Knappes Votum gegen eine "Golf-Automatik"
Bürgergremium will offene Diskussion um MGC-Pacht
In einer nach wie vor wachsenden Stadt sind Grünflächen, die allen Bürgern offen stehen, ein wertvolles Gut. Ein großes Stück Grün mitten in Thalkirchen nutzt seit Jahrzehnten der „Münchner Golf Club“ MGC. Er wurde 1910 als erster Golfclub in Bayern gegründet und verfügt heute neben einem Platz in Straßlach seit 1951 auch über eben jenen in Thalkirchen an der Zentralländstraße. Die Neun-Loch-Anlage befindet sich auf zwei 14 Hektar großen Grundstücken, die der Club von der Stadt gepachtet hat. Dieser Vertrag läuft 2024 aus – was dann?
„Der Club war für mich schon als Kind fester Bestandteil des Münchner Südens“, warb MGC-Präsident Thomas Ritz beim Bezirksausschuss im Münchner Süden (BA 19) und bat um die Verlängerung des Pachtvertrags über 2024 hinaus. Das würde dem Club Planungssicherheit auch für anstehende Sanierungen und entsprechende Investitionen geben.
Wo sollen die Menschen hin?
Die beiden vom Club genutzten großen städtischen Grundstücke könnten dann allerdings nicht mehr in Überlegungen einbezogen werden, wie man Grünflächen und Freizeitmöglichkeiten für die Bürger im wachsenden Viertel sichert und verbessert. Die SPD forderte im Bezirksausschuss daher, dass es keine „automatische“ Verlängerung des Pachtvertrages geben dürfe. Fraktionssprecherin Dorle Baumann verwies darauf, dass die verpachtete Fläche innerhalb eines Landschaftsschutzgebietes liege und für die Öffentlichkeit geschlossen sei. An der südlichen Isar gebe es keinen kommerzfreien Raum, an dem sich z.B. Familien zur Erholung niederlassen könnten - mit Ausnahme weniger Parkbänke am Hinterbrühler See, die hochfrequentiert sind, so Baumann. In einer enger werdenden Stadt seien Freiflächen für die Allgemeinheit immens wichtig – so wichtig, dass man sie nicht mit einer „Golf-Automatik“ blockieren dürfe.
MGC-Präsident Ritz hatte die Vorzüge des Clubs präsentiert: Jugendarbeit (von den 2.400 Clubmitgliedern seien 400 Kinder und Jugendliche), öffentliche Zugänglichkeit (jeder mit Platzreife könne den Platz nutzen, nicht nur Clubmitglieder), soziales Engagement (z.B. Spenden für gemeinnützige Zwecke) und Artenschutz (der MGC kümmere sich inzwischen um das Hangflachmoor am Gelände – es ist das einzige in Europa, das es noch innerhalb einer Stadt gibt).
"Wir haben nichts gegen Golfspieler"
„Wir sehen, was der Club leistet. Wir haben nichts gegen Golfspieler", sagte Dorle Baumann. „Aber wir sehen auch, dass unser Stadtteil wächst. Wo sollen die Menschen ihre Freizeit verbringen?“ Sie widersprach der Behauptung Ritz, der Platz sei öffentlich zugänglich. An Wochenende seien auf der über ein Dutzend Fußballfelder großen Golfanlage zudem oft nur wenige Spieler zu sehen, während sich viele Spaziergänger und Familien auf dem Weg zwischen den Plätzen drängten. „Auch ein Fußballplatz ist nicht unbedingt öffentlich zugänglich“, wandte Beate Meyer (CSU) ein. Der MGC sei aber gut erreichbar: Hier können die Jugendlichen selbständig hingehen. „Jede Stunde, die nicht am PC verbracht wird, ist wertvoll“, so Meyer.
„Wir möchten verhindern, dass die Pacht still und leise auf eine unbekannte Zahl von Jahren verlängert wird“, fasste Baumann den SPD-Antrag zusammen, „es muss uns klar gesagt werden, was die Pläne der Stadt sind!“ Der Antrag sei eine Aufforderung an die Stadt, nicht im Geheimen zu entscheiden.
Kritik am "Zungenschlag"
Richard Panzer kritisierte den „Zungenschlag“ des SPD-Antrags. Damit stelle man sich nicht hinter den Verein. Auch Claudia Küng (CSU) sagte: „Ich verstehe die negative Konnotation des Antrages nicht. Wir begrüßen doch normalerweise Vereine und engagierte Bürger.“
Baumann hatte ihren Antrag auch damit begründet, dass die bisherige Verpachtung der städtischen Grundstücke an den MGC rechtlicher Grundlagen entbehre und eine weitere Verlängerung der Verpachtung diesen Zustand fortschreibe (diese Begründung, die rechtlich ohnehin kein Teil des Antrags ist, strich die SPD später aus ihrem Papier).
Damit verwies Baumann auf eine Einschätzung u.a. des Münchner Forums, das an den Bescheid zur Genehmigung der Isarwerke I und II anno 1907 erinnerte. Darin heiße es, dass „in der Nähe des Isarufers gelegene Grundstücke“ der Stadt als Parkanlagen zu gestalten und der öffentlichen Nutzung zu übergeben seien. Diesen Passus kann man so verstehen, dass die Verpachtung der Grundstücke an den MGC nicht zulässig gewesen ist. Allerdings legt der Bescheid von 1907 nicht exakt fest, welche Parzellen er mit „in der Nähe des Isaraufer gelegene Grundstücke“ konkret meint.
„Das ist kein Dafür oder Dagegen"
Henriette Holtz (Grüne) erinnerte daran, dass der SPD-Antrag lediglich klären wolle, ob der Pachtvertrag zwischen Stadt und MGC automatisch verlängert wird. „Das ist kein Dafür oder Dagegen zum Club!“
„Eine stillschweigende Verlängerung ist nicht der richtige Weg“, ergänzte Michael Kollatz (SPD). Ihm sei der Golfclub in Thalkirchen lieber als „wildes Grillen an der Isar“, es solle aber der Stadtrat (der darüber nie offen diskutiert habe) entscheiden – nicht die Stadtverwaltung. „Wichtig ist, dass eine öffentliche Diskussion stattfindet, ob wir den Club wollen oder nicht“, so Kollatz. Und da müsse man auch klären, ob die Vertragsgrundlage für eine Verpachtung inzwischen erloschen sei.
Auch Christa Kuhnert (Grüne) sieht das Clubgelände nicht als Einrichtung, die der Öffentlichkeit zur Verfügung steht: „Es kann nicht jeder rein!“, sagte sie. Der Club habe einen zweiten Platz in Straßlach, der für alle Sportler eine gute Alternative sei.
Mehr Info oder "bescheuertes Misstrauen"?
„Wir wollen eine Prüfung, ob der Golfplatz bestehen soll oder nicht!“, so Kuhnert. Juri Wostal und Inga Meincke (Beide Grüne) sprachen sich für den SPD-Antrag aus, weil man damit mehr Informationen von der Stadt bekommen werde. Auch Monika Reim (SPD) sagte: „Es geht nicht um die Abschaffung des Clubs, sondern um mehr Informationen!“
Claudia Küng wertete solche Wünsche ausgesprochen negativ: „Dieses Nachfragen ist eine Form von Misstrauen“, meinte sie, „ich verstehe dieses Misstrauen nicht, das ist total bescheuert.“
Knappe Entscheidung
Der Bezirksausschuss nahm den Antrag der SPD nach langer Debatte mit knapper Mehrheit an (17 zu 16 Stimmen) und forderte die Stadt damit auf, den Pachtvertrag nicht automatisch zu verlängern und vor einer Entscheidung die Bedenken und Anregungen des Bürgergremiums einzubeziehen.
Zugleich gab der Bezirksausschuss seiner Arbeitsgruppe Umwelt den Auftrag, für den gesamten Erholungsraum an den Isarauen rund um Campinglatz und Golfclub ein Nutzungs- und Mobilitätskonzept auszuarbeiten. Diese „Gesamtschau“ hatte Inga Meincke für das ökologisch sensible Gebiet vorgeschlagen.
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