"Brandgefährlich" oder "Schmarrn"?
Ein Zaun soll Thomas-Mann-Schüler vor Unfällen bewahren

Der Mittelstreifen der Drygalski-Allee beim Thomas-Mann-Gymnasium: Ein Zaun soll hier das Überqueren unterbinden. (Foto: job)
Aus der früheren EON-Brache an der Boschetsrieder Straße ist inzwischen nicht nur ein neues Quartier mit vielen Wohnungen, sondern auch mit Läden und Geschäften geworden. Am Christel-Küpper-Platz laden zum Beispiel nicht nur Bäume, Beete, Bänke zum Verweilen ein, sondern auch eine Bäckerei. Die ist für viele Schüler des Thomas-Mann-Gymnasiums (TMG) ein willkommenes und auch zwischendurch schnell erreichbares Ziel, denn zwischen Schule und Snack liegt nur die Drygalski-Allee.
Schüler in Gefahr
Immer wieder überqueren Gymnasiasten aber nicht am ampelgesicherten Überweg an der Kreuzung Drygalski-Allee / Boschetsrieder Straße die Fahrbahn, sondern nehmen den noch kürzeren Weg direkt über die Drygalski-Allee, deren Fahrbahnen ein schmaler Grünstreifen trennt. Schüler, die dort stehen, werden von den Autofahrern indes nicht immer gut gesehen - die Straße macht eine leichte Kurve, der Mittelstreifen ist gleich hinter der "Wartestelle" zudem mit Büschen und Bäumen dicht bewachsen.
Wirthl warnt
Reinhold Wirthl (CSU) warnte im Bezirksausschuss im Münchner Süden (BA 19) vor Unfällen: "Das ist eine brandgefährliche Stelle", sagte der Vorsitzende der BA-Arbeitsgruppe (Unterausschuss) Mobilität. Das Bürgergremium habe eine Fürsorgepflicht, daher solle man den Mittelstreifen mit einem Zaun sperren, so dass die Schüler die Drygalski-Allee eher am Ampel-Überweg überqueren. Ein Bürger hatte einen solchen Zaun vorgeschlagen.
"Zäune sind absurd"
Alexander Aichwalder (Grüne) wies diesen Vorschlag als "Schmarrn" zurück. Die TMG-Kinder seien schließlich mündige Schüler. Wolle man alle solchen Stellen auf solche Weise sichern, brauche man "einen Zaun quer durch München". Henriette Holtz (Grüne) schloss sich ihm an: "Man kann nicht verhindern, dass Leute über die Straße laufen. Zäune sind absurd!" Sie schlug stattdessen vor, die nach der kritisierten Stelle beginnenden Tempo-30-Regelung auf der Drygalski-Allee bis unmittelbar vor die Schule zu verlängern.
Polizei hält Zaun für sinnvoll
Auch die Forstenrieder Polizei ist bei Zäunen eher skeptisch - vor dem TMG begrüßt sie ihn aber: "An dieser Stelle wäre ein Zaun sinnvoll", so die Polizei. Man habe die Situation täglich beobachtet und "sieht da große Gefahren." Tempo 30 sei keine Alternative. "Ich möchte auch bei Tempo 30 nicht von einem Auto getroffen werden", so die Polizei. Sie erinnerte an den Mittelstreifen am anderen Ende der Drygalski-Allee - zwischen DEBA-Hochhaus und Kirchen / Ärzte- und Ladenzentrum / Bushaltestelle. Hier habe man nach einem Unfall einen Zaun auf dem Mittelstreifen errichtet.
Grüne sehen "falsche Priorität"
Die Grünen sehen die Wurzel allen Mittelstreifen-Übels auf die in ihren Augen überdimensionierte Straßenkreuzung Drygalski-Allee / Boschetsrieder Straße: "Da hat die Verkehrsplanung versagt", so der Vorwurf von Juri Wostal (Grüne). Er schlug vor, "neue Wege zu gehen" und sprach sich für die von Henriette Holtz angeregte Tempo-30-Ausweitung aus.
Auch Inga Meincke kritisierte die "jetzt autogerechte Kreuzung". Man wolle, dass die Kinder sicher über die Straße gehen, ein Zaun auf dem Mittelstreifen sei aber "das Signal für eine falsche Priorität". Kinder sollten nicht "hinter Zäunen verschwinden", so Meincke. An der Kreuzung gebe es den Bedarf, die Qualität für die Anwohner ringsum zu erhöhen - daher solle man mit Tempo 30 die Qualität für die Autofahrer reduzieren, so ihre Abwägung.
"Der Zaun ist nötig"
Meinckes Prioritätensetzung widersprach Monika Reim (SPD), die Kinderbeauftragte des Bürgergremiums: "Priorität haben Menschenleben und die Gesundheit der Kinder!", so Reim. "Der Zaun ist nötig", betonte sie. Auch Michael Kollatz (SPD) sprach sich für den Zaun als eine "kostengünstige Maßnahme" aus, um der Gefährdung der Schüler zu begegnen.
Beate Meyer (CSU) schloss sich an: "Ein Zaun ist sinnvoll, um die Leute abzuhalten. Muss denn erst etwas passieren?"
So wurde entschieden
Bei der anschließenden Abstimmung über den Zaun-Vorschlag des Bürgers stellte sich eine Mehrheit des Bezirksausschusses hinter diesen und befürwortete einen Zaun auf dem Mittelstreifen vor der Schule.
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