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Rubrik: Gesamt · Stadtteil: München
„Pluspunkt“ mit Verfallsdatum
Bezirksausschuss fördert Fraunberg-Ateliers
Im vergangenen Herbst wurden die Fraunberg-Ateliers eröffnet. Die seit langem leerstehenden Gebäude an der Fraunbergstraße 4 und der Schäftlarnstraße 178 (früher waren hier mal eine Druckerei, eine Kofferfertigung und eine Rolladenfirma untergebracht) werden seither von Künstlern genutzt – allerdings nur für einen überschaubaren Zeitraum: Damit die städt. Wohnungsbaugesellschaft GWG hier neue Wohnungen und eine Kita errichten kann, werden die beiden Gebäude abgerissen. Die Künstler können sie nur bis Mitte bzw. Ende des Jahres nutzen.
Fünfstellige "Bauchschmerzen"
Wegen dieser begrenzten Laufzeit tat sich der Bezirksausschuss im Münchner Süden (BA 19) schwer, dem Kreativprojekt eine Anschubfinanzierung von 21.000 Euro zu bewilligen. „Das ist zu viel“, sagte BA-Mitglied Peter Sopp. Die von den Künstlern geschaffenen Räume für Kreativität mitten in Thalkirchen seien aber sinnvoll und das im Sommer an der Fraunbergstraße vorgesehene Programm umfangreich. Daher solle der BA die Künstler mit einem Betrag von 3.650 Euro unterstützen. „Da wird der falsche Ort bespielt“, erklärte Richard Ladewig (FDP) seine „Bauchschmerzen“ angesichts der beantragten fünfstelligen Summe und spielte auf den unausweichlichen Abriss der Bauten wegen des geplanten Wohnungsbaus hin: „Hübschen wir nur den Abriss auf? Verschwenden wir Ressourcen für ein halbes Jahr künstlerischer Nutzung?“ Ladewig riet, man solle lieber in einen Neubau investieren.
"Guter Kompromiss"
Auch Andrea Barth (SPD) erinnerte an das nahe Ende des neuen Kreativprojekts: das eine Gebäude könne bis zum 30. Juni, das andere bis Silvester 2020 von den Künstlern genutzt werden. Dann sei Schluss. Gegenwärtig seien die Fraunberg-Ateliers allerdings unbestritten eine „schöne Sache“ und ein „Pluspunkt“ fürs Viertel. Die Künstler könne man nicht für die Verzögerungen verantwortlich machen, die ihr seit einigen Jahren verfolgtes Projekt überstehen musste und die nun die verbleibende Laufzeit so kurz sein lassen. Der kleinere Förderbetrag von 3.650 Euro sei da ein tragbarer Kompromiss. Dies sah auch Claudia Küng (CSU) so.
Einer Förderung in dieser Höhe stimmte der BA 19 zu.
Kunst ist nur noch im "Dazwischen" möglich
Tobias Sehr, treibende Kraft hinter den Fraunberg-Ateliers, wies darauf hin, dass Räume für Kunst und Kreatives in der Stadt nicht mehr dauerhaft zu finden seien: „Inzwischen kann Kunst nur noch in solchen Zwischennutzungen wie in Thalkirchen stattfinden“, bedauerte er.
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