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Rubrik: Gesamt · Stadtteil: München
"Einander im Miteinander respektieren"
Gemeinschaftsunterkunft an der Baierbrunner Straße eröffnet
Im Mai ziehen die neuen Bewohner ein: Die ehemalige Erstaufnahmestelle für Geflüchtete an der Baierbrunner Straße 14 dient in Zukunft als Gemeinschaftsunterkunft (GU). Im Sommer 2015 hatte die Regierung von Oberbayern (ROB) die Baierbrunner Straße geschlossen. Zu diesem Zeitpunkt war die Erstaufnahme dort bereits Geschichte, das Gebäude war Ankunfts- und Transferzentrum – und stand schwer in der Kritik. In einem Antrag der SPD-Fraktion des zuständigen Bezirksausschusses im Münchner Süden (BA 19) sprachen sich die Lokalpolitiker damals vehement dafür aus, den Standort dicht zu machen: Hier sei keine menschenwürdige Unterbringung möglich (die Münchner Wochenanzeiger berichteten). Schließlich entschied sich die ROB, die Baierbrunner Straße von März 2016 an zu sanieren. Jetzt ist das Haus frisch gestrichen, aufgehübscht und bereit für insgesamt bis zu 230 Geflüchtete, die hier eine vorübergehende Heimat finden sollen.
"Sehr viel ruhigere Atmosphäre"
Die Betriebsführung in der GU übernimmt die ROB direkt. Für Asylsozialberatung, Unterstützungsangebote und Ehrenamtskoordination ist die Innere Mission zuständig. Elisabeth Ramzews leitet den Sozialdienst: "Ich kenne die Baierbrunner Straße von der Zeit als Erstaufnahmestelle, jetzt sind wir zurück und freuen uns, wieder etwas tun zu können." In der Vergangenheit lebten über 500 Personen im Gebäude, es gab Probleme mit den Nachbarn. Andrea Betz, Abteilungsleiterin Hilfen für Flüchtlinge, Migration und Integration bei der Inneren Mission, sieht einen einfachen Grund für frühere Schwierigkeiten: "Die Kapazität der Baierbrunner Straße war für die vielen Menschen nicht ausreichend." Zudem habe das dauernde Kommen und Gehen der Bewohner ständige Unruhe gebracht. In Erstaufnahmestellen leben Geflüchtete meist nur einige Wochen. Im Anschluss werden sie auf andere Aufnahmeeinrichtungen verteilt. "In der GU haben wir jetzt mit maximal 230 Personen deutlich weniger Menschen im Gebäude. Außerdem 'wohnen' die Geflüchteten hier richtig. Die Atmosphäre wird sehr viel ruhiger sein", erklärt Betz. Die GU lasse sich gut in den Stadtteil integrieren – auch weil unterschiedlichste Geflüchtete hier leben, Alleinstehende, aber auch Familien. Martin Nell, Presseprecher der Regierung von Oberbayern erläutert: " In der GU gibt es Schlafräume für mehrere Personen mit dazugehörigen gemeinschaftlichen Sanitär- und Sozialräumen und separate Familienapartments."
Anwohner der umliegenden Straßen informiert die Innere Mission mit einer Wurfsendung über die GU: Nachbarn können Details nachlesen und sehen, wer Ansprechpartner ist. Im Infoblatt ruft die Innere Mission außerdem Interessierte auf, sich ehrenamtlich zu engagieren. Betz: "Es gibt genug Menschen, die das Haus in der Nachbarschaft akzeptieren, auf die setzen wir." Jeder könne mitmachen. "Wir suchen kreative Menschen mit Ideen." Für die Baierbrunner Straße wünscht sich Betz eine gute Atmosphäre im Haus und solidarischen Umgang miteinander. "Die Menschen sollen sich in der Zeit ihres Aufenthalts wohlfühlen, sie haben viel mitgemacht. Wir möchten ein 'Zuhause-Gefühl' schaffen." Wichtig sei es aber vor allem, dass auch außerhalb der GU Akzeptanz herrsche. "Die Geflüchteten sind Teil der Gemeinschaft, Teil der Gesellschaft. 'Die' und 'wir', das gibt es nicht", bekräftigt Betz. "Wir alle müssen einander im Miteinander respektieren."
Ehrenamtler gefragt!
Wer Lust hat, die neuen Nachbarn aktiv zu unterstützen, kann sich unter der E-Mail Adresse ehrenamt-asyl@im-muenchen.de an die Ehrenamtskoordination der Inneren Mission wenden. Wenn die GU erst einmal bewohnt ist und alle sich eingelebt haben, wird es außerdem ein Begegnungsfest geben: Lockeres Kennenlernen, bei dem der ein oder andere Alteingesessene vielleicht schon einen heißen Tipp für die neuen Anwohner hat – wo ist der nächste Spielplatz, welcher Sportverein ist in der Nähe? Kleinigkeiten, die bereits viel Verständigung schaffen.
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