Münchner Wochenanzeiger - Hier werden Sie gelesen
2 x pro Woche mit ca. 2 Millionen Zeitungen
Rubrik: Gesamt · Stadtteil: München
Ist der Luki ein Provisorium?
Luise Kiesselbach soll ein Denkmal bekommen - aber geht das auch?
Die Untertunnelung am Luise-Kiesselbach-Platz ist seit beinahe fünf Jahren abgeschlossen. Nun werde es höchste Zeit, dass der Namensgeberin des Platzes, Luise Kiesselbach, ein Denkmal gesetzt werde. Darauf wies Alfred Nagel (CSU) in der Sitzung des Bezirksausschusses Sendling-Westpark (BA 7) hin. "Wann wird endlich darüber gesprochen, dass dieses Denkmal kommt? Wir könnten das hier wunderbar aufstellen", sagte er. Bereits vor drei Jahren hatte das Gremium den Wunsch nach einem Denkmal in einem Antrag formuliert.
"Wir sollten grundsätzlich die künstlerische Gestaltung in Anspruch nehmen", sagte Hans Dusolt (Grüne). BA-Vorsitzender Günter Keller wies auf die rechtliche Lage hin, wonach der Luise-Kiesselbach-Platz derzeit noch in einem provisorischem Zustand sei. "Das Projekt 'Kunst am Bau' bekommen wir extra, die beiden Vorhaben Spielplatz und Denkmal sind ebenfalls extra. Es wird in jedem Fall eine Beschlussempfehlung im Stadtrat als Gesamtpaket sein", führte Keller aus. "Wir können nach einem Termin fragen, wann es endlich losgehen kann. Jetzt einzeln etwas herauszunehmen, macht aber keinen Sinn."
Was ist wahr?
Otto Seidl (CSU) störte sich insbesondere an einem Begriff: "Der Luise-Kiesselbach-Platz ist kein Provisorium. Ich möchte, dass Sie nicht immer diese Masche fahren, der Luise-Kiesselbach-Platz wäre ein Provisorium", blaffte er. Günter Keller wollte das so nicht stehenlassen. "Laut der Aussage der Stadtbaurätin ist ganz klar, dass der Luise-Kiesselbach-Platz ein Provisorium ist. Dass Sie das so sehen, ist halt so. Man kann sich die Welt bauen, wie es einem gefällt."
Hier mischte sich Alfred Nagel ein. "Sie haben Ihre Wahrheit, wir haben unsere", betonte er. Keller beendete die Diskussion schließlich: "Wir werden nachfragen, wann das Provisorium beendet wird."
Was sagt die Stadt? "Provisorium" oder nicht?
Der Sendlinger Anzeiger hat bei der Stadt nachgefragt, ob der Luise-Kiesselbach-Platz ein Provisorium ist. Oder eben nicht. Vier Fragen haben wir nach der BA-Sitzung gestellt:
1. Befindet sich der Luise-Kiesselbach-Platz rechtlich gesehen noch in einem provisorischen Zustand?
2. Was bedeutet überhaupt "Provisorium"?
3. Welche Auswirkungen hat ein provisorischer Zustand auf weitere Planungen auf dem Platz? Stichwort: "Kunst am Bau", Spielplatz etc.
4. Seit der Eröffnung des Tunnels sind fast fünf Jahre vergangen. Warum dauert die Gestaltung des Platzes so lange?
"Zunächst nur provisorisch"
Das Baureferat ging nicht auf diese Fragen zum gegenwärtigen Zustand ein, sondern verwies auf die alte Konzeptgenehmigung zur Platzbegrünung, die der Stadtrat Ende Mai 2016 beschloss. Insbesondere verwies das Baureferat auf diese Zeilen des Beschlusses: "Da die prognostizierten 40.000 Fahrzeuge pro Tag mit entsprechender Lärmbelastung von vielen Anwesenden (Teilnehmer des Bürgerdialogs 2015) angezweifelt wurden, schlägt das Baureferat vor, die Fläche zunächst nur provisorisch mit einfachen Mitteln wieder herzustellen, um für eine endgültige Gestaltung alle Optionen offen zu halten."
"Es ist abgeschlossen"
Das Baureferat erklärt weiter: "Das Baureferat wurde beauftragt, die Ausführung nach Detailabstimmung mit dem Bezirksausschuss 7 Sendling-Westpark vorzubereiten und die Begrünung durchzuführen. Die Gestaltung des Platzes in der beschlossenen Form wurde 2018 abgeschlossen. Grundlage waren die o.g. Konzeptgenehmigung des Bauausschusses und eine anschließende Detailabstimmung der Planung mit dem BA 7. Des weiteren wurden die Wünsche aus dem Bürgerdialog 2015 soweit wie möglich berücksichtigt."
Keine "Kunst am Bau"
Für Luise Kiesselbach und ihr Denkmal sieht es demnach eher schlecht aus: "Derzeit ist kein Kunst am Bau Projekt am Luise-Kiesselbach-Platz vorgesehen", teilte uns das Baureferat mit. Lediglich die Anlage eines Kinderspielplatzes sei "grundsätzlich vorstellbar".
Copyright: Wochenanzeiger Medien GmbH