Die "Smartesten der Welt" geben auf
Obike will Tausende Räder aus München wegschaffen
6.000 seiner gelben Fahrräder will Obike aus München abziehen. Etwa 1.000 sollen bleiben. Das erst 2016 gegründete Unternehmen aus Singapur hatte München in den vergangenen Sommerferien mit Tausenden von Fahrrädern beglückt, die von vielen als "Schrott" bewertet wurden. "Wir wollen die beste Bike-Sharing Plattform auf dem Markt werden", schrieb das Unternehmen auf seiner Website und lobte sich als "die smarteste Bike-Sharing Plattform der Welt". Was die in den eigenen Augen "agile" und "pragmatische" Firma als "stationsloses Bike-Sharing" anpries, empfanden viele Bürger als aufdringlich und aggressiv: Etliche Räder lagen bald beschädigt in Grünstreifen und auf Gehwegen. Zudem sorgte Obike durch die Veröffentlichung der persönlichen Daten von Nutzern für Ärger.
Stadt arbeitet an Leitlinien
Der Sendlinger Bezirksausschuss (BA) weint den gelben Rädern keine Träne nach. In München habe man schließlich zwei funktionierende Leihrad-Systeme, meinte BA-Vorsitzender Markus Lutz: das von MVG und das der Bahn.
Die Stadt ist unterdessen dabei, Leitlinien für das Aufstellen von Leihrädern festzulegen. Dies hatte der Sendlinger Bezirksausschuss auf Vorschlag der Grünen im September vorgeschlagen. Jens Erdmann hatte damals die "aggressive Bereitstellungspraxis" und den "Wildwuchs" von Obike kritisiert. Radstellplätze werden durch die Leihräder blockiert, so Erdmann. Das trage nicht zur Akzeptanz von Leihrädern bei.
Selbst das "massive" Abstellen von Leihrädern ist allerdings zulässig, teilte das städt. Planungsreferat das Ergebnis mehrfacher rechtlicher Prüfungen nun mit. Auf öffentlichem Grund zurückgelassene Räder müssen aber jederzeit betriebstüchtig sein und dürfen niemanden behindern. Immer wieder musste die Stadt nach eigenen Angaben Obike auffordern, entsprechende Missstände zu beheben. Mit ihren Leitlinien will die Stadt Anbieter von Leihrädern u.a. verpflichten, defekte Räder zu reparieren und über ein Servicetelefon für die Nutzer erreichbar zu sein.
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