Erkennen, was zu tun ist
Akademieleiterin Lisa Hirdes erklärt Altenpflege
Über 200 Schüler im Jahr lassen sich an der Evangelischen PflegeAkademie der Hilfe im Alter gGmbH, einer Tochtergesellschaft der Inneren Mission München, in der Altenpflege ausbilden. Mit der persönlichen Eignung ihrer Bewerber ist Akademieleiterin Lisa Hirdes zufrieden. "Die Zahl deutscher Schüler ist jedoch rückläufig. Für eine Gesellschaft ist es natürlich schade, wenn die jungen Menschen nicht mehr für die älteren sorgen." Doch habe sie auch große Freude am Multi-Kulti-Charme der PflegeAkademie: "Unsere Schüler kommen aus 33 verschiedenen Nationen und sind großartige Menschen." Die Akademie bietet parallel zur Ausbildung Sprachkurse an.
Selbstbestimmt und normal
Das Wort "Fachlichkeit" fällt oft, wenn Lisa Hirdes von der Altenpflege spricht: "Die Fachkraft muss erkennen, was zu tun ist. Das erfordert eine Menge Aufmerksamkeit. Ziel ist es, dass die alten Menschen so selbstbestimmt und normal wie möglich leben können." Was manchmal, wie etwa bei demenziellen Veränderungen, der Quadratur des Kreises gleichkomme. Die Rolle der Altenpflege-Fachkraft könne man sich dabei vorstellen wie die eines Hausarztes, der immer über das Wohl des Patienten wache und bei Bedarf Fachärzte oder Physiotherapeuten hinzuziehe. Neben der persönlichen Eignung brauche man die kognitiven Fähigkeiten, um komplexe Situationen zu koordinieren.
Nur wer betroffen ist, erwacht
Dass Berufe, die eine zentrale Bedeutung für die Gesellschaft haben, schlechter bezahlt seien als Berufe in der Wirtschaft, das sei noch eine große Aufgabe für die Politik: "Es herrscht noch zu sehr das Bild vor: Pflegen kann jeder. Das Erwachen kommt immer erst dann, wenn man in irgend einer Form selber betroffen ist." Niemand würde ja auch sein Auto jemandem zur Reparatur bringen, der mal eine Woche lang zugeschaut hat. "Es ist noch nicht durchgedrungen, dass auch Zuwendung Geld kostet."
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