternen oder Verkehrsschildern aufhängen und "nehmen somit kaum zusätzlich Raum ein", so der BA in seinem Antrag. Für die Lokalpolitiker könne so die "Sauberkeit im öffentlichen Raum erheblich verbessert werden".
"Die Mülleimer öfters leeren"
Der Sendlinger Horst Becker, der seit 45 Jahren im Viertel lebt, beobachtet an vielen Stellen übervolle Abfallbehälter. "In den Neuhofer Anlagen im Park, da gibt es eine schöne Bank, gleich am Anfang, aber die Mülleimer daneben quellen über", bedauert Becker. Gerne würde er sich dort setzen, aber mit links und rechts Müll sei es nicht besonders einladend. "Die Mülleimer öfters leeren, das wäre das Beste", davon ist Becker überzeugt. Das Modell des Mülleimers spiele hierbei keine Rolle für den Sendlinger. Wichtig sei ihm auch, dass die Münchner ihren Müll bis zum nächsten Abfalleimer aufheben würden, um ihn dann zu entsorgen und ihn nicht auf die Straße werfen.
Für eine saubere Stadt
Wie oft und wann die aufgestellten Mülleimer der Stadt durch das Baureferat geleert werden, hänge von der örtlichen Verschmutzungssituation sowie von den Wegen der Fußgänger ab, erklärt das Baureferat. "Selbstverständlich werden auch bereits vorhandene Standorte von Abfallbehältern laufend kritisch überprüft und den veränderten Randbedingungen angepasst bzw. durch zusätzliche Abfallbehälter ergänzt“, so das Baureferat. Über 400 Beschäftigte der Straßenreinigung sorgen bereits ab den frühen Morgenstunden für eine saubere Stadt, wie das zuständige Referat mitteilt. "Mithilfe von Kehrmaschinen und Lastkraftwagen beseitigen sie im Vollanschlussgebiet (Fläche innerhalb des Mittleren Rings sowie der Kernbereich Pasing) fast 6.000 Tonnen Kehricht im Jahr."
Zudem weist das Baureferat darauf hin, dass seit dem Jahr 2017 im Vollanschlussgebiet bereits bestehende zu kleine 30-Liter Hängebehälter gegen 50-Liter Behälter und 100-Liter Standbehälter ausgetauscht worden seien, um die Stadt frei von Müll zu halten.
10.000 Abfallbehälter
Im gesamten Stadtgebiet können die Münchner zirka 2.000 städtische Abfallbehälter finden, erklärt das Baureferat. Dazu kommen etwa weitere 5.000 in den städtischen Grünanlagen. Zudem seien Mülleimer der Münchner Verkehrsbetriebe und der Deutschen Bahn zu finden. "Insgesamt stehen etwa 10.000 Abfallbehälter im öffentlichen Raum zur Verfügung", führt das Baureferat an. Die Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) unterhalte beispielsweise an den Haltestellen an der Oberfläche im ganzen Stadtgebiet zirka 1.500 Mülleimer an den Wartehallen, die von einem Dienstleister nach einem festen Plan je nach Müllmenge geleert würden. "Es gibt bei uns zwei verschiedene Typen (60 und 120 Liter). Das Erscheinungsbild ist gleich, nur der Durchmesser variiert. Speziell in Sendling fallen schätzungsweise rund 150 Mülleimer in unseren Verantwortungsbereich", erklärt die MVG. Ein größeres Problem mit Krähen habe sie aktuell nicht.
Hängen oder stehen?
Das Baureferat hat über Jahre hinweg verschiedene Modelle von Abfallbehältern im Stadtgebiet getestet. "Solange das Krähenproblem nicht virulent war, wurden ausschließlich nach oben vollständig offene Abfallbehälter eingesetzt", teilt das Baureferat mit und fügt an, dass "mit zunehmender Problematik bei Neuplanungen und Ersatzbestellungen Zug um Zug Abfallbehälter mit einem etwa 10 Zentimeter über der Öffnung montierten Deckel, der sich zunächst als krähensicher zeigte" aufgestellt wurden. Weitere Vorteile dieser Behälter seien auch, dass bedingt durch den Deckel keine Hausmülltüten entsorgt werden können und der Einwurf dennoch berührungsfrei möglich sei. "Im Laufe der Zeit stellte sich leider heraus, dass die festen Deckel zunehmend für Krähen aufgrund ihrer Intelligenz und Anpassungsfähigkeit häufig kein Hindernis mehr darstellten, mit der Folge der bekannten, unerwünschten Verschmutzungen rund um die Abfallbehälter", bedauert das Baureferat. Um das Krähenproblem zu lösen, startete das Baureferat 2016/2017 in Münchner Grünanlagen Versuche mit verschiedenen Abfallbehältern mit verschmälerter Einwurföffnung, wie sie in der Fußgängerzone zu finden sind.
"Die Testergebnisse auf den Versuchsflächen im Riemer Park, am Miesbacher Platz, am Gierlinger Park und auf der Postwiese belegen, dass dieser Abfallbehältertyp wohl als krähensicher betrachtet werden kann, solange dieser nur so weit gefüllt ist, dass die Vögel nicht von außen an den Abfall herankommen", so das Ergebnis des Referates. Aufgrund dieser positiven Erfahrungen hat das Baureferat Bereiche mit hohem Krähenaufkommen und dadurch erzeugter starker Verschmutzung ermitteln lassen. Dort wurden die bestehenden Mülleimer durch das Modell aus der Fußgängerzone mit 100 oder 50 Litern Fassungsvermögen ausgetauscht. Darüber hinaus würden bei Neubaumaßnahmen und bei Ersatzbeschaffungen künftig ebenfalls grundsätzlich dieses Modell mit verkleinerter Einwurföffnung aufgestellt.
Wie geht es weiter?
Ob und wie das Baureferat dem Antrag des BA zu "Besseren und effizienteren Mülleimern" und der Forderung nach einem Modell wie beispielsweise in Berlin oder Wien nachkommen werde, darüber könne es noch keine Auskunft gegeben, da dies noch geprüft werde.
Die nächste Sitzung des BA 6 ist am Montag, 7. Januar, um 18.30 Uhr im Sitzungssaal im Sozialbürgerhaus (Meindlstraße 14). Bürger haben hier auch die Möglichkeit zu Beginn der Sitzung Anträge zu stellen.
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