„Nichts ist geklärt!“
Sendlinger wollen zum Gasteig-Umzug endlich konkrete Pläne
Nach wie vor skeptisch sieht der Bezirksausschuss den zeitweisen Umzug des Gasteigs auf das Kreativquartier an der Hans-Preißinger-Straße 8 (HP8). Zwar sehen sich die Sendlinger parteiübergreifend in der gesamtstädtischen Verantwortung, das Gasteig-Übergangsquarteier zu organisieren – wegen fehlender Lösungsvorschläge für die erwarteten Verkehrsprobleme in Sendling sowie zum Verbleib der bisherigen HP8-Mieter haben sie dem Gasteig bislang aber ein grundsätzliches Ja verweigert.
"Die wichtigsten Punkte sind völlig offen"
Dabei ist es auch in der jüngsten Sitzung des Bezirksausschusses geblieben, in dem die Sendlinger über die Bauvoranfrage des Gasteigs und den aktuellen Stand des Projektes berieten. Ernst Dill (SPD) wiederholte, dass der Bezirksausschuss den Gasteig im Viertel keineswegs grundsätzlich ablehne, man ihm aber auch keinen „Blanko-Scheck“ auszustellen gedenke. Dill kritisierte, dass der Gasteig nur unpräzise Planungen vorgelegt habe: „Damit kann man nicht arbeiten! Nichts ist geklärt! Es gibt nur Absichtserklärungen!“ Die SPD sei nicht zufrieden mit den Gasteig-Vorschlägen zum Schutz der gegenwärtigen HP8-Mieter (hier sei man noch immer auf dem Stand vom Dezember) und mit dem Verkehrsgutachten. „Die von uns hierzu im November dargelegten Positionen sind im wesentlichen nicht berücksichtigt worden“, so Dill, „unsere wichtigsten Punkte sind nach wie vor völlig offen.“
Das fordern die Sendlinger
Der Stellungnahme zum Gasteig, die die SPD einbrachte, schlossen sich in den meisten Punkten alle Parteien im Bezirksausschuss an. Einstimmig wurden folgende Positionen beschlossen:
Die Wege, die den Bürgern als Zugang zum Flaucher dienen (u.a. der Bürgersteig der Hans-Preißinger-Straße) und die für die geplanten Shuttlebusse und den Schwerlastverkehr aus dem HP8-Gelände gebraucht werden, sollen nicht dem Gasteig zur Verfügung gestellt werden.
Die Stadt soll den Künstlern und Handwerkern, die gegenwärtig da HP8 nutzen, eine Bestandsgarantie geben – unabhängig davon, wie viele Parkplätze das Gasteig auf dem Gelände braucht. Bislang sprechen Stadt und Gasteig sich zwar dafür aus, möglichst viele Handwerker auf dem Gelände zu lassen – jedoch nur, wenn man deren Werkstätten und Flächen nicht für Stellplätze braucht.
Auf dem Gelände des Heizkraftwerks soll eine Parkanlage geplant werden. Von hier aus wäre der Gasteig auf dem HP8-Areal leicht über den bestehenden Werktunnel unter der Brudermühlstraße erreichbar. Diesen Vorschlag der Sendlinger habe die Stadt bisher noch nicht einmal geprüft, kritisiert der Bezirksausschuss.
Dem von den Planern vorgeschlagenen Fußweg-Konzept stimmen die Sendlinger zu: Demnach sollen Gasteig-Besucher vom nahen U-Bahnhof nur über die Brudermühlstraße zum Gasteig gelangen, nicht aber über den südlichen U-Bahn-Aufgang und Urban-, Bruderhof- und Schäftlarnstraße. Die dort befindlichen offenen neuen Wohnanlagen wollen die Sendlinger so vor Lärm schützen.
Wie konkret ist das Verkehrskonzept?
Strittig blieb im Bezirksausschuss die Bewertung des vorgelegten Verkehrsgutachtens. Ein solches könne man in den Papieren nicht erkennen, so Ernst Dill. Was die Planer vorgelegt haben, seien nur die alten Absichtserklärungen. Die von den Sendlingern bereits im November vorgebrachten Anregungen haben die Planer nicht einmal zur Kenntnis genommen, kritisiert die SPD. Völlig unklar sei, wo die 300 bis 350 prognostizierten Stellplätze für den Gasteig entstehen sollen.
Dass auf dem HP8-Gelände keine Stellplätze für Besucher und Mitarbeiter des Gasteigs entstehen sollen, begrüße man. Allerdings bezweifle man, ob Parkplätze am Blumengroßmarkt angenommen werden, zumal die Frequenz des Shuttle-Busses von dort zum HP8 noch offen sei.
Andreas Lorenz (CSU) urteilte weniger hart: Es sei durchaus ein Konzept mit konkreten Ideen erkennbar. Darauf könne man aufbauen. Der Bezirksausschuss verabschiedete die Forderungen zum Verkehrsgutachten daher ohne die Stimmen von CSU und FDP.
Warum kommt der Gasteig überhaupt nach Sendling?
Der Gasteig muss saniert werden. Ein Großteil seiner Einrichtungen soll während der Sanierung nach Sendling ausgelagert werden. Dies hat der Stadtrat im Januar beschlossen und dafür 90 Millionen Euro bereitgestellt. Im Frühjahr 2019 sollen die in Sendling nötigen Umbauarbeiten beginnen. Der Gasteig soll dann ab Ende 2020 für fünf Jahre auf dem HP8-Gelände betrieben werden. Direkt im Anschluss an diese Zwischennutzung sollen auf dem Gelände Werkswohnungen der SWM sowie Mietwohnungen gebaut werden.
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